Experten fürchten Domino-Effekt

Schock für Fahrgäste: Wird das 49-Euro-Ticket bald abgeschafft?

Der Landkreis Stendal steigt aus finanziellen Gründen aus dem Deutschlandticket aus. Experten fürchten, dass auch andere Kreise nachziehen.

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Experten fürchten, dass das Deutschlandticket bald abgeschafft werden könnte.
Experten fürchten, dass das Deutschlandticket bald abgeschafft werden könnte.Boris Roessler/dpa

Es ist für viele Fahrgäste eine der größten Errungenschaften in der deutschen Öffi-Landschaft: das 49-Euro-Ticket. Seit der Einführung kauften unzählige Passagiere das Deutschlandticket, nutzen damit deutschlandweit den öffentlichen Nahverkehr, fuhren im Sommer sogar in den Urlaub an die Küste oder zum Wandern in die Berge. Doch jetzt steht der Fahrschein vor dem Aus – denn erneut wird darüber diskutiert, ob er abgeschafft werden muss. Verschwindet das Ticket – oder kommen schon im nächsten Jahr Preiserhöhungen auf die Fahrgäste zu?

Hohe Mehrkosten: Landkreis Stendal steigt aus dem Deutschlandticket aus

Hintergrund der aktuellen Debatte ist eine Entscheidung aus dem Landkreis Stendal. In der vergangenen Woche wurde ein Beschluss zur Anerkennung des Tickets hier nicht genehmigt – das bedeutet: In den öffentlichen Verkehrsmitteln im Kreis gilt der Fahrschein ab dem 1. Januar nicht mehr. Wer durch den Landkreis Stendal fährt, braucht dort dann zumindest für die Busse einen anderen Fahrschein. Im Kreis sah man Probleme mit der Finanzierung, rechnete durch das Deutschlandticket mit Mehrkosten in Höhe von 40.000 Euro.

Das Infrastrukturministerium in Magdeburg sprach zwar von einem Einzelfall. Aber: Experten sehen das Konzept des Deutschlandtickets bedroht. Denn zur Idee gehört auch, dass das Nutzen der Verkehrsmittel deutschlandweit vereinfacht wird, weil das Ticket überall gilt. Im Landkreis Stendal stimmt das nun nicht mehr. „Wenn mehrere Kommunen so reagieren wie der Landkreis Stendal, dann wäre das auf jeden Fall der Tod des Deutschlandtickets“, sagte Detlef Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn.

Noch kann man das Ticket deutschlandweit im öffentlichen Nahverkehr nutzen.
Noch kann man das Ticket deutschlandweit im öffentlichen Nahverkehr nutzen.Michael Gstettenbauer/imago

Dirk Flege, Geschäftsführer des Verbands Allianz Pro Schiene, sieht nun die Gefahr eines Domino-Effekts – man müsse verhindern, dass nun nach und nach in immer mehr Landkreisen diskutiert wird, dann Kreis um Kreis aus dem Deutschlandticket aussteigt.

Experten zum Deutschlandticket: Bund und Länder müssen eine Kettenreaktion verhindern

Hier seien Bund und Länder in der Pflicht – sie müssten eine Finanzierungssicherheit schaffen. Doch wie genau die Mehrkosten im kommenden Jahr getragen werden, weiß man noch nicht. Im vollen Jahr 2024 rechnet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mit rund 4,1 Milliarden Euro Verlusten für die Branche.

Auch deshalb müssen sich die Kunden, wenn das Ticket weiter gilt, vermutlich auf eine Preiserhöhung einstellen. Denn schon seit Monaten ist klar, dass das Ticket nicht dauerhaft für 49 Euro zu haben sein wird. Das Problem: Viele Kunden bewerten den Preis jetzt schon als zu hoch. Experten gehen deshalb davon aus, dass die Verbraucher sehr sensibel auf eine solche Anpassung reagieren würden und auch schon eine leichte Erhöhung zu vielen Abo-Kündigungen führen könnte. ■