Bedenkliche Entwicklung

Neonazi schafft bei Landratswahl in Thüringen Einzug in Stichwahl

Der Veranstalter von rechtsextremen Konzerten erhielt bei der Wahl sogar ein Viertel der abgegebenen Stimmen. Dabei sollte er gar nicht auf dem Wahlzettel stehen.

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Die Wahlplakate von Neonazi Tommy Frenck waren im Kreis Hildburghausen überall zu sehen.
Die Wahlplakate von Neonazi Tommy Frenck waren im Kreis Hildburghausen überall zu sehen.Michael Reichel/dpa

Er macht anders als die Alternative für Deutschland (AfD) gar keinen Hehl aus seiner Gesinnung und dennoch wählte ich jeder vierte Wähler! Der Rechtsextremist Tommy Frenck hat bei der Landratswahl im Landkreis Hildburghausen in Thüringen insgesamt 24,9 Prozent der Stimmen erhalten und zieht damit in die Stichwahl gegen den Kandidaten der Freien Wähler, Sven Gregor, ein.

Der Neonazi, der vor allem für das Organisieren von Konzerten mit vorbestraften Rechtsrock-Bands bekannt ist, überholte dabei sogar den Kandidaten der CDU, der 24,7 Prozent erhielt!

Neonazi sollte eigentlich gar nicht auf Wahlzettel stehen

Dabei hat die Kandidatur des Rechtsextremisten bereits vor der Wahl für Irritationen gesorgt. Nach dem Thüringer Kommunalwahlgesetz kann zum Landrat oder Bürgermeister nicht gewählt werden, „wer nicht die Gewähr dafür bietet, dass er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes und der Landesverfassung eintritt“. Frühere Äußerungen von Frenck lassen daran erhebliche Zweifel aufkommen.

Laut Thüringer Verfassungsschutzbericht 2022 entwickelte sich Frencks Wählergemeinschaft „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ (BZH) „zur führenden neonazistischen Gruppierung im Landkreis Hildburghausen“. Dennoch wurde der Extremist vom Wahlausschuss als Kandidat zugelassen.

Schnitzel an Hitler-Geburtstag zu speziellem Preis verkauft

Frenck wurde bundesweit bekannt, weil er eine Reihe großer Neonazi-Konzerte organisiert hatte, zu denen teils Rechtsextremisten aus mehreren europäischen Ländern anreisten. Im Verfassungsschutzbericht steht: „Seine unternehmerische Tätigkeit und seine politische Betätigung bilden inzwischen eine bedenkliche Symbiose von rechtsextremistischer Ideologie und eigenen wirtschaftlichen Interessen.“

Er sorgte immer wieder Skandale, in dem zum Beispiel in seinem Gasthaus ein Schnitzel am Geburtstag von Nazidiktator Adolf Hitler für 8,88 Euro anbot - ein Nazicode der für „Heil Hitler“ steht.

Region gerät schon wieder in den Fokus

Südthüringen gerät damit innerhalb eines Jahres erneut in den Fokus, denn im benachbarten Landkreis Sonneberg wurde im vergangenen Herbst Robert Sesselmann zum ersten AfD-Landrat in Deutschland gewählt. Die AfD war jedoch bei der Wahl gar nicht angetreten. Man habe keinen geeigneten Kandidaten finden können, hieß es.

Dass Frenck das Rennen macht gilt jedoch nicht als sicher. Als aussichtsreich für den Chefsessel im Landratsamt gilt Sven Gregor, der für die Freien Wähler Landkreis Hildburghausen antrat und 42,4 Prozent der Stimmen im ersten Wahldurchgang erhielt.