Für das Vorbereitungsgespräch zu einem Briefing des Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) hat die Vierrunde aus hochrangigen Offizieren um Inspekteur Ingo Gerhartz, Chef der Luftwaffe, die Videokonferenz-Plattform Webex des US-Konzerns Cisco genutzt.
Nun ist Webex sicherlich praktisch für Videocalls, auch wenn einer der Teilnehmer in einem Hotel in Singapur sitzt. Aber es ist nicht abhörsicher. Ebenso wenig, wie ein offenes WLAN in einem Hotel. Beide sind nicht geeignet, um darüber militärische Geheimnisse und Taktiken zu besprechen. In vielen Firmen sind Online-Konferenzen außerhalb der EU streng verboten.
Nach dem doppelten Fehlschuss der Fregatte „Hessen“ auf eine US-Drohne im Roten Meer ist dies bereits die zweite Peinlichkeit, die sich die Bundeswehr leistet. So langsam reicht es, finde ich.
Wann wachen die Verantwortlichen auf? Wann begreifen sie, dass in einem Krieg anzapfbare Kanäle nicht die richtige Wahl sind? Deutschland ist in dem Ukraine-Krieg stark engagiert, so sehr sich Kanzler Olaf Scholz auch dagegen wehrt. Ich bin gespannt, wie sein Verteidigungsminister Boris Pistorius diese Panne erklären wird. Der sagte am Sonntagnachmittag in Berlin, es sei zu klären, ob die Offiziere über die Inhalte sprechen durften und dafür das richtige Kommunikationsmittel gewählt hätten. Spoiler-Alarm: Haben sie nicht.
Zum Abhören gehören immer zwei Seiten: eine, die lauscht und eine, die sich abhören lässt. Oder anders ausgedrückt: Gelegenheit macht Diebe.
Wurden heimliche Lauscher in der Videokonferenz nicht bemerkt?
Verteidigungsexperten rechnen jetzt mit weiteren Veröffentlichungen durch Russland. „Es werden sicher noch etliche andere Gespräche abgehört worden sein und gegebenenfalls zu späteren Zeitpunkten im Sinne Russlands geleakt werden“, sagte Roderich Kiesewetter (CDU) in „ZDF heute“. Das glaube ich auch. Und ich bin gespannt, was da noch so kommt. Laut Kiesewetter könnte sich ein russischer Teilnehmer "unbemerkt" in die Schalte eingewählt haben. Das glaube ich eher nicht. Oder besser: Ich will einfach nicht glauben, dass so etwas nicht aufgefallen ist.