Weniger als alle 4 Minuten erlebt eine Frau in Deutschland partnerschaftliche Gewalt. Im Jahr 2024 wurden 132 Frauen durch ihren (Ex-)Partner getötet, 308 Frauen wurden Opfer von (versuchtem) Mord oder Totschlag. Oft bleiben diese Gewalttaten von Männern gegenüber Frauen aber unsichtbar. Genau das soll und muss sich ändern.
Janin Ullmann im Kampf um Beendigung der Gewalt gegen Frauen
Am heutigen Dienstag (25. November) ist der Internationale Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen. Ein Tag, der dieses so wichtige Thema verstärkt ins Licht rückt. Schweigen ist keine Option. Auch nicht für Moderatorin Janin Ullmann (44), die sich zusammen mit L’Oréal Paris, UN Women Deutschland e.V. und der Drogeriemarktkette dm dafür einsetzt, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt zu schärfen und Menschen dazu zu befähigen, aktiv gegen Belästigung und Gewalt einzuschreiten.
Janin brennt für das Thema, das ist während des Gesprächs mit dem Berliner KURIER am Aktionstag deutlich zu merken. „Ich bin deswegen so voller Leidenschaft dabei, weil ich es wichtig finde, zu zeigen, dass wir Frauen das nicht mit uns machen lassen. Und dass es sich auch bei Gewalt, die man nicht sieht, um Gewalt handelt. Oft denkt man sich als Frau, vielleicht war ich ja selber schuld. Das kenne ich auch von mir. ‚Was habe ich denn gemacht, dass das jetzt passiert ist? Hatte ich einen zu kurzen Rock an? Habe ich zu viel Make-up getragen? Habe ich was Doofes gesagt?‘ Nein, wenn uns Frauen so etwas passiert, sind wir nicht schuld. Schuld ist der Täter!“, sagt sie.
Die Moderatorin hat selbst schon sexuelle Belästigung erlebt
An diesem Aktionstag, der in der dm-Filiale in der Berliner Tauentzienstraße stattfindet, geht es vordergründig um sexuelle Belästigung in öffentlichen Räumen. Die bittere Wahrheit: 80 Prozent aller Frauen haben bereits sexuelle Belästigung erlebt, aber nur bei 25 Prozent wurde von außen geholfen. Die meisten Menschen wissen einfach nicht, was zu tun ist, wenn sie eine brenzliche Situation mitbekommen.
Auch Janin hat schon viele Momente erlebt, in denen sie Hilfe benötigt hätte – entweder weil sie selbst oder eine andere Frau betroffen war. „Ich bin selbst schon sehr häufig von sexueller Belästigung betroffen gewesen. Erst in diesem Jahr wurde ich in Köln von einem Mann verfolgt, der nicht von mir ablassen wollte. Irgendwann habe ich ihm deutlich gesagt, dass er damit aufhören soll und ihm mit der Polizei gedroht. Ich war Gott sei Dank kurz vor meinem Hotel und bin dann schnell rein gegangen. Ein anderes Mal habe ich miterlebt, wie auf offener Straße eine Frau von einem Mann körperlich angegriffen wurde. Ich habe zu ihm rüber gerufen, dann hat er mir gedroht: ‚Pass auf, du bist gleich die Nächste!‘ Daraufhin habe ich andere Männer angesprochen, dass sie helfen sollen, aber die haben die bedrohliche Situation gar nicht wahrgenommen..“
Deswegen appelliert Janin ganz klar an die Männer: „Wir brauchen eure Unterstützung, wir brauchen euch als Verbündete!“

Frauen sollten nicht aushalten müssen
Janin kann verstehen, wenn man sich in solchen Momenten ohnmächtig fühlt und in Schockstarre gerät. „Man möchte sich ja auch nicht selbst in Gefahr bringen. Es gibt aber trotzdem Möglichkeiten, wie man einer anderen Frau helfen kann.“ Erfahren Sie hier mehr über die 5D-Methode, um selbst aktiv zu werden!
„Wir halten als Frauen viel aus, aber das müssen wir nicht. Wir sollten nichts aushalten müssen! Wenn man das Gefühl hat, da stimmt was nicht, dann stimmt da auch was nicht. Auf seinen Instinkt zu hören und zu sagen ‚Stopp, du überschreitest gerade eine Grenze‘, ist sehr wichtig“, so Janin.
Die Moderatorin will laut sein und fordert auch andere Menschen dazu auf. Und sie will das Problem an der Wurzel packen, scheut sich nicht davor, dieses zu benennen. „Ich sage ganz klar: Erzieht eure Söhne! Die Problematik fängt in der Erziehung von Jungs an, nicht bei den Frauen. Es muss schon früh beigebracht werden, wie man respektvoll mit anderen Menschen umgeht?“
Der Skandal um Aleks Petrovic und „Temptation Island VIP“
Das Interview mit Janin könnte gerade gar nicht passender sein. Die Situation, dass Männer abfällig über andere Frauen reden und Grenzen überschreiten, musste sie als Moderatorin bei „Temptation Island VIP“ mit ansehen. Im Netz sorgte der Skandal rund um Aleks Petrovic (34) und seinen respektlosen Umgang mit den Verführerinnen und seiner Verlobten Vanessa Nwattu (25) für mächtig Aufsehen.
Auch Janin wird im Laufe der Staffel emotional. In der Vorschau für Folge neun ist zu sehen, wie ihr beim Lagerfeuer mit Vanessa die Tränen kommen. „Natürlich bin ich in meiner Funktion als Moderatorin erst einmal neutral und unparteiisch. Außer, es werden Grenzen überschritten, was den respektvollen Umgang miteinander in unserer Gesellschaft angeht. Ein respektvoller Umgang ist das Minimum, was man erwarten kann. Dann werde auch ich laut“, sagt sie. „Man wird sehen, dass mich das in meiner professionellen Funktion nicht kalt lässt und ich emotional sehr involviert bin.“

Mitten im Skandal wurde auch darüber diskutiert, ob RTL die Szenen, in denen Aleks Frauen mit Sekt im Mund anspuckt und seine Verlobte abwertet, lieber nicht hätte zeigen sollen. Dem widerspricht Janin aber vehement. „Das ist Quatsch! Man muss das zeigen. Nur dann kann man miteinander in den Austausch gehen und Dinge verändern. Es bringt ja nichts, wenn solche Sachen passieren, aber wir erfahren davon nichts. Das geht nicht. Mir ist es wichtig, dass wir daraus lernen. Dafür müssen wir aber zeigen, was da passiert. Dadurch können wir Debatten und einen inneren Prozess auslösen und das tun wir gerade. Man merkt das daran, dass gerade jeder darüber spricht und darüber nachdenkt: ‚Wollen wir wirklich so miteinander sein?‘ Das wollen wir doch nicht! Es ist gut, dass darüber diskutiert wird. Nur so kann eine Veränderung stattfinden.“






