KURIER-Interview

Hugh Grant: „Wir sind alle im tiefen Inneren grausame, fiese Biester“

Er galt lange als der King der romantischen Komödien. Doch in den letzten Jahren versucht Hugh Grant alles, von diesem Image wegzukommen.

Teilen
Hugh Grant spielt jetzt lieber Bösewichte.
Hugh Grant spielt jetzt lieber Bösewichte.Richard Shotwell/Invision/AP/dpa

Er galt lange als der King der romantischen Komödien. Doch in den letzten Jahren versucht Hugh Grant alles, von diesem Image wegzukommen. Er nahm dafür sogar in Filmen wie „Dungeon & Dragons“ am liebsten Bösewicht-Rollen an. Doch in keiner seiner Rollen war der 64-Jährige erschreckender als in seinem neuen Film „Heretic“. Er spielt in dem Horror-Thriller einen unheimlichen Hausbesitzer, bei dessen Anblick allein der Zuschauer in böser Vorahnung bereits eine Gänsehaut bekommt. Diese ist berechtigt, wie auch zwei junge Mormoninnen erfahren müssen, die von Grants Mr. Reed für einen missionarischen Plausch in sein abgelegenes Heim hineingebeten werden.

Berliner KURIER: Was hat Sie an dieser, mal vorsichtig ausgedrückt, ungewöhnlichen Rolle gereizt?

Hugh Grant: Der Typ ist düster, böse und verdorben – witzig, aber wiederum eigentlich gar nicht witzig. Er hat Charme, mit dem er seine teuflische Seite überspielt - zumindest am Anfang. Ich wusste sofort „Mit der Rolle kannst du Spaß haben!“, weshalb ich auch sofort zugesagt habe.

Spaß? Der Typ ist, ohne zu viel vom Film zu verraten, ein echtes Monster!

Aber es ist genau diese Grausame an ihm und wo das herkommt, was mich als Schauspieler an dieser Rolle anzieht. Und auch Zuschauer sind oft mehr von Bösewichten fasziniert als von guten Typen im Film.

Hugh Grant in seiner Rolle als Mr. Reed im Horrorfilm „Heretic“.
Hugh Grant in seiner Rolle als Mr. Reed im Horrorfilm „Heretic“.Landmark Media/Imago

Warum glauben Sie, ist das so?

Für mich bedeutet das, dass wir irgendwie alle im tiefen Inneren grausame, fiese Biester sind, die sich hinter einem Schleier der Zivilisation verbergen.

Bereitet man sich anders auf eine Bösewicht-Rolle vor, als auf die des Helden aus einer romantischen Komödie?

Nein. Ich bereite mich auf jede Rolle genau gleich vor. Ich versuche, mich in meine Filmfigur hineinzuversetzen und denke mir eine Background-Story für sie aus. Ich muss mir selbst erklären, warum sie so denkt, wie sie denkt und so handelt, wie sie handelt.

Und was hat Mr. Reed zu einem Scheusal werden lassen?

Meine Theorie ist, dass er in seiner Vergangenheit bei Frauen überhaupt kein Glück hatte und sich deshalb an ihnen rächen will. Deshalb hat er sich auch für seine Opfer ein abgrundtief böses Katz-und-Maus-Spiel ausgedacht, weil er mit ihren Ängsten spielen und sie quälen will.

Gibt es etwas im Leben, was Ihnen persönlich Angst macht?

Der Gedanke, dass es eine andere Dimension geben könnte, in der Geister existieren. Ich habe nie an so etwas geglaubt, bis ich eines Nachts in einem Schloss in England einem Gespenst begegnet bin. Und ehe Sie fragen: Nein, ich war stocknüchtern!

Was genau haben Sie denn gesehen?

Es war so eine Art buntes Licht auf dem Boden, das durch mich hindurch geschwebt ist, den Flur entlang und dann durch die Wand in ein Schlafzimmer hinein. Als ich es morgens der Schlossbesitzerin erzählt habe, wusste sie sofort, wovon ich rede. Das Gespenst spukt wohl schon seit Hunderten von Jahren im Schoss rum. Es war einmal eine Herzogin oder so etwas, der etwas Schreckliches passiert ist.

Und seither glauben Sie wirklich an Geister?

Ja! Und ich habe extreme Angst vor ihnen! Genauso wie vor dem Teufel. Ich habe nämlich das Buch „Der Exorzist“ gelesen, als ich noch viel zu jung dafür war. Bis heute habe ich alle zwei Monate noch Albträume, in denen ich vom Teufel gejagt werde. Meine Frau sagt immer, dass ich dann im Schlaf sehr unmännliche Laute von mir gebe. Ich wimmere.

Hugh Gran mit seiner Ehefrau Anna Eberstein.
Hugh Gran mit seiner Ehefrau Anna Eberstein.Abacapress/Imago

Bei Ihnen ist es immer schwer zu sagen, ob Sie mit ihren Sprüchen scherzen. Neulich haben Sie zum Beispiel behauptet, dass Sie sich nach dem Nachhausekommen vor ihren Kindern auf dem Klo verstecken.

(lacht): Das war ein Scherz. Ich freue mich schon, wenn ich heute Abend nach Hause komme. Ich liebe es, wenn mir meine Kids in den Arm springen, weil sie sich freuen, mich zu sehen! Besonders meine Jüngste (die sechsjährige Blue) drückt mich immer total fest an sich. Da geht mir das Herz auf.

Jetzt klingen Sie wieder wie der charmante Hugh Grant, wie man ihn aus seinen romantischen Komödien kennt und liebt. Stört es Sie, dass Ihnen bis heute dieses Image anhaftet?

Es irritiert mich, wenn Leute es nicht bemerkt haben, dass ich in den letzten 10 Jahren nur noch Freaks, Monster, komische Typen oder sogar einen Killer gespielt habe. Mir werden auch nur noch solche Rollen in letzter Zeit angeboten,

Warum eigentlich?

(verzieht keine Miene): Wahrscheinlich, weil mein Gesicht inzwischen aussieht wie ein versohlter Hintern. Aber im Ernst, ich bin noch nie glücklicher mit meiner Karriere gewesen als in den letzten acht Jahren. Endlich kann ich mal Film-Charaktere kreieren, die weit weg von meiner eigenen Persönlichkeit sind…oder vielleicht auch nicht (grinst).