1,4 Mio. in Behandlung

Diese fünf Trinker-Typen gibt es. Mit TEST: Sind Sie schon ein Alkoholiker?

Das Glas zu viel – das kennen viele und nehmen auch mal einen Kater in Kauf. Wenn aus „mal“ mehr wird und man mehr Probleme in Kauf nimmt, weil man trinken möchte, ist man womöglich alkoholkrank.

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Eine Batterie hochprozentiger Alkoholiker: Zu viel davon führt in die Abhängigkeit.
Eine Batterie hochprozentiger Alkoholiker: Zu viel davon führt in die Abhängigkeit.Future Image/imago

Mein Vater war Alkoholiker – ein schwerer Quartalssäufer. Vor allen Dingen Bier. Dass ich bis heute kein Bier mag und trinke, führe ich auf ihn zurück. In meinem Kopf gibt es eine Sperre, die bei Bier Nein sagt. Hunderttausende Deutsche haben so etwas aber nicht. Laut einer Hochrechnung der Krankenkasse Barmer waren im Jahr 2023 mehr als 1,4 Millionen Menschen wegen Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Zum Anstoßen, zum Essen, zum Herunterkommen – ach einfach so. Es gibt viele Gründe, Alkohol zu trinken. Doch der Konsum birgt Risiken. Wie erkenne ich, dass ich Alkoholiker bin?

Es gibt verschiedene Arten von Trinkern und Alkoholikern. Laut Betty-Ford-Klinik, die aus den USA kommt, aber auch im bayerischen Staatsbad Bad Brückenau Suchtkranke therapiert, gibt es fünf verschiedene Typen. Die wurden von Elvin Morton Jellinek, einem US-Physiologen und Erforscher der Alkoholkrankheit, anhand ihres Konsumverhaltens definiert.

Die sind die fünf Trinker- und Alkoholiker-Typen

Der Alpha-Trinker (Erleichterungstrinker): Bewältigt Belastungen durch Alkohol. Sie werden auch Konflikt – oder Problemtrinker genannt. Sie können eine seelische Abhängigkeit zum Alkohol entwickelt haben, können aber noch mit dem Trinken aufhören.

Der Beta-Trinker (Gelegenheitstrinker): Trinkt nur bei gesellschaftlichen Anlässen. Obwohl Beta-Trinker weder körperlich noch seelisch vom Alkohol abhängig sind, sind sie leicht zum Konsum zu verleiten und schädigen durch unverantwortliches Handeln ihre Gesundheit. Sie bekommen nicht selten Organschädigungen.

Der Gamma-Alkoholiker (Rauschtrinker): Konsumiert bis zum Rausch. Sie sind suchtkrank, können ihren Alkoholkonsum nicht mehr steuern, weder die Häufigkeit noch die Menge. Sie müssen trinken, weil ihr Körper den Alkohol verlangt. Zwischendurch können Sie aber auch wochenlang abstinent sein.

Der Delta-Alkoholiker (Spiegeltrinker): Er trinkt, um Entzugserscheinungen zu verhindern, er muss einen andauernden, ständigen Blutalkoholspiegel aufrechterhalten. Fehlt die Zufuhr von Alkohol, kommt es zu starken Entzugserscheinungen. Ohne Alkohol geht es nicht mehr.

Der Epsilon-Alkoholiker (Quartalstrinker): Erlebt mehrtägige Abstürze durch Alkohol, in der Zwischenzeit ist er abstinent. Während Alkoholphase erleiden sie einen Kontrollverlust, trinken hemmungslos und haben Erinnerungslücken. Bei meinem Vater war es noch etwas anders. Er konnte in den Zwischenzeiten Alkohol in Maßen trinken, ohne die Kontrolle zu verlieren und abzustürzen.

„Die Entwicklung einer Abhängigkeit kann bei Alkohol sehr unterschiedlich und individuell ablaufen“, erklärt Prof. Dr. Anil Batra, Psychiater und Leiter der Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung am Universitätsklinikum Tübingen, in einem Barmer-Interview. Manch einer trinke bereits in der Jugend exzessiv Alkohol und versuche, unangenehme Gefühle durch den Konsum von Alkohol zu überdecken: sei es Selbstunsicherheit, Angst oder Depressivität. „Bei anderen entwickelt sich ein gewohnheitsmäßiger Konsum durch ein Feierabendbier. Die Konsummengen steigern sich, der Übergang in einen schädlichen und abhängigen Konsum geschieht eher allmählich.“

Wie andere Erkrankungen auch entwickelt sich eine Alkoholsucht oft schleichend. Ein problematisches oder abhängiges Trinkverhalten bleibt oft lange Zeit unerkannt oder wird unterschätzt. Übrigens: Einen riskanten Konsum von Alkohol mit potenziellen schädlichen Folgen für die Gesundheit definiert die Weltgesundheitsorganisation WHO, wenn Frauen täglich mehr als zwölf Gramm Alkohol (etwa ein Glas Sekt) zu sich nehmen. Bei Männern sind es 24 Gramm – also mehr als ein halber Liter Bier.

Entscheidend für die Diagnose der Suchterkrankung oder des schädlichen Konsums von Alkohol sind etwa Kontrollverlust, Toleranzentwicklung oder Vernachlässigung von Beziehungen und anderer Aktivitäten zugunsten des Konsums. Die Menge allein spielt also nicht die entscheidende Rolle.

Alkoholismus: Testen Sie hier, ob Sie hier gefährdet sind

Eine solche Diagnose kann nur durch Mediziner gestellt werden. Wer aber überlegt, eventuell gefährdet oder betroffen zu sein, kann folgende Fragen beantworten, die das Infoportal „Kenn Dein Limit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auflistet.

1. Spüren Sie häufig einen starken Drang, eine Art unbezwingbares Verlangen, Alkohol zu trinken?

2. Kommt es vor, dass Sie nicht mehr aufhören können zu trinken, wenn Sie einmal begonnen haben?

3. Trinken Sie manchmal morgens, um eine bestehende Übelkeit oder das Zittern (zum Beispiel Ihrer Hände) zu lindern?

4. Trinken Sie in den letzten Jahren zunehmend mehr Alkohol, um eine bestimmte (gewünschte) Wirkung zu erzielen?

5. Ändern Sie Tagespläne, um Alkohol trinken zu können, bzw. richten Sie den Tag so ein, dass Sie regelmäßig Alkohol konsumieren können?

6. Trinken Sie, obwohl Sie wissen, dass der Alkoholkonsum bereits zu schädlichen körperlichen, psychischen oder sozialen Folgen geführt hat?

Wenn drei oder mehr Fragen mit Ja beantwortet werden, liege eine Abhängigkeitserkrankung nahe. Alternativ könne auch ein Selbsttest Aufschluss geben. Den finden Sie zum Beispiel auf der Internetseite der Barmer. Elf Testfragen helfen Ihnen dabei, Ihre Trinkgewohnheiten zu beurteilen und Ihr persönliches Risiko einzuschätzen.

Hier finden Sie im Internet Beratungsstellen

Wer an einer Alkoholabhängigkeit leidet, benötigt in der Regel Hilfe. Neben dem Hausarzt sind Suchtberatungsstellen wichtige Anlaufstellen. Über das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen bekommt man eine Übersicht von Beratungsstellen in der Region. Sie informieren und beraten nicht nur, sondern können zum Beispiel auch eine Entzugsbehandlung vermitteln sowie bei der Suche nach einem Therapieplatz oder einer Selbsthilfegruppe unterstützen.

Um die Krankheit effektiv behandeln zu können, gibt es die sogenannte qualifizierte Entzugsbehandlung, so das Bundesministerium für Gesundheit. Sie besteht aus mehreren Elementen:

Körperliche Entzugsbehandlung: Hierbei wird der Körper, in der Regel stationär, vom Alkohol entgiftet – bei Bedarf unterstützt von Medikamenten.

Im April vergangenen Jahres eröffnete in Berlin die Hauptgeschäftsstelle der Anonymen Alkoholiker e.V. (AA). Zur Eröffnung begrüßte AA-Vorsitzender Jürgen Höß Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen.
Im April vergangenen Jahres eröffnete in Berlin die Hauptgeschäftsstelle der Anonymen Alkoholiker e.V. (AA). Zur Eröffnung begrüßte AA-Vorsitzender Jürgen Höß Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen.KreativMedia Press/imago

Behandlung von psychischen und körperlichen Begleit- und Folgeerkrankungen sowie Unterstützung bei sozialen Problemen: Unter anderem mit Hilfe psychotherapeutischer Angebote lernen Erkrankte Strategien, um im Alltag ohne Alkohol zurechtzukommen.

Planung einer Langzeittherapie: Sie sollte an die qualifizierte Entzugsbehandlung anschließen, um Rückfällen vorzubeugen. Dazu gehören auch der regelmäßige Kontakt zu einer Beratungsstelle und die Therapie möglicher körperlicher und seelischer Begleiterkrankungen. Vielen hilft auch eine Selbsthilfegruppe. ■