Preisregen in Berlin
Deutscher Schauspielpreis für Gesine Cukrowski und Liv Lisa Fries! Panne inklusive
Bei der Verleihung des Deutschen Schauspielpreises gewann auch Thekla Carola Wied eine der begehrten Trophäen.

Der Deutsche Schauspielpreis ging in diesem Jahr an eine haushohe Favoritin. „Babylon Berlin“-Star Liv Lisa Fries durfte eine der begehrten Trophäen mit nach Hause nehmen. Die Verleihung fand wieder im trendigen Flussrestaurant und Club Spindler & Klatt in Berlin statt. Ganz pannenfrei lief der flirrende Abend aber nicht ab.
Große Aufregung am späten Freitagnachmittag am Berliner Spreeufer. Mitten in die letzten Vorbereitungen zur Verleihung des Deutschen Schauspielpreises platzte die Nachricht rein, dass die Preisträger im Internet veröffentlicht worden waren. Versehentlich! Irgendein Honk irgendeines Senders hatte wohl zu früh auf den Knopf gedrückt. Peng! Und schon war bekannt, wer die Preise gewinnt.
Obwohl der Internet-Spuk nach nur wenigen Minuten vorbei war – die Ernüchterung im Spindler & Klatt war doch groß. Zumal mehrere Nachrichtenportale den vor Sperrfrist veröffentlichten Bericht dann auch noch abschrieben.
Liv Lisa Fries ließ sich beim Schauspielpreis trotz der Panne nichts anmerken
Glücklicherweise ertrugen es die Nominierten mit Fassung – und boykottierten den festlichen Abend nicht. Im Spindler & Klatt ließ man sich nichts anmerken. Selbst Liv Lisa Fries, die durch den unseligen Vorbericht um den Genuss eines Kopf-an-Kopf-Rennens gebracht wurde, spazierte gegen 19 Uhr über den Teppich, als könne sie noch immer leer ausgehen. Eine echte Schauspielerin eben – durch und durch. Großartig!
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Neben Fries, die die Auszeichnung für ihre Hauptrolle als Charlotte Ritter in der vierten Staffel der Erfolgsserie „Babylon Berlin“ erhielt, zeichnete der Bundesverband Schauspiel (BFFS) weitere Stars aus, darunter Gerhard Liebmann. Liebmann bekam den Preis als Hauptdarsteller in dem Film „Eismayer“. Darin spielt er einen Vizeleutnant, der als härtester Ausbilder beim österreichischen Militär gilt und sich – womit man ja immer rechnen muss – in einen jungen Soldaten verguckt.
Trophäen gab es ebenfalls für Jella Haase und Dimitrij Schaad in der Kategorie „Duo“. Für ihren Auftritt in der etwas grellen, aber streckenweise sehr komischen Netflix-Action-Thrillerserie „Kleo“. Es geht darin um eine Stasi-Killerin, die komplett wegflippt.
Auch Marie-Lou Sellem gewann für ihre Nebenrolle im Film „Knochen und Namen“ eine der begehrten Auszeichnungen.
Und Franziska Wulf bekam den Preis in der Kategorie „starker Auftritt“ im Coming-of-Age-Film „Sonne und Beton“. Das Werk erzählt vom Aufwachsen in der berüchtigten Berliner Gropiusstadt. Dort wuchs in den 70er-Jahren auch Christiane F. auf.

Und dann gab es noch die Ehrenpreise. Der fürs Lebenswerk ging um Punkt 21.44 Uhr an Thekla Carola Wied („Ich heirate eine Familie“). Die 79-Jährige hatte zur Preisverleihung fast ihre komplette echte Familie mitgebracht, juchzte: „,Ich heirate eine Familie‘ hat mir viele Türen geöffnet und dafür bin ich dankbar.“
Gesine Cukrowski warnte beim Schauspielpreis vor Künstlicher Intelligenz
Ihr Erfolg beim großen Publikum, so Thekla Carola Wied, sei vor allem auf ihr Naturell zurückzuführen: „Ich gehe auf Menschen zu!“ Das machte sie dann auch auf der Bühne und umarmte ihre Gönnerin, die große Berliner TV-Produzentin Regina Ziegler, gleich mehrfach.
Ehrenpreise erhielten zudem die Schauspielerin Gesine Cukrowski und die Moderatorin Silke Burmester, die sich mit ihrer Kampagne „Let's Change The Picture“ für ein zeitgemäßeres Altersbild von Frauen in Film und Fernsehen engagieren.

Kontrast-Thema des locker-glamourösen Abends war der Hollywood-Streik. „Wir sind nahe dran“, sagte Gesine Cukrowski dem Berliner KURIER mit Blick auf die Bedrohung der Branche durch künstliche Intelligenz (KI). KI würde bereits im Synchronbereich viele Stellen überflüssig machen, so könne man zum Beispiel mithilfe von KI die englischsprechende Angelina Jolie Deutsch reden lassen und brauche dann keine deutsche Synchron-Sprecherin mehr.
Cukrowskis Kollegin Katja Weitzenböck meinte: „Das ist gerade überall ein großes Thema bei uns, auch wenn ich nicht alles schlechtreden will, was KI leistet.“ Und der Berliner Ex-„Tatort“-Kommissar Dominic Raacke versicherte dem KURIER, die Streikenden Schauspieler und Drehbuchautoren in Hollywood hätten seine volle Unterstützung.
Der Deutsche Schauspielpreis wird jährlich vom Bundesverband Schauspiel gemeinsam mit der Agentur La Maison Films vergeben. Die Auszeichnung wurde während der Berlinale 2012 zum ersten Mal verliehen. Sie soll Menschen ehren, die sich um die Entwicklung der Schauspielkunst verdient gemacht haben. Entscheidend ist aber: Hier werden Schauspielerinnen und Schauspieler von Schauspielern geehrt. Dem Verband gehören rund 4000 Darstellerinnen und Darsteller an.
Die Preisträgerinnen und Preisträger Deutscher Schauspielpreis 2023:
Dramatische Hauptrolle: Liv Lisa Fries in „Babylon Berlin“ 4. Staffel
Dramatische Hauptrolle: Gerhard Liebmann in „Eismayer“
Dramatische Nebenrolle: Marie-Lou Sellem in „Knochen und Namen“
Komödiantische Rolle: Ulrike Kriener in „Einfach mal was Schönes“
Episodische Rolle: Ursula Werner in „Doktor Ballouz – Leere Seiten“
Duo: Jella Haase & Dimitrij Schaad in „Kleo“
Starker Auftritt: Franziska Wulf in „Sonne und Beton“
Nachwuchspreis: Devrim Lingnau in „Die Kaiserin“
Synchronpreis „Die Stimme“: Maresa Sedlmeir
Fairnesspreis von BFFS und ver.di FilmUnion: Shole Pakravan
Therese-Giehse-Preis: Annemarie Brüntjen in „Der gute Mensch von Sezuan“ am Nationaltheater Mannheim und Amelle Schwerk in „Peer Gynt“ am Staatstheater Hannover
Ensemblepreis: das Ensemble von „Sonne und Beton“ mit den Casterinnen Ulrike Müller, Jacqueline Rietz, Kathleen Wnendt und Ada Görkem
Ehrenpreis Lebenswerk: Thekla Carola Wied
Ehrenpreis Inspiration: Gesine Cukrowski und Silke Burmester für die Initiative „Let's Change The Picture“