Mit dieser Rolle tritt sie endgültig aus dem Schatten ihres berühmten Vaters Johnny Depp. Lily-Rose Depp ist das dunkle Herz der Neuauflage von „Nosferatu – der Untote“, über ein Jahrhundert nachdem das deutsche Stummfilm-Original von F. W. Murnau 1922 für Gänsehaut gesorgt hatte. Die 25-Jährige spielt die frisch verheiratete Ellen Hutter, die in ihrem düsteren deutschen Dorf 1838 von Albträumen gequält wird. Diese werden wahr, als ihr Mann Thomas Hutter (Nicholas Hoult) nach Transsylvanien reisen muss und dort auf den Vampir Graf Orlok trifft. Der KURIER traf die Schauspielerin zum Interview.
KURIER: Was hat Sie an der Rolle der Ellen gereizt?
Lily-Rose Depp: Wie komplex diese Frau ist. Auf der einen Seite ist da diese Finsternis in ihr. Auf der anderen Seite hat sie diese Menschlichkeit und Güte in sich. Hinzu kommt Ellens Entwicklung. Am Ende des Films ist sie eine ganz andere Frau, als sie es am Anfang war.
Haben Sie fürs Rollenstudium sich die Vorgängerfilme angeschaut – das Original mit Max Schreck oder den Werner-Herzog-Film mit Klaus Kinski als Vampir?
Natürlich habe ich sie mir angeschaut. Allerdings nicht unbedingt als Rollenstudium, sondern weil ich ein Film-Fan bin und solche ikonischen Klassiker liebe! Sie sind einfach wundervolle Filme.
Inwiefern entscheidet sich Ihr „Nosferatu“ von seinen Vorgängern?
Zwar sind auch bei uns dieselben Elemente enthalten, aber unser Film wird primär aus der Sicht von Ellen erzählt. Und natürlich fand ich das besonders aufregend, weil meine Rolle deshalb noch viel komplexer geworden ist (lacht).

Der Filminhalt ist über 100 Jahre alt. Gibt es darin trotzdem eine Botschaft, die für uns heute noch relevant ist?
Es ist ein Kampf von Gut gegen das Böse, gegen dunkle Mächte. Im Fall von Ellen findet derselbe Kampf in ihrem Inneren statt. Dazu muss sie gegen eine Gesellschaft kämpfen, die ihr keine Unterstützung gibt, weil sie anders ist. Ich denke, dass sich viele daraus für ihr eigenes Leben eine Botschaft herausziehen können.
Und welche Botschaft wäre es für Sie?
Für mich geht es darum, wie man in sich geht und sich am Ende so akzeptiert, wie man wirklich ist. Niemand ist perfekt und es gibt immer Dinge, auf die man nicht stolz ist. Doch dafür sollte man sich nicht schämen, man sollte es als Teil seiner eigenen Einzigartigkeit sehen.
Sie glauben also, dass jeder von uns eine dunkle Seite in sich hat?
Natürlich – der eine mehr, der andere weniger. Doch das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. Im Gegenteil. Es liegt an jedem Menschen selbst, seine innere Dunkelheit zu überwinden und es als Antrieb zu nutzen, Gutes zu tun.
Im Film wird Liebe als eine Sucht dargestellt, für die man Opfer bringen muss. Wie sehen Sie das persönlich?
Grundsätzlich sind wir alle sehr vielschichtige Wesen, insbesondere beim Thema Liebe. In der heutigen Zeit kann man viel leichter über die Komplexität seiner Bedürfnisse reden. Und man kann verschiedene Seiten von sich erforschen und experimentieren. Wenn ich daran denke, zu welcher Zeit unser Film spielt – da gab es für Frauen eigentlich gar keine Möglichkeiten, sich zu entfalten.

Sie stehen mehr denn je im Rampenlicht. Wie gehen Sie mit Ihrem zunehmenden Ruhm um?
Ruhm ist nun einmal Teil meines Berufs. Doch als Schauspielerin muss ich glaubhaft zu meiner jeweiligen Rolle werde. Das geht nur, wenn ich als Privatmensch möglichst anonym lebe. Deshalb ist es das Wichtige für mich, meine Privatsphäre zu schützen und sicherzugehen, dass ich so bleibe, wie ich bin!
Gab es eine Situation in Ihrem Leben, wo Sie an Ängsten gelitten haben, die Sie gelähmt haben?
Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Unsere inneren Ängste zu überwinden, gehört zum Leben mit dazu. Nur dadurch wächst man und entwickelt seinen Charakter. Das Leben ist voller Hindernisse, die man überwinden muss. Nur so lernt man sich wirklich kennen und kann sein eigenes Potenzial voll ausreizen.
Horrorfilme sind seit über hundert Jahren bei den Zuschauern populär. Können Sie sich das erklären?