Es gibt wohl kaum eine Jahreszeit, in der wir so häufig an Flughäfen sind wie im Sommer. Das zeigt schon allein das riesige Angebot von Billigfliegern wie Ryanair: Von Berlin aus starten täglich fünf Flüge allein nach Palma de Mallorca, das Lieblingsurlaubsziel der Deutschen. Auf beiden Seiten arbeiten eine Menge Mitarbeiter, deren Alltag extrem durchgetaktet sein muss, damit bei uns nichts schiefläuft. Einer davon hat gegenüber der Mallorca Zeitung anonym darüber ausgepackt, wie das Erlebnis von seiner Seite aus aussieht – und gibt Urlaubern ein paar praktische Tipps.
Arbeitsalltag am Flughafen: Das machen Angestellte von Ryanair jeden Tag
Der 24-jährige Ryanair-Mitarbeiter hinter dem Pseudonym Carlos Ortega ist seit mittlerweile zwei Monaten für das Boarding der Passagiere am Flughafen Palma auf Mallorca zuständig und muss sich auch darum kümmern, dass der Abflug reibungslos abläuft. Damit hat er große Verantwortung: Er schuldet es nicht nur den Passagieren, dass sie gut ankommen, sondern auch Ryanair, dass sich der Flug nicht so sehr verspätet, dass sie den Passagieren Entschädigungen zahlen müssen. Bei mehr als drei Stunden Verspätung beläuft sich das nämlich auf 250 Euro pro Passagier.
Täglich betreuen Ryanair-Angestellte drei Abflüge. Das bedeutet konkret: Carlos Ortega muss bei jedem Flug organisatorische Pflichten übernehmen, wie etwa die exakte Ankunftszeit und die Einstiegszeiten der Fluggäste zu notieren, aber eben auch vor dem Abflug Pässe und Tickets kontrollieren.

Tipp vom Flughafen-Mitarbeiter: Kein Stress bei Tippfehlern
Der anonyme Ryanair-Mitarbeiter hat natürlich gleich auch ein paar praktische Tipps für die gestressten Fluggäste im Gepäck. Ihm ist zum Beispiel aufgefallen, dass viele Passagiere besorgt sind, wenn sich im Eifer des Gefechts beim Flugticket-Kauf ein Tippfehler einschleicht. Schließlich ist man am Flughafen sehr penibel, oder? Da kann Carlos Ortega Sie aber beruhigen: Ganz so streng ist es gar nicht. Tatsächlich werden beim Flugticket wohl bis zu drei abweichende Buchstaben toleriert.
Tipp für Mallorca-Urlauber: Die Ensaimadas-Regelung
Im vergangenen Jahr gab es einen großen Streit um die beliebten Schmalzschnecken Ensaimadas, die Passagiere aus dem Urlaub mitbringen wollten. Hier hat der Ryanair-Mitarbeiter gute Nachrichten: Die Regelung ist, dass pro Passagier zwei Ensaimadas im Handgepäck mitgenommen werden dürfen. Er hat auch den Erfahrungswert, dass sich die Touristen oft auch untereinander aushalfen. Wenn Sie also so gar nicht genug bekommen können: Vielleicht findet sich ja in der Schlange zum Boarding noch jemand, der sein Ensaimadas-Kontingent noch nicht ausgeschöpft hat.
Hier lässt sich als Passagier nichts rütteln: Das Gate muss zu bleiben
Es geht am Flughafen oft also nicht ganz so streng zu, wie Passagiere es häufig befürchten, und viele Mitarbeiter kommen Passagieren gerne entgegen. Bei manchen Sachen müssen sie allerdings streng sein. Ist ein Gate zum Beispiel geschlossen – dann ist es wirklich geschlossen. „Sobald der Flug im System geschlossen ist, existiert man als Passagier gar nicht mehr“, erklärt der Ryanair-Mitarbeiter.
Hier schlägt er einen ernsten Ton an. Denn in solchen und anderen Situationen habe er schon in der kurzen Zeit, die er beim Boarding arbeitet, schon viel Hass erfahren müssen. Durch seine vorherigen Arbeitserfahrungen im Kundenservice, könnte er damit zwar gut umgehen. Er bittet jedoch Fluggäste um Verständnis und Empathie für die Angestellten auch in unerwarteten Situationen: „Man ist ja nicht nur Mitarbeiter einer Airline, sondern vor allem erst mal Mensch.“ ■