Was als schulische Entscheidung begann, ist längst zum Politikum geworden: Ein Schüler der Grace-Hopper-Gesamtschule im brandenburgischen Teltow wollte ein Praktikum bei der Brandenburger AfD-Fraktion machen – doch der Schulleiter untersagte es. Nun steht der Pädagoge im Zentrum einer Hasskampagne, die im Netz eskaliert.
Seit Tagen wird der Schulleiter mit Beleidigungen und Drohungen überzogen, berichtet der RBB. In sozialen Netzwerken fordern Nutzer seine Entlassung, manche schreiben gar, er solle verhaftet oder aufgehängt werden.
Die Attacken begannen, nachdem die AfD-Abgeordnete Lena Kotré den Fall öffentlich machte – zunächst auf einer Pressekonferenz, dann in einem Video, das sie in den sozialen Medien verbreitete.
Das rechtsextreme Magazin Compact griff die Geschichte auf und stellte Kotrés Auftritt bei YouTube online. Über 200.000-mal wurde das Video dort angesehen – begleitet von einem Kommentarsturm, der in blankem Hass gipfelte.
In den Kommentaren heißt es, der Schulleiter habe als Pädagoge total versagt. Andere fordern, seine Kontaktdaten und die seiner Familie zu veröffentlichen. Für den Schulleiter ist die Situation bedrohlich geworden, er lehnt Interviews ab und spricht von einer gezielten Kampagne gegen sich.
Schulaufsicht hat in dem AfD-Fall Polizei eingeschaltet
Laut Kotré hatte der Schüler bereits ein früheres Praktikum bei ihr absolviert. Da die Schule eine Wiederholung untersagte, schlug sie vor, der Jugendliche könne stattdessen in der AfD-Landtagsfraktion arbeiten. Der Schulleiter blockte ab – mit dem Hinweis, es handle sich um eine rechtsextreme Organisation. Für Kotré ein Skandal, für sie sei das ein Beispiel für politische Bevormundung.
Das Bildungsministerium in Potsdam sieht das anders. Nach einer Prüfung erklärte die Schulaufsicht laut RBB, der Schulleiter habe korrekt gehandelt. Eine Schule dürfe Praktikumsstellen ablehnen, wenn sie für Schüler pädagogisch bedenklich seien.
In diesem Fall, so das Ministerium, wäre der minderjährige Schüler ohne pädagogische Begleitung einer demokratiefeindlichen Ideologie ausgesetzt gewesen. Das Ministerium erinnert daran, dass der Brandenburger AfD-Landesverband vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft ist – auch wenn die Partei dagegen klagt.
Auch aus der Landespolitik kommt Unterstützung für den Schulleiter. SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann stellte klar, Lehrkräfte müssten zwar parteipolitisch neutral bleiben, aber nicht gegenüber der Verfassung. Wer Jugendliche vor rechtsextremen Strukturen schütze, handle im Sinne des Grundgesetzes.