Merz hätte „tanzen gehen“ sollen

Nach Merz’ Belém-Kommentar: Brasiliens Präsident schießt zurück – gegen Berlin!

Kanzler Merz hatte sich bei der Weltklimakonferenz abschätzig über die Gastgeberstadt geäußert. Jetzt wehrt sich Brasiliens Präsident mit spitzer Zunge!

Author - Sharone Treskow
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Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva lieferte jetzt eine Retourkutsche zu Kanzler Friedrich Merz’ Negativ-Kommentar über Belém.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva lieferte jetzt eine Retourkutsche zu Kanzler Friedrich Merz’ Negativ-Kommentar über Belém.Fernando Frazao; imago/Chris Emil Janßen

Ob Bundeskanzler Friedrich Merz (70, CDU) in Sachen Hüftschwung wohl mit Brasiliens Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva (80) mithalten kann? Nach Merz’ abwertendem Kommentar über Belém – die Gastgeberstadt der diesjährigen Weltklimakonferenz – schoss Lula jetzt zurück: Der Kanzler hätte in der brasilianischen Stadt mal lieber tanzen gehen sollen!

Merz stichelte gegen Belém: Niemand würde gerne hierbleiben

Für seinen Negativ-Kommentar auf der Weltklimakonferenz muss Bundeskanzler Friedrich Merz jetzt jede Menge Kritik einstecken! Die COP30 fand dieses Jahr in Belém statt, eine brasilianische Stadt mit einigen Elendsvierteln, kaputten Straßen und vielen verfallenen Häusern. Dort habe es im Zuge der Konferenz einige logistische Probleme wie zu wenig Hotelbetten gegeben.

Merz stichelte hinterher: „Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: ‚Wer von euch würde denn gerne hierbleiben?‘ Da hat keiner die Hand gehoben.“

Weiter erzählte Merz: „Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“ Man lebe mit Deutschland „in einem der schönsten Länder der Welt“.

Da Silva: Merz hätte in Belém „tanzen gehen“ sollen

Bundeskanzler Friedrich Merz (l.) und Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei der Weltklimakonferenz in Belém.
Bundeskanzler Friedrich Merz (l.) und Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei der Weltklimakonferenz in Belém.Mauro Pimentel/AFP

Viele brasilianische Medien haben Merz’ abschätzige Äußerungen über Belém aufgegriffen. Der Bürgermeister der Stadt bezeichnete diese als „unglücklich, arrogant und voreingenommen“.

Auch dem Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva sind sie zu Ohren gekommen. Der 80-Jährige ließ es sich daraufhin nicht nehmen, scharf zurückzuschießen: Merz hätte in Belém in eine Bar gehen, „dort tanzen“ und die lokale Küche probieren sollen, „denn dann hätte er gemerkt, dass Berlin ihm nicht einmal zehn Prozent der Qualität bietet, die der Bundesstaat Pará und die Stadt Belém bieten“.

Jeder wisse, dass die Stadt arm sei, aber „ein so großzügiges Volk“ habe „wie kaum ein anderer Ort auf der Welt“.

Brasiliens Präsident Lula zeigte sich schockiert über Friedrich Merz’ Kommentar.
Brasiliens Präsident Lula zeigte sich schockiert über Friedrich Merz’ Kommentar.Evaristo Sa/AFP

Rio de Janeiros Bürgermeister beschimpfte Merz nach Negativ-Kommentar

Der Bürgermeister von Rio de Janeiro, Eduardo Paes, ging sogar noch weiter. Paes soll Berichten zufolge auf dem Kurznachrichtendienst X heftig gegen Merz geschossen haben: Er sei „nicht so höflich“ wie seine Freunde in Pará, und schrieb über den Bundeskanzler: „Sohn von H*tler! Mistkerl! N*zi!“

Der Post ist inzwischen nicht mehr auffindbar, vermutlich hat Paes ihn inzwischen gelöscht. Stattdessen schrieb er beschwichtigend: „Das war heute mein Frustabbau. Bleibt ruhig im Außenministerium. Es lebe die Freundschaft zwischen Brasilien und Deutschland.“

Für seine Andeutung, Deutschland sei so viel besser als Brasilien, musste Kanzler Merz ordentlich Kritik einstecken.
Für seine Andeutung, Deutschland sei so viel besser als Brasilien, musste Kanzler Merz ordentlich Kritik einstecken.dts Nachrichtenagentur/imago

Klingbeil verteidigt Merz: Politiker müssen „frei reden dürfen“

Bei all den Negativ-Stimmen bekommt Merz für seinen Belém-Kommentar aber auch Rückenwind von Vizekanzler Lars Klingbeil. Auf die Frage, ob man sich als Kanzler so äußern sollte, sagte der SPD-Politiker bei einer Reise durch China: „Ich bin immer dafür, dass Politiker auch mal frei reden dürfen.“

Dann betonte er: „Ich glaube, insgesamt muss man sagen, war das ein sehr guter Besuch, den der Bundeskanzler auch in Belém hatte.“ Man sei auch dabei, mit Brasilien Projekte auf den Weg zu bringen.