
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Dienstag im Weißen Haus in Washington, die US-Regierung sei „empört“ gewesen, als sie von dem Luftschlag des israelischen Militärs erfahren habe, bei dem am Montag sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation „World Central Kitchen“ getötet wurden. Unter den Opfern waren Helfer aus Polen, Großbritannien und Gaza. Das Weiße Haus erwartet, dass Israel nach der vorläufigen Prüfung des Vorfalls zügig eine tiefergehende Untersuchung durchführe, sagte Kirby.
„Wir hoffen, dass die Ergebnisse öffentlich gemacht werden und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Kirby. Die US-Regierung habe diese Haltung auch gegenüber Israel „sehr klar“ gemacht.
„Mehr als 200 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden in diesem Konflikt getötet, der damit zu einem der schlimmsten Konflikte für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in der jüngeren Geschichte zählt“, sagte Kirby. „Dieser Vorfall steht sinnbildlich für ein größeres Problem und ist Beweis dafür, warum die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen so schwierig ist.“ Die israelischen Streitkräfte müssten deutlich mehr tun, um Zivilisten und humanitäre Helfer besser zu schützen, forderte er.
Mehr als 200 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Gaza getötet
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte, US-Präsident Joe Biden habe den Gründer der Organisation, den in den USA lebenden spanischen Starkoch José Andrés, angerufen, um ihm sein Beileid auszusprechen. „Der Präsident hielt es für wichtig, den enormen Beitrag von World Central Kitchen für die Menschen in Gaza und Menschen in aller Welt zu würdigen.“
Im Gaza-Krieg gehen die USA offenbar weiter auf Distanz zu Israel, nach einer Enthaltung im UN-Sicherheitsrat, der Ende März eine sofortige Feuerpause für den Fastenmonat Ramadan in Gaza forderte. Die Vereinigten Staaten hatten sich als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates bei der Abstimmung enthalten. Damit brach Washington mit dem Grundsatz, Israel im UN-Sicherheitsrat als Vetomacht zu unterstützen.
Die Hilfsorganisation hatte am Dienstag den Tod von sieben Mitarbeitern im Gazastreifen bestätigt. Sie wurden offenbar in einem gekennzeichneten Fahrzeug gezielt aus der Luft beschossen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach in einer Videobotschaft von einem „tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen“. Man prüfe den Vorfall und werde alles tun, damit er sich nicht wiederhole.
Israels Präsident Izchak Herzog hat sich nach dem Tod mehrerer internationaler Helfer im Gazastreifen beim Gründer der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) entschuldigt. Herzog habe mit José Andrés telefoniert und ihm sein tiefes Bedauern über den „tragischen Verlust der Leben der WCK-Mitarbeiter“ ausgedrückt, schrieb der israelische Staatspräsident auf der Plattform X. Er habe dabei auch eine aufrichtige Entschuldigung ausgesprochen und den Angehörigen der Getöteten sein Beileid bekundet. „Der Präsident bekräftigte Israels Verpflichtung, humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in Gaza zu liefern und aufzustocken“, hieß es in der Mitteilung Herzogs weiter.
Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte Aufklärung von Israel
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte unterdessen Aufklärung von Israel: „Die israelische Regierung muss diesen schrecklichen Vorfall schnell und gründlich untersuchen“, schrieb die Politikerin am Dienstag auf der Plattform X. „Wir fordern die israelische Regierung erneut auf, für funktionierende Maßnahmen zur Konfliktlösung zu sorgen. Solche Vorfälle dürfen nicht passieren.“ Ihr amerikanischer Amtskollege Antony Blinken und der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski äußerte sich nach Gespräch mit der israelischen Regierung ähnlich. Die britische Regierung bestellte den israelischen Botschafter in London ein.
Die Hilfsorganisation WCK wurde von dem aus Spanien stammenden Starkoch José Andrés 2010 nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti gegründet. Seitdem versorgt die Organisation Menschen in Katastrophengebieten auf der ganzen Welt mit Mahlzeiten. Nach Angaben der israelischen Armee half WCK auch als eine der ersten Nichtregierungs-Organisationen in Israel nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023.■