Osterzeit bedeutet für Menschen in Berlins Vororten und im Brandenburger Umland Traditionspflege. Osterdekoration auf Balkonen und in Gärten, Ostereier – und selbstverständlich darf das Osterfeuer nicht fehlen. Doch dagegen wendet sich der wortgewaltige Moderator und Meteorologe Jörg Kachelmann, der die symbolischen Scheiterhaufen um die Ostertage als „bescheuerte“ Tradition abtut, die enorme Umweltschäden verursacht und Menschen schadet. Oster-Traditionalisten sind empört, doch Kachelmann gibt seinen Kritikern knallhart Kontra.
In der Osterwoche brennt die Region: Zahlreiche Orte in Brandenburg veranstalten pompöse Osterfeuer, das voraussichtlich größte in Trechwitz (Kloster Lehnin): Dort hat ein Jugendverein aus Holz die bis heute wegen bürokratischer Hindernisse nicht vollendete Wuster Brücke nachgebaut. Am Ostersamstag soll der pompöse Scheiterhaufen in Flammen aufgehen – Traditionspflege mit einem aktuellen satirischen Hintergrund.
Jörg Kachelmann nennt Osterfeuer „bescheuerte“ Tradition – aus diesen Gründen
Schwieriger gestaltet sich die Veranstaltung von Osterfeuern im dicht besiedelten Berlin. Doch auch am Berliner Stadtrand gibt es beispielsweise im Britzer Garten am Ostersamstag ein traditionelles Osterfeuer mit großer Feuershow und Lichttanz. Im Vorjahr sorgte die Veranstaltung allerdings für lange Gesichter bei zahlreichen Besuchern, die wegen des großen Andrangs nicht mehr auf das Gelände gelassen wurden.
Feuer übt also weiterhin eine enorme Anziehungskraft aus, doch einer kann die Feuer-Begeisterung überhaupt nicht nachfühlen: Star-Moderator und Wetterexperte Jörg Kachelmann hält Osterfeuer für eine „bescheuerte“ Tradition, die für Umwelt und Gesundheit schädlich ist. Seine Kritik, zu lesen in seinen eigenen Social-Media-Beiträgen und einem aktuellen Interview mit der MAZ, richtet sich generell gegen das „das Verbrennen von Wald, sei es über Holz, Hackschnitzel oder Pellets“: nichts sei „gesundheits-, umwelt- und klimaschädlicher“. Zwar fänden Osterfeuer im Gegensatz zu Pelletöfen und Kaminen nur einmal im Jahr statt, während diese den ganzen Winter über Feinstaub erzeugten. „Wenn allerdings der Dreck aus den Osterfeuern bei einer kühlen Wetterlage auf eine hohe Grundverschmutzung führt, kommen wir dann schnell auf Dreckluft auf indisch-chinesischem Niveau“. Außerdem, ergänzt Kachelmann, würde bei Osterfeuer auch öfter „Müll verbrannt“. Dadurch werde das „Supergift Dioxin“ freigesetzt.
Kachelmann erntet für Kritik an Osterfeuern auch Zustimmung
Kachelmann geht in dem MAZ-Interview so weit, „einen Knick in der Lebenserwartung“ durch den „Boom des Waldverbrennens“ vorherzusagen und vergleicht die „bescheuerte“ Tradition der Osterfeuer mit Hexenverbrennungen.
In den sozialen Medien erntet Kachelmann nicht nur Empörung, sondern durchaus auch Zustimmung. Markus M. sieht in Kachelmanns Kritik einen Angriff auf eine zutiefst christliche Tradition. „Was wird zu Beginn der Osternacht zu Beginn der Liturgie gesegnet? – Das Osterfeuer.“ Dies sei einer der bewegendsten Momente im ganzen Kirchenjahr. Ein anderer Facebook-User sieht die Äußerungen im Zusammenhang mit einer von ihm so wahrgenommenen Verbotsdebatte: „Noch eine Tradition, die abgeschafft werden soll, ja??? Wem das nicht passt, kann zu Hause bleiben, es wurden schon genug Traditionen aufgrund von … abgeschafft!!! Es reicht …“
Wut-Kommentare zu Osterfeuern: Kachelmann reagiert hart gegen „dummdeutsche Rechtsextremisten-Accounts“
Auf BlueSky (externer Link) geht Kachelmann wiederum sehr hart mit seinen Kritikern ins Gericht: „Es war zu ahnen, dass dummdeutsche Rechtsextremisten-Accounts … sich sehr aufregen müssen samt dem üblichen völkischen Braunschaum der Druko-Autoren.“ Allerdings kann man nur einen Teil der Kommentare eindeutig der extremen Rechten zuordnen. Wie Kachelmann im Interview auch einräumt, sind Osterfeuer nicht das Hauptproblem, sondern das Dauer-Verfeuern von Holz im Winter. Obwohl Pellets selten tatsächlich Holz-Abfälle sind, sondern häufig in Osteuropa sogar aus geschützten Waldgebieten stammen, die Öfen jede Menge Feinstaub produzieren, gelten Pelletheizungen vermeintlich als umweltfreundlich. Die Bundesregierung fördert sogar den Einbau dieser Heizungen durch Steuervorteile. Der Irrglauben, Heizen mit Holz sei umweltverträglich, wird somit sogar vom grünen Bundeswirtschaftsministerium verbreitet – dagegen wendet sich Jörg Kachelmann mit ungebremster Wut, die er allerdings in erster Linie an Rechtsextremen auslässt.
Osterfeuer abschaffen? Gehört die Tradition bewahrt oder untersagt? Schicken Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften! ■