Zittern in Nahost

Gaza-Krieg: Waffenruhe in Gefahr – Hamas verweigert Geisel-Liste

Israels Regierung reagierte mit deutlichen Worten: Ohne die Liste werde das Abkommen nicht umgesetzt, erklärte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Author - Michael Heun
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Palästinenser inspizieren ihre zerstörten Häuser in Hamad Town, nachdem sie nach dem Rückzug der israelischen Armee zurückgekehrt sind. Die Stadt ist, wie fast der gesamte Gazastreifen, massiv zerstört.
Palästinenser inspizieren ihre zerstörten Häuser in Hamad Town, nachdem sie nach dem Rückzug der israelischen Armee zurückgekehrt sind. Die Stadt ist, wie fast der gesamte Gazastreifen, massiv zerstört.Abed Rahim Khatib/dpa

Die Hoffnung auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gerät ins Wanken: Kurz vor Beginn der vereinbarten Feuerpause verweigert die Terror-Organisation Hamas offenbar die Übergabe einer Liste mit den Namen der ersten Geiseln, die freigelassen werden sollen. Diese Verzögerung könnte das fragile Abkommen gefährden, warnt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Laut Vereinbarung muss die Hamas 24 Stunden vor der geplanten Freilassung die Namen der betroffenen Geiseln nennen. Ursprünglich sollten die ersten drei Geiseln, darunter israelische Zivilistinnen, am Sonntag um 15.00 Uhr MEZ freikommen. Doch bis zur gesetzten Frist war keine Liste bei Israel eingegangen. Deshalb teilte Israels Armeesprecher Daniel Hagari inzwischen offiziell mit: Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Krieg verzögert sich.

Ohne die Liste wird das Abkommen nicht umgesetzt

Israels Regierung reagierte mit deutlichen Worten: Ohne die Liste werde das Abkommen nicht umgesetzt, erklärte Netanjahu. Die israelische Armee wurde angewiesen, die Waffenruhe erst einzuhalten, wenn die Liste vorliegt. Die Hamas erklärte die Verzögerung mit „technischen Gründen“ und versprach, die Namen in den kommenden Stunden zu übermitteln.

Die geplante Waffenruhe sieht vor, dass die Hamas 98 Geiseln freilässt. Darunter ist auch der kleine Kfir, der im Alter von nur neun Monaten entführt wurde und nun seinen zweiten Geburtstag in Gefangenschaft verbringt. Im Gegenzug sollen 1890 inhaftierte Hamas-Mitglieder aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf ägyptische Quellen.

Doch die Unsicherheit ist groß: Wie viele der Geiseln tatsächlich noch leben, ist bislang unklar. Bereits 31 Geiseln wurden im Februar 2024 offiziell für tot erklärt.

Demonstranten halten Porträts von Geiseln, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Während einer Protestkundgebung in Tel Aviv läuft hinter ihnen ein Video mit Ariel Bibas, der zusammen mit seinen Eltern Shiri und Yarden Bibas und seinem Bruder Kfir in Gaza als Geisel festgehalten wird.
Demonstranten halten Porträts von Geiseln, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Während einer Protestkundgebung in Tel Aviv läuft hinter ihnen ein Video mit Ariel Bibas, der zusammen mit seinen Eltern Shiri und Yarden Bibas und seinem Bruder Kfir in Gaza als Geisel festgehalten wird.Ohad Zwigenberg/AP/dpa

Netanjahu: Waffenruhe nur vorübergehend

Ministerpräsident Netanjahu betonte, dass die Waffenruhe lediglich vorübergehend sei. Sollte die Hamas das Abkommen brechen oder die Verhandlungen über eine zweite Phase scheitern, werde Israel „mit neuer Stärke und großem Nachdruck“ in den Krieg zurückkehren. Auch US-Präsident Joe Biden und dessen designierter Nachfolger Donald Trump unterstützten dieses Vorgehen.

Für den Moment bleibt die Situation angespannt. Die nächsten Stunden werden entscheiden, ob die vereinbarte Feuerpause eingehalten oder der Konflikt erneut eskaliert.