Nach dem Beginn der Feuerpause im Gaza-Krieg ist am Freitag laut Medienberichten eine erste Gruppe mit 24 Geiseln von der islamistischen Hamas im Gazastreifen dem Roten Kreuz übergeben worden. Zuvor war bereits eine Gruppe thailändischer Geiseln freigelassen worden.
Nach Angaben des Vermittlers Katar waren unter den Freigelassenen 13 Israelis. Sie kamen nach einer Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas frei, werden gegen palästinensische Gefangenen ausgetauscht. Zudem wurden nach Angaben aus Katar zehn Thailänder und ein philippinischer Staatsbürger freigelassen. Nach Angaben des israelischen Fernsehens waren die meisten der Geiseln aus dem Kibbuz Nir Oz von Terroristen entführt worden.
Laut früheren Berichten vom Freitag sollen die meisten israelischen Geiseln aus dem Kibbutz Nir Oz stammen. Aus diesem Kibbutz waren am 7. Oktober insgesamt 75 Menschen entführt worden, 13 von ihnen sind Kinder.

Ägyptischen Behörden ist es nach eigenen Angaben zuvor gelungen, die von der Hamas entführte Thailänder freizubekommen. Es seien zehn thailändische und ein philippinischer Staatsbürger freigelassen worden - zusätzlich zu den 13 israelischen Kindern und Frauen, teilten Beamter des ägyptischen Staatsinformationsdienst mit.
Die thailändischen Ministerien für Sicherheit und Außenpolitik bestätigten die Freilassung der Thailänder, wie Ministerpräsident Srettha Thavisin auf X (ehemals Twitter) schrieb. Sie würden von Beamten der Botschaft in Empfang genommen.
Aus Hamas-Kreisen hieß es, die Geiseln seien am Grenzübergang Rafah ohne Bedingungen an die ägyptischen Behörden übergeben worden.
In den nächsten Tagen sollen laut einer Vereinbarung weitere israelische Geiseln der Hamas gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
Berichte über Schüsse und zwei Tote nach Beginn der Feuerpause
Die israelische Armee soll nach Beginn einer Feuerpause gewaltsam gegen Palästinenser vorgegangen sein, die entgegen militärischer Anordnungen unterwegs in den Norden des Gazastreifens waren. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden im zentralen Bereich des Gazastreifens zwei Menschen durch Schüsse getötet und mehrere Menschen verletzt. Augenzeugen berichteten, die israelische Armee habe auch Tränengas eingesetzt. Ein israelischer Militärsprecher sagte, man prüfe die Berichte.
Hunderte Flüchtlinge machen sich auf den Weg
Nach dem Beginn der Feuerpause haben sich Augenzeugenberichten zufolge Hunderte palästinensische Flüchtlinge auf den Weg gemacht, um in ihre Wohnorte zurückzukehren. Die Menschen wollten etwa in der Stadt Gaza und in anderen Teilen des nördlichen Gazastreifens nach ihren Häusern oder Wohnungen sowie ihren Angehörigen sehen, hieß es am Freitagmorgen. Das israelische Militär warnte jedoch, es sei verboten, sich vom Süden in den Norden des Küstenstreifens zu begeben.
Die israelische Armee hatte bereits vor Beginn der Feuerpause gewarnt, der Krieg sei nicht vorbei. Der nördliche Gazastreifen sei weiterhin eine „gefährliche Kriegszone“ und es sei verboten, sich dort hin- und herzubewegen. Palästinenser sollten in einer „humanitären Zone“ im Süden des Küstenstreifens verbleiben. Es sei aber weiterhin für Zivilisten möglich, sich vom Norden in den Süden zu bewegen.

Über den Rafah-Grenzübergang zu Ägypten im Süden des Gaza-Streifens seien Lastwagen mit humanitären Hilfslieferungen in den Küstenstreifen gelangt, berichten Augenzeugen. Auch der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete am Freitagmorgen, dass erste Lieferungen über Rafah in den Gazastreifen unterwegs seien.
Augenzeugen: Israels Luftwaffe hat Angriffe gestoppt
Augenzeugen vor Ort berichteten am Freitagmorgen, über dem südlichen Teil des Gazastreifens habe die israelische Luftwaffe ihre Flüge gestoppt. Tausende israelische Soldaten befinden sich indes auch während der Feuerpause weiterhin im Norden des abgeriegelten Küstengebiets.
Fast sieben Wochen nach Kriegsbeginn sind im Gazastreifen UN-Angaben zufolge mehr als 1,7 Millionen Menschen, also rund drei Viertel der Bevölkerung, innerhalb des Gaza-Streifens geflüchtet. Etwa eine Million Menschen seien in UN-Einrichtungen untergekommen. Die massiven israelischen Luftangriffe haben vor allem im Norden für große Zerstörungen gesorgt, viele Häuser sind beschädigt oder zerstört.
Mehrere Krankenhäuser in Gaza sollen evakuiert werden
Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond zehn Krankenwagen unterwegs zur Evakuierung von Patienten aus Gaza. Der Einsatz sei mit den Vereinten Nationen abgestimmt, teilte die Organisation am Freitag bei X mit. Die Rettungswagen seien in Chan Junis im Süden des Küstenstreifens aufgebrochen. Sie sollen Kranke und Verletzte aus dem Al-Ahli-Krankenhaus in der Stadt Gaza abholen.
Die Klinik ist eines der Krankenhäuser, die wegen der verheerenden Zustände im Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um Evakuierung gebeten hatten. Das UN-Nothilfebüro OCHA hatte zuletzt mitgeteilt, das Al-Ahli-Krankenhaus sei angesichts von Gefechten zwischen Israels Armee und der islamistischen Hamas nur noch im Minimalbetrieb. Nach WHO-Angaben haben 22 der insgesamt 36 Krankenhäuser im Gazastreifen ihren Betrieb inzwischen eingestellt.