Er ist so alltäglich wie mythenumwoben: der Orgasmus. Gerade für Frauen ist er manchmal schwer zu erreichen. Aber wenn man ihn erlebt, ist er doch relativ vorhersehbar. Erst kommt der Spannungsaufbau, die Kontraktionen und am Ende – die Entspannung. Doch was, wenn es mal nicht nach Schema F abläuft? Manchmal kann der Körper unerwartet reagieren. Das muss nicht immer ein Grund zur Sorge sein.
Orgasmen können Kopfschmerzen auslösen
Ein kurzer Genussmoment, dann von jetzt auf gleich rasende Kopfschmerzen. Das passiert vor allem Männern und Migräne-Patienten, so Dr. Frese von der Klinik und Poliklinik für Neurologie im Universitätsklinikum Münster. Meistens klingt der Schmerz nach ein paar Minuten wieder ab, manchmal kann er aber Stunden oder sogar Tage andauern. Was die Kopfschmerzen auslöst, ist nicht ganz sicher, aber die meisten Experten gehen davon aus, dass es mit dem plötzlichen Anstieg des Blutdrucks zu tun hat, den der Körper beim Sex erlebt.
Meistens sind diese Kopfschmerzen nach dem Sex kein Grund zur Besorgnis. In manchen Fällen können sie aber auf ein tiefer liegendes körperliches Problem hindeuten. Die Mayo Clinic, eine US-amerikanische Non-Profit-Organisation für medizinische Forschung, rät, bei zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit und Nackenschmerzen, am besten einen Arzt aufzusuchen.
Neurologe Dr. Peter Tonn vom Neuropsychiatrischen Zentrum Hamburg-Altona weist außerdem in der Men’s Health darauf hin, dass man sofort den Notarzt aufsuchen sollte, wenn der Kopfschmerz explosionsartig während des Orgasmus auftritt. Denn das könnte ein Anzeichen eines Aneurysmas sein.
Nach dem Orgasmus kullern die Tränen
Man hat gerade den Höhepunkt hinter sich, kommt langsam wieder in der Realität an – und plötzlich kullern Tränen übers Gesicht. Woran liegt’s? Ganz sicher weiß man’s nicht, aber wenn man bedenkt, wie viel körperlich und psychisch beim Sex passiert, ist es gar nicht mal so selten, nach dem Orgasmus zu weinen.
Das Phänomen nennt sich „Postkoitale Müdigkeit“ oder „Postkoitale Dysphorie“, und auch wenn es naheliegt, deutet das nicht unbedingt auf Beziehungsprobleme hin. „Es passiert meistens im Kontext enger und liebender Beziehungen und ist tatsächlich mit glücklichen Gefühlen verkuppelt“, so Sex-Therapeutin Vanessa Mintz in der Huffington Post. Auch Opfer sexueller Traumata (wie sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen) können weinen, selbst nach gutem Sex.
Wer andauernde Scham- oder Schuldgefühle oder Traurigkeit im Zusammenhang mit Sex hat, für den kann auch eine Psychotherapie empfehlenswert sein, um diese Gefühle zu erörtern. Akut hilft im Moment postkoitaler Dysphorie nur „Aftercare“, also dass sich der Partner emotional und körperlich um die dysphorische Person kümmert.
Hatschi! Komische Orgasmus-Verwirrung löst Nieser aus
Mehr seltsam als besorgniserregend: Haben Sie auch schon mal beim Sex geniest? Warum das manchmal passieren kann, ist nicht ganz klar, Forscher vermuten aber, dass es sich um eine Fehlkommunikation des Nervensystems handelt, das für Reflexe wie Niesen, aber eben auch sexuelle Erregung zuständig ist.
Wenn der Orgasmus krank macht: Bei Grippe-Symptomen vorsichtig sein
„Post-Orgasmic-Illness-Syndrom“ (POIS) ist eine sehr seltene Störung, die ausschließlich Männer betreffen kann. Wer nach dem Orgasmus Grippe-ähnliche Symptome erlebt (Fieber, Abgeschlagenheit, verstopfte Nase etc.), sollte einen Arzt aufsuchen. Über POIS ist nicht viel bekannt, manche Forscher vermuten allerdings, dass es eine Autoimmunerkrankung ist bzw. einer Allergie gegen das eigene Sperma.
Die Symptome können einige Stunden oder sogar Tage andauern und sind jenseits dessen zwar nicht gefährlich. POIS ist aber oft eine psychische Belastung, die dazu führt, dass Betroffene sexuelle Aktivität meiden. ■