Nahrungsergänzungsmittel

Vitamin-D-Präparate: Öko-Test fällt vernichtendes Urteil

Vor allem in der dunklen Jahreszeit versprechen sich viele einen Nutzen von den Mitteln. Doch der Test zeigt: Viele sind falsch dosiert und lassen wichtige Hinweise vermissen.

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Diese Vitamin-D-Präparate untersuchten die Tester.
Diese Vitamin-D-Präparate untersuchten die Tester.Ökotest

Es hat eine Sonderstellung unter den Vitaminen: Vitamin D kann unser Körper selbst bilden. Dafür braucht es allerdings die UV-B-Strahlung der Sonne, die auf die Haut trifft. Doch Sonnenlicht ist im Winter Mangelware: In den dunklen Monaten des Jahres entscheidet sich deshalb manch einer dafür, mit Vitamin-D-Präparaten nachzuhelfen – einige auf ärztlichen Rat hin, einige auf eigene Faust. Das Vitamin hilft übrigens unter anderem dabei, Kalzium und Phosphat in unsere Knochen einzubauen.

23 Vitamin-D-Präparate hat sich die Zeitschrift Öko-Test angeschaut (Ausgabe 1/2025). Was die Testerinnen und Tester dabei besonders interessierte: Wie viel Vitamin D steckt drin?

Denn das Motto „viel hilft viel“ gilt nicht, wenn es um die Dosierung von Vitamin-D-Präparaten geht. Wer auf Dauer zu viel davon zu sich nimmt, muss Öko-Test zufolge mehr als bloß „teuren Urin“ befürchten. Der Körper speichert Vitamin D ein – auf Dauer drohen Beschwerden wie Übelkeit, Bauchkrämpfe oder sogar Nierenschäden.

Die empfohlene Tagesdosis für Vitamin D liegt bei 20 Mikrogramm beziehungsweise 800 Internationalen Einheiten (I.E.). Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Verbrauchern, auf eigene Faust nur Präparate mit maximal dieser Dosis einzunehmen.

Vitamin-D-Präparate im Test überdosiert

Das Präparat mit der höchsten Dosierung im Test übersteigt die empfohlene Tagesdosis um das Fünffache: Vigantolvit Vitamin D3 Öl, Tropfen (Procter & Gamble) enthält in der maximal empfohlenen Tagesdosis 100 Mikrogramm Vitamin D. Gesamtnote: „ungenügend“.

Auch Vitamin-D-Pillen und -tropfen namhafter Marken wie Stada, Tetesept, Abtei und Doppelherz stechen durch hohe Dosierungen hervor und schneiden im Test schlecht ab. Anscheinend haben frühere negative Bewertungen von Öko-Test und Stiftung Warentest aus dem Jahr 2018 daran nichts geändert.

Vitamin-D-Tabletten sind oft zu hoch dosiert.
Vitamin-D-Tabletten sind oft zu hoch dosiert.Christin Klose/picture alliance /dpa-tmn

Im Test erfüllen lediglich zwei Nahrungsergänzungsmittel die empfohlene Tagesdosis von 20 Mikrogramm: Hübner Vitamin D3 Tropfen 800 I.E. (Gesamtnote: „gut“) und Doc Morris Vitamin D3 Tabletten 800 I.E. (Gesamtnote: „befriedigend“). Zwei weitere Präparate liegen unter der Empfehlung, wobei die Pure Encapsulations Vitamin D3 1000 I.E. Kapseln dennoch mit „gut“ bewertet werden.

Noch mit „befriedigend“ bewertet: Vitafit Vitamin D3 Kautabletten von Norma. Die Tester kritisieren jedoch den umstrittenen Süßstoff Sucralose sowie Fehler in der Deklaration. Alle anderen Nahrungsergänzungsmittel sind zu hoch dosiert.

Öko-Test bemängelt kritische Inhaltsstoffe

Einige der im Test untersuchten Vitamin-D-Präparate enthalten neben Vitamin D auch umstrittene oder ungesunde Stoffe. Dazu zählen Gelier- und Verdickungsmittel wie Carrageen und Carboxymethylcellulose, die potenziell negative Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben können. Beispielsweise ist Carrageen in den Kapseln von Abtei Vitamin D3 2100 I.E. pflanzlich enthalten, die mit der Gesamtnote „ungenügend“ bewertet wurden. Auch Phosphatverbindungen und der Süßstoff Sucralose werden von Öko-Test kritisch betrachtet, da sie im Verdacht stehen, die Nieren und das Herz-Kreislauf-System zu schädigen.

Talkum, das als Füllstoff oder Trennmittel eingesetzt wird, wurde kürzlich von der IARC, der Krebsforschungsagentur der WHO, als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Aus diesem Grund bewertet Öko-Test diesen Stoff in drei Präparaten ebenfalls negativ: in den beiden Arzneimitteln von Vigantol und Vitagamma sowie in den hoch dosierten Vitamin-D3-Tabletten von Tetesept, die mit der Gesamtnote „ungenügend“ abschneiden.

Öko-Test bemängelt zudem bei allen getesteten Nahrungsergänzungsmitteln, dass sie die Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel entweder gar nicht oder unzureichend angeben. Bei einigen Produkten fehlt auch der Hinweis, dass gesunde Menschen in der Lage sind, Vitamin D selbst zu bilden und zu speichern. Außerdem gibt es im Test teilweise Notenabzüge für Gesundheitsversprechen, die gemäß der EU-Health-Claims-Richtlinie nicht zulässig sind.

Vitamin D: Präparate einnehmen oder nicht?

Öko-Test weist darauf hin, dass die meisten gesunden Menschen keine zusätzlichen Vitamin-D-Präparate benötigen, da ihr Körper durch Sonneneinstrahlung ausreichend Vitamin D produzieren und speichern kann. Es gibt jedoch bestimmte Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel aufweisen und daher von einer zusätzlichen Zufuhr profitieren können. Zu diesen Risikogruppen gehören ältere Menschen, Personen, die sich bei Sonnenschein kaum oder gar nicht unbedeckt im Freien aufhalten, sowie Menschen mit dunkler Hautfarbe.

Obwohl eine Supplementierung für Angehörige dieser Gruppen sinnvoll sein kann, rät Öko-Test dringend dazu, sich ärztlich beraten zu lassen, um die Notwendigkeit und die richtige Dosierung festzulegen. Ohne eine ärztliche Diagnose sollte die tägliche Dosis 20 Mikrogramm auf keinen Fall überschreiten. Daher ist es wichtig, beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln genau auf die Dosierung zu achten.