Debatte um den Nachtisch

Widerlich oder lecker? Ich gestehe: Ich LIEBE Puddinghaut! Und Sie?

Für die einen ist sie zum Würgen, für die anderen ist die Haut auf dem Pudding das Beste am Dessert. Eine Liebeserklärung mit Tipps für Haut-Fans.

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Pudding ist ein klassischer Nachtisch - doch an der Puddinghaut scheiden sich die Geister.
Pudding ist ein klassischer Nachtisch - doch an der Puddinghaut scheiden sich die Geister.Panthermedia/imago

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich mit Freunden über außergewöhnliche Essgewohnheiten unterhalten. Sie wissen schon: Wir alle haben Gelüste, die ab und an erfüllt werden müssen, damit wir glücklich leben können. Die einen essen zum Frühstück gern Marmelade mit Käse, die anderen brauchen regelmäßig ein Brot mit Senf – und dass es Menschen gibt, die bei McDonalds die salzigen Pommes ins süße Eis dippen, ist inzwischen auch kein Geheimnis mehr. Ich selbst fühlte mich mit meiner „Ess-Macke“ allerdings lange ziemlich allein. Doch heute möchte ich mich öffentlich outen, auch wenn es mit schwerfällt: Ja, ich liebe Puddinghaut!

Dick, ledrig und lecker: Für mich ist die Puddinghaut das Beste am ganzen Pudding!

Puddinghaut. Ja, Sie haben richtig gelesen. Es gibt – zumindest in meiner Wahrnehmung – nur wenige Dinge in der Welt der einfachen Kulinarik, an denen sich die Geister so sehr scheiden. Puddinghaut! Die einen verehren sie – wie ich. Pudding esse ich sowieso sehr gern, doch erst die Haut, die sich beim Abkühlen auf der Oberfläche bildet, macht die einfache Vanille-Creme zur Königin der Nachtische. Die feste, glatte Schicht wird vorsichtig vom Pudding gelöffelt, aber aufgepasst: Ein Stückchen muss übrig bleiben, als „letzter Happen“ sozusagen, nachdem der Pudding vertilgt ist. Es ist die Kirsche auf der Sahnehaube des Dessert-Vergnügens.

Die feste, glatte Haut auf dem Pudding: Wenn schon der Gedanke daran Sie würgen lässt, dann gehören Sie zur anderen Kategorie. Es gibt nämlich, das musste ich schmerzhaft lernen, nicht wenige Menschen, denen beim Anblick der Puddinghaut übel wird. Als ich meinen Freunden sagte, dass ich die Haut auf dem Pudding liebe, sah mich eine Freundin so an, als hätte ich gerade vor ihren Augen ihr Zwergkaninchen umgebracht. Für sie ist das, was oben auf dem Pudding zu finden ist, wenn er abgekühlt, an Ekel nicht zu überbieten. Puddinghaut! Wie kann man das nur freiwillig essen? Für diese Menschen ist ein Trick erfunden worden, der sich in etlichen Kuchen-Rezepten findet: Legt man ein Stück Frischhaltefolie auf die Oberseite des Puddings, bildet sich beim Abkühlen keine Haut. So sollen, wird der Pudding etwa zu einer Buttercreme verarbeitet, Klumpen in der Creme vermieden werden.

Viel zu cremig! Der Pudding braucht eine ordentliche Haut. Die ledrige Schicht ist das Krönchen auf dem Nachtisch.
Viel zu cremig! Der Pudding braucht eine ordentliche Haut. Die ledrige Schicht ist das Krönchen auf dem Nachtisch.Shotshop/imago

Frischhaltefolie auf dem Pudding, damit sich keine Puddinghaut bildet? Was für eine verrückte Idee! Da löffele ich lieber die Haut vom Pudding, bevor er in den Kuchen wandert. Es ist für meinen Gaumen nur schwer nachvollziehbar, wie man die dicke, zähe Haut auf dem Pudding nicht lieben kann! Vor ein paar Jahren machte der Pudding-Riese Dr. Oetker mal einen großartigen Post im Netz: In den sozialen Netzwerken verkündeten die Pudding-Experten mit einer cleveren Fotomontage, dass bald die Puddinghaut im Becher auf den Markt kommt. „Fünf süße Scheiben“ wurden da pro Becher versprochen. Es war der schönste Tag meines Lebens – bis ich erfuhr, dass es sich nur um einen Aprilscherz handelte.

Puddinghaut-Community: Es gibt tolle Tricks, wie man noch mehr Puddinghaut erzeugt

Bin ich der einzige Mensch mit dieser schrägen Leidenschaft? Die Frage beschäftigte mich schon lange. Also stieg ich etwas ab – in die Puddinghaut-Community. Und lernte: Ich bin nicht allein! Im Netz stieß ich auf die wildesten Debatten zum Thema – und beinahe unglaubliche Geschichten. Als etwa der berühmte Kriminalbiologe Mark Benecke auf Facebook nach Meinung zu Puddinghaut fragte, schrieb einer seiner Fans, er sei mal fast ausgerastet, als seine Mutter mit den Worten „Du musst gut rühren, damit sich keine Haut bildet“ den frisch gekochten Pudding rührte. „Ja, und DU hast sie nun zerstört, Hexe! Die Haut ist das Beste am ganzen Pudding“, schreibt der Mann. Und einer kommentiert: „Wer die Puddinghaut nicht ehrt, ist des Puddings nicht wert.“ 

Aber: Wie kann man das maximale Puddinghaut-Erlebnis aus dem Pudding holen? Dazu habe ich recherchiert – und bei einem Ausflug in die Puddinghaut-Community fand ich gute Tipps, die seitdem mein Leben bereichern. Wer möglichst viel Puddinghaut erzeugen will, der sollte demnach darauf achten, den Pudding nach dem Kochen in ein flaches Gefäß zu füllen. Eine richtig flache Schale oder ein Tablett eignen sich prima. Ziel muss es sein, dem Pudding eine möglichst große Oberfläche zu geben. Auch flache Teller eignen sich gut: Verteilen Sie den Pudding nach dem Kochen einfach nicht auf drei Schüsseln, sondern auf sechs Teller. So erhalten Sie nur Puddinghaut! Am allerbesten ist aber – und das sollten Sie ausprobieren, wenn Sie Puddinghaut lieben: Kippen Sie den Pudding nach dem Abkühlen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech. Sie erhalten eine Puddinghaut im XXL-Format. Ein wahrer Genuss für jeden Puddinghaut-Fan – und alle, die es werden sollen.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Warum entsteht Puddinghaut überhaupt? Das ist einfach zu beantworten: Wenn der Pudding abkühlt, dann verdunstet auch das Wasser auf der Oberfäche. Die oberste Schicht des Puddings trocknet also quasi aus – und wenn weniger Wasser da ist als im Rest des Puddings, ist es logisch, dass sich obenauf eine ledrige Haut bilden muss. Und wie man die nun findet – ob sie die Krönung des Puddings ist oder doch die ekelhafte Randerscheinung, die man besser mit Frischhaltefolie vermeidet – ist jedem selbst überlassen.

Wie finden Sie Puddinghaut? Lieben Sie sie – oder hassen Sie sie? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!