Seltsame Redewendung

Warum sagen wir eigentlich „zwischen den Jahren“? Hätten Sie‘s gewusst?

Im Volksmund werden die Tage zwischen Weihnachten und Silvester auch „zwischen den Jahren“ genannt. Doch woher kommt diese Bezeichnung eigentlich?

Author - Stefan Doerr
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Die Vorfreude auf Silvester wächst – doch warum heißt die Zeit bis dahin„zwischen den Jahren“?
Die Vorfreude auf Silvester wächst – doch warum heißt die Zeit bis dahin„zwischen den Jahren“?imagebroker/epd

„Sehen wir uns denn zwischen den Jahren?“ Die Redewendung für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr klingt nicht nur seltsam! Auch ist nicht auf Anhieb erkennbar, woher die Bezeichnung „zwischen den Jahren“ kommt, obwohl es um Tage innerhalb eines Kalenderjahrs geht. Was bedeutet der Begriff eigentlich wirklich?

Denn ursprünglich meinte dieser Begriff tatsächlich eine Zeitspanne, die weder eindeutig dem alten noch dem neuen Jahr zugeordnet werden konnte. Allerdings drehte es sich nicht um die Tage von Weihnachten bis Silvester. Im Mittelalter war nämlich der Jahresbeginn nicht eindeutig festgelegt.

Wirbel um mehrere Neujahrstage

Mancherorts begann das Jahr zu Weihnachten am 25. Dezember, andere legten den Neujahrstag auf den 6. Januar, den Tag der Taufe von Jesus, heute der Dreikönigstag. Es gab sogar Orte, wo das neue Jahr erst am 25. März begann. Am 25. März erschien der Bibel nach ein Engel Maria und verkündete, dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen wird.

Papst Innozenz XII. legte 1691 den Neujahrstag auf den 1. Januar fest.
Papst Innozenz XII. legte 1691 den Neujahrstag auf den 1. Januar fest.piemags/Imago

In manchen Regionen herrschte sogar die totale Verwirrung, weil mehrere Neujahrstage gleichzeitig existierten. So wurde im gleichen Ort innerhalb weniger Tage mehrmals Neujahr gefeiert. Weil also lange Zeit nicht klar war, wann denn nun Heiligabend und wann Neujahr ist, entstand die Redewendung „zwischen den Jahren“. Erst 1691 legte Papst Innozenz XII. nach all dem Wirbel um den Jahreswechsel endlich fest: Neujahr ist der 1. Januar! Trotzdem hielt sich die Erinnerung an die verschiedenen Neujahrstage in der Bevölkerung, so blieb auch „zwischen den Jahren“ im Volksmund erhalten.

Verbindung zu Rauhnächten möglich

Eine weitere Bedeutungsebene liefert die Tradition der Rauhnächte, die vom 21. Dezember (Wintersonnenwende) bis zum 6. Januar dauern. Diese zwölf Nächte galten als eine mystische Zeit außerhalb des regulären Kalenders, in der die normalen Gesetze der Zeit aufgehoben zu sein schienen. Sie markieren den Übergang von der Dunkelheit des alten Jahres zur Helligkeit des neuen.

Für viele fühlt sich der Ausdruck „zwischen den Jahren“ auch einfach passend an für die Art Schwebezustand und Ruhephase nach dem Weihnachtsfest und vor der Silvester-Party. Den Leerlauf nutzen viele gerne zum Entspannen mit der Familie und Freunden und um einen ersten Blick zu wagen auf das neue Jahr, zum Beispiel mit Neujahrsvorsätzen. ■