Ukraine-Botschafter Melnyk: Würde auf Deutschlands Angebot verzichten

Gepard-Luftabwehrpanzer ohne Munition: Trickst die Bundesregierung, oder gibt es sie doch?

Erst will Deutschland keine schweren Waffen liefern, dann ein Waffensystem ohne Munition. Was stimmt da nicht?

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Ein Gepard-Luftabwehrpanzer bei einer Übung der Bundeswehr
Ein Gepard-Luftabwehrpanzer bei einer Übung der BundeswehrAFP/Bundeswehr

Erst will die Bundesregierung aus Angst vor einem Atomkrieg keine schweren Waffen an die Ukraine liefern, dann doch: Von der Bundeswehr ausgemusterte Flugabwehrpanzer des Typs Gepard sollten die Ukraine im Kampf gegen die russische Invasionsarmee unterstützen, so Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstag bei einem internationalen Ministertreffen auf der US-Basis Ramstein in Rheinland-Pfalz.

In 20 Minuten hätte ein einziger Gepard-Panzer sämtliche Munitions-Vorräte verschossen

Die Ankündigung hat allerdings einen gewaltigen Haken: Laut Bild fehlt die nötige Munition, um die Kampfpanzer auch tatsächlich einzusetzen. Hersteller KMW hat demnach nur rund 23.000 Schuss Munition für das Hauptwaffensystem des Gepard vorrätig. Die beiden schweren Hauptwaffen des Panzers benötigen demnach pro Minute etwa 1100 Schuss. In weniger als 20 Minuten wäre also ein einziger Gepard mit sämtlichen Beständen leergeschossen. Ist das Angebot also nur ein Trick, um Hilfsbereitschaft vorzutäuschen, ohne tatsächlich Russland mit der Lieferung schwerer Waffen zu provozieren?

Laut Bild suchen Bundesverteidigungsministerium und KMW deshalb nun nach Hunderttausenden weiteren Schuss Munition für den Gepard. Dabei würden vor allem die aktuellen Betreiber des Gepard, Jordanien, Brasilien und Katar angefragt.

Gepard-Angebot nicht mit Ukraine abgestimmt: „Wie ein Blitz aus heiterem Himmel“

Fragen wirft dabei auf, dass das deutsche Lieferangebot offenbar nicht mit der Ukraine abgestimmt war. Die Regierung in Kiew sei „völlig überrascht“ gewesen, so Ukraine-Botschafter Andrij Melnyk bei ntv. „Wie ein Blitz aus heiterem Himmel“ habe es die Selenskyj-Regierung erreicht, nachdem eine entsprechende Anfrage zu Beginn des Krieges noch abgelehnt worden sei.

Damals sei der Ukraine mitgeteilt worden, „dass es gar keinen Sinn macht, weil die notwendige Munition fehlt. Bis heute hat sich dabei nichts geändert.“ Und weiter: „Sollte die Munition in den nächsten Tagen vom deutschen Verteidigungsministerium nicht besorgt werden, würde die Ukraine auf dieses Angebot Deutschlands wohl verzichten müssen.“

Fünf Gepard-Panzer könnten sofort in die Ukraine geliefert werden

Die Gepard-Panzer wurden vor rund zehn Jahren von der Bundeswehr ausgemustert und in den Bestand des KMW-Konzerns überführt. Vor der Auslieferung an die Ukraine müssen sie technisch überholt werden. Die Panzer könnten aber „relativ schnell wieder einsatzfähig gemacht werden“, sagte KMW-Chef Ralf Ketzel kürzlich der Welt.

Die Gepard-Panzer sind vor allem für die Luftabwehr konzipiert, sie können aber auch Ziele am Boden angreifen und zerstören – etwa Panzer. Es handele sich bei den Gepards um ein „mächtiges System“, dessen zwei 35-Millimeter-Kanonen mehr Kampfkraft hätten als etwa ein Schützenpanzer, hieß es aus der Bundeswehr gegenüber AFP.

Die Bild berichtete unter Berufung auf Regierungskreise weiter, dass fünf der 50 Panzer sofort in die Ukraine geliefert werden. Die restlichen 45 Panzer sollen bis zu 25. Juni die Ukraine erreichen. Allerdings gehen Sicherheitskreise der Zeitung zufolge davon aus, dass das aufwendige Basistraining des Richtschützen des Gepard sechs Wochen in Anspruch nimmt.