Weggefährten ausgegrenzt?

Sahra Wagenknecht-Partei BSW: Die Revolution frisst ihre Kinder

Die neue Wagenknecht-Partei ist kaum gegründet, da gibt es schon die ersten Streitereien. Langjährige Mitstreiter der Ex-Linken fühlen sich aus dem BSW ausgegrenzt.

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Viele Jahre engagierte sich Diether Dehm gemeinsam mit Sahra Wagenknecht. Will sie ihn nun nicht in ihrer neuen Partei haben?
Viele Jahre engagierte sich Diether Dehm gemeinsam mit Sahra Wagenknecht. Will sie ihn nun nicht in ihrer neuen Partei haben?Archivbild/IPON/Imago

Die Partei von Sahra Wagenknecht ist kaum gegründet, da gibt es schon den ersten Zoff. Langjährige Mitstreiter der Ex-Linken bemängeln, bei der Gründung außen vor gelassen zu werden. Dabei benötigt die Partei eigentlich dringend Personal - besonders im Osten.

So beklagt der Ex-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm, dass er wohl bei der ersten Runde der Parteigründung nicht berücksichtigt werde. In einem Protestbrief, der an Sahra Wagenknecht und ihre mögliche künftige Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali gerichtet ist, fragt Dehm gemeinsam mit der Ex-Linken-Bundestagsabgeordneten Pia Zimmermann und weiteren Mitstreitern: „Sind wir etwa Glücksritter?“.

Wagenknecht will Partei nicht von „Spinnern“ kapern lassen

Zuvor hatte Wagenknecht gewarnt, dass die neue Partei nicht von „Spinnern“ gekapert werden dürfe. In einem Interview mit der Berliner Zeitung legte sie nach: „Gerade junge Parteien ziehen leider oft auch Glücksritter, Narzissten oder Extremisten an.“ Darauf berief sich nun offensichtlich Dehm in dem Brief, aus der die Berliner Zeitung zitiert. Wagenknecht hatte sich in ihren Ausführungen unter anderem auf die AfD bezogen, die mittlerweile nicht mehr viel mit der Gründungsidee der mittlerweile ausgetretenen Parteigründer Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel zu tun habe.

Laut dem Brief habe Diether Dehm, wie auch 26 weitere mutmaßliche Unterstützer, wohl keine Einladung für den ersten Parteitag des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) am 27. Januar im Berliner Kino Kosmos erhalten. Und auch für die Gründungssitzung der neuen Partei am vergangenen Montag erhielt Dehm wohl keine Einladung. 

Sahra Wagenknecht (M) zusammen mit Amira Mohamed Ali (l) und Ralph Suikat beim Gründungsakt der „Partei Bündnis Sahra Wagenknecht - für Vernunft und Gerechtigkeit“ (BSW) in Berlin.
Sahra Wagenknecht (M) zusammen mit Amira Mohamed Ali (l) und Ralph Suikat beim Gründungsakt der „Partei Bündnis Sahra Wagenknecht - für Vernunft und Gerechtigkeit“ (BSW) in Berlin.Bernd von Jutrczenka/dpa

Dehm leistete sich einige Eskapaden

Dass der, freundlich ausgedrückt, etwas schillernde Diether Dehm nicht jedem in der neuen Partei gefällt, dürfte wenig überraschen. So stellte Dehm als Linken-Abgeordneter einst den früheren RAF-Terroristen Christian Klar an. Einen afrikanischen Flüchtling will er laut eigenen Angaben im Kofferraum seines Autos 2016 höchstpersönlich aus Italien nach Deutschland geschmuggelt haben. Auch ließ er sich in Russland mit dem russischen Impfstoff Sputnik V gegen Corona impfen. 

Doch Dehm vermutete wohl, dass es für seine Eskapaden in der Wagenknecht-Partei einen Platz gibt. Schließlich sprach sich Wagenknecht selbst gegen die Impfpflicht aus. Dehm, Zimmermann und die 25 anderen „Genossinnen und Genossen“ fürchten nun aber dennoch „unter die Räder Eures Top-Down-Prozesses zu kommen“, wie es in dem Brief heißt. Der werde „willkürlich gegen seit Jahrzehnten zuverlässige Mitstreiterinnen“ angewendet.

Steckt Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali dahinter?

Laut Aussage der Ex-Linken Zimmermann gegenüber der Berliner Zeitung habe Wagenknecht wohl weniger ein Problem, wenn Dehm und sie in die neue Partei aufgenommen würden. Vielmehr vermute man die Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali hinter der Ausgrenzung. „Offenbar führt Amira Mohamed Ali eine Liste, auf der Personen stehen, die keine Mitglieder werden sollen“, vermutet Zimmermann. 

Dabei geht aus einem Bericht des Spiegel hervor, dass die neue Partei massive Probleme hat, geeignetes Personal für Abgeordnetenmandate zu finden - besonders im Osten, wo Wagenknecht mit den meisten Stimmen rechnen kann. Anscheinend hat man sich für eine Strategie entschieden, die wohl vorerst heißt: Qualität statt Quantität.