Linke-Fraktionschefin

Morddrohungen, Hass, Tattoos: So hart ist das Leben von Heidi Reichinnek

Sogar Vergewaltigungsdrohungen erhält Heidi Reichinnek. Aber die Politikerin hat ein gutes und robustes Team. Sie lässt sich nicht einschüchtern.

Author - Berliner KURIER
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Heidi Reichinnek bekommt Mord- und Vergewaltigungsdrohungen.
Heidi Reichinnek bekommt Mord- und Vergewaltigungsdrohungen.Stephan Pramme

Heidi Reichinnek packt aus – und was sie erzählt, lässt Gänsehaut aufkommen. Die scharfzüngige Linke-Fraktionschefin im Bundestag lebt mit einer Dauerbeschallung aus Hass, Drohungen und abfälligen Kommentaren. Viel mehr, sie muss damit leben.

Wer denkt, Politik sei nur Reden und Händeschütteln, liegt falsch: Für die 37-Jährige ist es oft ein Albtraum im Dauermodus. Es gibt Mord- und Vergewaltigungsdrohungen. Beleidigungen über Aussehen und Intellekt, obszöne Anspielungen und sogar glasklare Morddrohungen – das ist Alltag für Reichinnek.

Sie selbst beschreibt sich als robust, doch ohne ihr enges Team an der Seite, so gibt sie zu, würde sie diesen permanenten Druck nicht durchstehen. Dem Magazin Stern sagte sie jetzt: „Das betrifft alle, die in der Politik zu tun haben, vor allem Frauen. Es ist wirklich krass, was da an Angriffen kommt. An Beleidigungen, an Herabwürdigungen, an Abwertungen von Intellekt oder Aussehen. Dazu gibt es sehr konkrete sexuelle Anspielungen oder Bedrohungen wie: Ich wünsche dir, dass dir jemand auf dem Heimweg begegnet …“

Und weiter: „Ich bekomme alles, was man sich vorstellen kann. Ich halte mich für einigermaßen robust. Aber ohne mein Team würde ich das nicht aushalten.“

Heidi Reichinnek sagt: „Ich bin Ossi. Ostdeutschland hat mich geprägt“

Reichinnek ist eine echte Ostdeutsche: geboren in Sachsen-Anhalt, heute zu Hause in Osnabrück. Ihre Eltern leben noch immer in der alten Heimat, mit ihnen kracht es politisch selten – auch wenn sie betonen, dass die DDR ein gescheitertes System war. Für Heidi ist klar: „Ich bin Ossi. Ostdeutschland hat mich geprägt.“

Körperkult mit vielen Tattoos: Heidi Reichinnek tanzt beim Christopher Street Day (CSD).
Körperkult mit vielen Tattoos: Heidi Reichinnek tanzt beim Christopher Street Day (CSD).Sebastian Willnow/dpa

Privat zeigt sie sich bunt und kompromisslos. Otter, Kater und sogar Rosa Luxemburg zieren bereits ihren Arm. Dazu kommt eine Hyäne – und bald ein Bücherstapel, Symbol ihrer großen Leidenschaft fürs Lesen. Während ihre Eltern den Tattoo-Kult eher mit Skepsis sehen, sind die Körperbilder längst zu Reichinneks unverwechselbarem Markenzeichen geworden.

Reichinneks Leben ist also ein Mix aus knallharter Realität und rebellischem Ausdruck. Sie kämpft vorne im Bundestag, steckt hinter den Kulissen Angriffe und Morddrohungen ein, bleibt aber privat sie selbst: ostdeutsch, tätowiert, kämpferisch. „Ich bin für Bodypositivity. Das bedeutet: Jede und jeder ist schön, also selbstverständlich auch ein Nacktmull. Das ist ein ganz liebes Tier.“

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