Vor 35 Jahren entstand der Deutsche Aktienindex DAX

Alle kennen den DAX, aber kaum jemand macht in Aktien

1988 ging der Aktienindex DAX an den Start, der Index, der den Wert der deutschen Aktiengesellschaften wiedergibt

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Bronzen stehen sich Bulle und Bär vor der Frankfurter Wertpapierbörse gegenüber: „Bullenmarkt“ steht für eine Hausse mit anhaltend steigenden, „Bärenmarkt“ für eine Baisse mit anhaltend sinkenden Kursen. Beides gibt der DAX wieder.
Bronzen stehen sich Bulle und Bär vor der Frankfurter Wertpapierbörse gegenüber: „Bullenmarkt“ steht für eine Hausse mit anhaltend steigenden, „Bärenmarkt“ für eine Baisse mit anhaltend sinkenden Kursen. Beides gibt der DAX wieder.C. Hardt/imago

Abend für Abend zur besten Sendezeit wird der aktuelle Stand im Fernsehen vermeldet, die schwarze Anzeigetafel mit der weißen Kurve aus dem Frankfurter Handelssaal gehört zu Hessens größter Stadt wie ihre Banken-Skyline: Der DAX, auch ständig auf dem Handy abzurufen,  scheint allgegenwärtig und sehr wichtig für die Deutschen.

Tatsächlich eher  weniger. Der deutsche Aktienindex, der jetzt 35 Jahre alt wird und Spiegel des Werts seiner Unternehmen ist, wird vielleicht zur Kenntnis genommen. Aber für die meisten Deutschen sind Aktien für die eigene Vermögensbildung uninteressant.

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Für die 40 Unternehmen sieht das anders aus. Wer Mitglied im exklusiven DAX-Club von 40 großen Aktiengesellschaften ist, hat einen Prestigegewinn, ist sichtbar für Investoren und lockt Käufer seiner Aktien, die Geld in die Kassen bringen.   

Die Kurve, die Börsenmakler elektrisiert: Der Kursverlauf des DAX.
Die Kurve, die Börsenmakler elektrisiert: Der Kursverlauf des DAX.Daniel Roland/AFP

So ein zentrales Schaufenster gab es bis zur Einführung nicht. Deutschland habe mehr Aktienindizes als Aktien, spotteten ausländische Beobachter in den 1980er Jahren. Es gab einen Index der „Börsen-Zeitung“, einen der Commerzbank, einen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Rüdiger von Rosen, der den DAX mit aus der Taufe hob, erklärte später: „Wir wollten ein nach außen wirkendes Symbol haben, vergleichbar dem Dow Jones.“

Die erste Abkürzung klang zu japanisch, DAX kling viel deutscher

In seinen ersten Tagen firmierte der neue Index als „DAI“. Doch seine Gründer fanden das auf Dauer ungeeignet. „Das klang zu japanisch“, erinnerte sich später Manfred Zaß, lange in führenden Positionen bei der Deutschen Börse. Und so nahm er vom Teil Index des Deutschen Aktienindex nicht den ersten, sondern den letzten Buchstaben, das X.  Die Bezeichnung „DAX“ war geboren.

Armin Papperger, Chef von  Rheinmetall, läutet in der Börse die Kursglocke: Am 20. März wurde der  Rüstungskonzern in den DAX aufgenommen.
Armin Papperger, Chef von Rheinmetall, läutet in der Börse die Kursglocke: Am 20. März wurde der Rüstungskonzern in den DAX aufgenommen.Boris Roessler/dpa

Lange wurde der DAX von vier Branchen dominiert: Chemie, Automobil, Energie, Finanzen. Elf Konzerne sind seit dem Dax-Start ohne Unterbrechung in dem Index gelistet: Allianz, BASF, Bayer, BMW, Daimler (zuvor Daimler-Benz), Deutsche Bank, Eon (2006 entstanden aus Veba und Viag), Henkel, RWE, Siemens und Volkswagen.

Inzwischen sind aus 30 Konzernen in der ersten deutschen Börsenliga 40 geworden: Zum 20. September 2021 brachte die Deutsche Börse die Erweiterung auf den Weg. Zudem gelten als Konsequenz aus dem Bilanzbetrug und verspäteten Dax-Rauswurf des Münchner Zahlungsdienstleisters Wirecard strengere Regeln für Unternehmen, die in den Dax aufrücken und dort bleiben wollen. Aufgenommen werden nur noch profitable Unternehmen.

Inzwischen hat der DAX auch eine Familie: Die Indizes MDAX, SDAX und TechDax für kleine, mittlere und technikgetriebene Aktiengesellschaften.

Der Aktienindex DAX stieg kürzlich trotz Krise in ungeahnte Höhen

Seit seiner Einführung am 1. Juli 1988 mit 1163 Punkten legte das wichtigste deutsche Börsenbarometer kräftig zu. In jüngster Vergangenheit ging es von Rekord zu Rekord, am 16. Juni 2023 stieg der Dax trotz Ukrainekrieg und allerlei Krisen erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 16.400 Punkten. 

Der tiefste Schlussstand liegt ziemlich lange zurück: Am 29. August 1988 fiel das Börsenbarometer auf 1152 Punkte. Rasant abwärts ging es auch um die Jahrtausendwende nach dem Platzen der New-Economy-Blase am Neuen Markt. Bis auf 2202 Zähler am 12. März 2003 sackte der Leitindex ab.

Krisen haben einen langen Atem: Privat kaufen nur wenige Deutsche Aktien, DAX hin oder her

Aber an so etwas erinnert sich Deutschland: Der Absturz der 1996 als „Volksaktie“ auf den Markt gebrachten Telekom-Papiere 2002 und das Platzen der New-Economy-Blase lasten bis heute auf der Aktienkultur in Deutschland. Nur 18,3 Prozent der Menschen im Land sind direkt oder über Fonds Aktienbesitzer. Kein Wunder daher, dass bei mindestens 24 der 40 DAX-Konzerne die Mehrheit der Aktien in Depots im Ausland liegt.