Scheidungskrieg nach 23 Ehejahren und dann die große Frage: Wer kriegt den Hund? Was so leicht klingt, kann auf den letzten Ehe-Metern echt in Terror ausarten. „Und wer nimmt den Hund?“ – so heißt dann auch das Stück, in dem sich Marion Kracht („Diese Drombuschs“) und Michael Roll („Lena Lorenz“) in der Komödie am Kurfürstendamm mit Witz und Wahn wie auf Kommando heftig ineinander verbeißen. Natürlich mit Trennungscoach und allem Pipapo.
Am 13. Oktober hat die Inszenierung von Hausherr Martin Woelffer Premiere. Dieses Mal im Ernst-Reuter-Saal in Berlin-Reinickendorf. Denn die Komödie am Kurfürstendamm ist immer noch ohne eigenes Theater. Der Neubau am Kurfürstendamm verzögerte sich zuletzt weiter. Marion Kracht betrachtet das unwürdige Berliner Bau-Schauspiel im Berliner KURIER mit Sorge.
BK: Nun, Frau Kracht: Wie schwer ist es in diesen Tagen, in der „Komödie“ lustig zu sein?
MK: Die Insolvenz, vor der das Projekt Fürst am Kurfürstendamm stand, ist abgewendet. Für das Theater ist das jedoch nur ein Etappensieg. Denn jetzt ist wichtig, dass zügig weitergebaut wird und die Komödie hoffentlich bald wieder eine Heimat hat. Das ist für alle Beteiligten, die Theatermacher:innen, die Schauspieler:innen und das Publikum eine unmögliche Situation. Deswegen ist es umso wichtiger auf der Bühne lustig zu sein und dem Publikum zu vermitteln, wie wichtig die Komödie für Berlin ist.
BK: Was würde es denn für Sie bedeuten, wenn es dieses Theater nicht mehr gäbe?
MK: Ich fand es schon schlimm, dass diese wunderbaren Theater abgerissen worden sind, aber ich liebe es, Menschen zum Lachen zu bringen, und für mich – wie für viele Berliner:innen – wäre es eine Katastrophe.

BK: Ihre Branche ist auch durch Künstliche Intelligenz bedroht …
MK: Vor allen Dingen trifft es in erster Linie die Sprecher:innen, zumindest erst mal. Langfristig aber natürlich auch Schauspieler:innen im Allgemeinen.
BK: Warum?
MK: Auch in Filmen wird es möglich sein, Figuren zu erschaffen. Daher ist es umso wichtiger, dass uns das Theater erhalten bleibt, denn da hat die Künstliche Intelligenz keinen Platz.
BK: Sie kämpfen also weiter, zum Beispiel mit der Komödie „Und wer nimmt den Hund?“. Was macht dieses Stück von Marcus Grube so aktuell?
MK: Die Zuschauer:innen lachen gerne über die Dramen anderer Menschen, wenn es sie selbst nicht betrifft. Ich denke, dass sich das Publikum in dem einen oder anderen Moment selbst erkennt.
BK: Sie selbst sind verheiratet und Mutter zweier Söhne. Half das bei der Ausgestaltung Ihrer Rolle?
MK: Ich habe auch schon Mörderinnen gespielt. Da hatte ich kein Vorbild (lacht). Meiner Figur Doris geht es wie vielen anderen Frauen. Sie hat in ihrer Ehe sehr viel Rücksicht genommen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt. Im Laufe des Trennungsprozesses findet sie jedoch zu sich und ihrer Stärke zurück. Das hat mich an der Rolle interessiert.
BK: Was halten Sie privat von Paartherapeuten?
MK: Ich denke, man sollte sich immer Hilfe holen, wenn man sie benötigt.
BK: „Und wer nimmt den Hund?“ – was mich interessiert: Wie würde eigentlich der Hund entscheiden, wenn er könnte?
MK: Er würde dorthin wollen, wo man am häufigsten mit ihm Gassi geht und er das beste Fressen bekommt.
BK: Mit Kindern ist es oft ähnlich: Die werden bei Scheidungen auch nicht gefragt. Was wäre eine gute Lösung?
MK: Auf jeden Fall sollten sich die Eltern die Aufgaben teilen und beide gleich präsent sein.
Tickets für das Stück „Und wer nimmt den Hund?“ mit Marion Kracht in der Berliner Komödie am Kurfürstendamm gibt es ab 18,50 Euro im KURIER-Ticketshop und unter Tel. 030/88 59 11-88