Heftiger Schlagabtausch

TV-Duell: Harris gegen Trump – wer ging als Sieger hervor?

Kamala Harris und Donald Trump lieferten sich ein hartes Wortgefecht. Am Ende stahl ihnen Taylor Swift die Show, die verkündete, wen sie unterstützt.

Author - Michael Heun
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TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris
TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala HarrisBrian Cahn/Imago

In einem spannungsgeladenen TV-Duell im historischen National Constitution Center in Philadelphia trafen Kamala Harris und Donald Trump erstmals direkt aufeinander – und beide Rivalen im Rennen um die US-Präsidentschaft schenkten sich nichts. Nach einem kurzen, kühlen Handschlag begann ein 90-minütiger verbaler Schlagabtausch, bei dem vor allem Harris die Oberhand zu behalten schien.

Die 59-jährige Vizepräsidentin hatte sich akribisch vorbereitet und setzte gezielte Angriffe gegen den 78-jährigen Ex-Präsidenten. Sie bezeichnete Trumps Amtszeit als „Schlamassel“ und stellte seine außenpolitischen Entscheidungen scharf in Frage. Besonders stach ihre Bemerkung hervor, dass der russische Präsident Wladimir Putin Trump „zum Mittagessen verspeisen“ würde. Trump, für seine scharfe Rhetorik bekannt, zeigte sich sichtlich irritiert und geriet häufig in die Defensive.

Angriffslustig: Kamala Harris
Angriffslustig: Kamala HarrisWin McNamee/Imago

Harris lächelt Trumps Lügen einfach weg

Während sie sprach, blickte der 78-Jährige finster drein und würdigte die Konkurrentin keines Blickes. Harris hingegen schaute Trump, wenn er zur Gegenattacke ausholte, von der Seite an, mal scheinbar amüsiert, mal erschüttert, aber ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.

Harris’ Attacken zielten auf konkrete Schwächen Trumps ab. Sie erinnerte das Publikum daran, dass er bei der Wahl 2020 von 81 Millionen Menschen „gefeuert“ wurde, in Anspielung auf seinen berühmten Satz aus seiner Reality-TV-Show „The Apprentice“. Trump wiederum versuchte, Harris für den von ihm ausgemachten „Niedergang“ der USA unter der Biden-Regierung verantwortlich zu machen, doch seine Angriffe wirkten oft zu allgemein und verfehlten ihr Ziel.

Auffällig Trump, der für seine maßlosen Übertreibungen bekannt ist, stellte selbst für seine Verhältnisse absurde Behauptungen auf. So versuchte er den Menschen u.a. das zu erklären: „Demokraten wollen auch nach dem neunten Monat und der Geburt von Babys abtreiben, sie wollen Babys exekutieren“ oder „Illegale Migranten essen Haustiere!“, oder „Harris will Transgender-Operationen an illegalen Migranten in Gefängnissen durchführen!“ Kamala Harris lächelte den Unsinn einfach weg. Oder sie schüttelte lachend den Kopf und machte ein „Ach, wirklich?“-Gesicht. Die Zuschauer verstanden: Diese Lügen braucht man nicht ernst zu nehmen.

In der Defensive: Donald Trump s
In der Defensive: Donald Trump sMatthew Hatcher/AFP

Selbst Fox sagt: Trump hatte einen „schlechten Abend“

Während Harris in der Debatte selbstbewusst auftrat, versuchte Trump, sich nach der Sendung als Sieger zu präsentieren. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb er: „Es war die beste Debatte überhaupt“, beschwerte sich jedoch über eine vermeintliche Parteilichkeit der Moderatoren, die er als „drei gegen einen“ darstellte.

Doch die meisten US-Medien sahen die Situation anders. CNN und die New York Times urteilten, dass Harris Trump in die Defensive gedrängt habe. Selbst der konservative Sender Fox News, der Trump traditionell nahesteht, sprach von „verpassten Chancen“ des Republikaners. Fox-Analyst Brit Hume ging noch weiter und meinte, Trump habe einen „schlechten Abend“ gehabt.

Kurz nach der Debatte landete Harris einen weiteren Coup: Popstar Taylor Swift gab auf Instagram ihre Unterstützung für Harris und ihren Running Mate Tim Walz bei der Präsidentschaftswahl 2024 bekannt. Diese prominente Unterstützung, die Harris ein Millionenpublikum sicherte, wurde als entscheidender Moment im Duell gefeiert.

Taylor Swift unterstützt Kamala Harris.
Taylor Swift unterstützt Kamala Harris.Andre Dias Nobre/AFP

Trump gegen Harris: Wenig Einfluss auf Umfragwerte

Ob das TV-Duell tatsächlich Einfluss auf die hart umkämpften Umfragewerte haben wird, bleibt abzuwarten. Politikanalysten zweifeln, dass es große Verschiebungen in den Umfragen geben wird. Doch eines ist sicher: Kamala Harris hat Donald Trump an diesem Abend herausgefordert und ihn dazu gebracht, das politische Chaos, das viele mit seiner Amtszeit verbinden, unfreiwillig ins Zentrum der Debatte zu rücken.

Am Ende erklärten beide Kandidaten den Sieg für sich, doch nach Meinung vieler Beobachter hatte Kamala Harris an diesem Abend die Nase vorn. ■