Krisensitzung bei der AfD! Die Parteispitze um Tino Chrupalla und Alice Weidel hat gestern Morgen nach dem SS-Interview-Eklat eine außerplanmäßige Konferenz des Bundesvorstands mit Europawahl-Spitzenkandidat Maximilian Krah einberufen. Die Parteibosse haben die Nase voll von Krah, hieß es.
Diesmal hat er überzogen, sagte ein AfD-Abgeordneter. „Die Chefs toben“. Schon während der laufenden Sitzung drang nach außen: Krah soll ein komplettes Auftrittsverbot für alle Veranstaltungen der Partei bekommen. Dem geplanten Rauswurf aus dem Bundesvorstand kam Krah zuvor und trat freiwillig zurück.
Er nehme zur Kenntnis, dass „sachliche und differenzierte Aussagen“ von ihm als Vorwand missbraucht würden, um der AfD zu schaden, sagte Krah nach der Sitzung. „Das Letzte, was wir derzeit brauchen, ist eine Debatte um mich.“ Die AfD müsse Einigkeit bewahren. „Aus diesem Grunde verzichte ich ab sofort auf weitere Wahlkampfauftritte und trete als Mitglied des Bundesvorstands zurück.“ Die AfD stellt also ihren eigenen Spitzenkandidaten kalt! Mitten im Wahlkampf!
Was war passiert? Am Wochenende hatte Krah der italienischen Zeitung „La Repubblica“ ein Interview gegeben und mit seinen Aussagen die Verbrechen von Hitlers Terror-Organisation SS relativiert und so für einen Eklat gesorgt. Aussagen, dass SS-Mitglieder Kriminelle waren, nannte er eine „falsche Verallgemeinerung“.

Französische Rechtspopulisten beenden Zusammenarbeit
Diese Äußerungen schlugen hohe Wellen und wurden sogar von Frankreichs Rechtspopulisten als Verharmlosung der Nazizeit verstanden. Die Konsequenz: Das Rassemblement National (RN) um Chef Jordan Bardella beendet die Zusammenarbeit mit der AfD im Europaparlament!
Wahlkampfleiter Alexandre Loubet bestätigte der Nachrichtenagentur AFP: „Bardella hat entschieden, nicht mehr mit der AfD im Parlament zu sitzen.“ Bereits nach einem geheimen Treffen in Potsdam zur „Remigration“ hatte es zwischen der RN und der AfD mächtig gekriselt. Parteichefin Marine Le Pen distanzierte sich deutlich und drohte mit dem Ende der Kooperation.
Bisher waren die AfD und das Rassemblement National Mitglieder der Fraktion Identität und Demokratie (ID) im Europaparlament. Doch die jüngsten Entwicklungen könnten das endgültige Aus bedeuten.

Dubiose Zahlungen, Spionageverdacht für China
Krah war zuletzt mit gleich mehreren Fehltritten in die Schlagzeilen geraten. So wurde sein Name und der seines Kollegen Petr Bystron (51) in Zusammenhang mit dubiosen Zahlungen des russischen Propagandaportals „Voice of Europe“ genannt. Wenig später wurde ein enger Mitarbeiter von Krah wegen Spionageverdacht für China festgenommen und sitzt seitdem in U-Haft.
All diese Affären hat Krah politisch überstanden. Bis heute. ■