Die Bilder erregten auf der ganzen Welt Aufsehen: Wüstenstaaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und der Oman stehen unter Wasser. Normalerweise sind diese Länder für ihre Hitze, Trockenheit und Temperaturen über 50 Grad bekannt. Schnell wurde daher spekuliert, ob es sich bei dem heftigen Regen um eine Folge von künstlichem Regen handeln könnte.
Wolken bestehen aus winzigen Wassertröpfchen oder Eiskristallen. Beim sogenannten Cloud Seeding (Wolkenimpfen) werden dort Chemikalien wie Silberjodid verteilt. Die Partikel beschleunigen das Kondensieren des Wasserdampfs, der dann als Niederschlag zu Boden fällt.
Cloud Seeding wird in Ländern auf der ganzen Welt eingesetzt, auch in den westlichen US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Colorado, Nevada, Idaho und Texas, die mit Dürre zu kämpfen haben. Ob diese Methode überhaupt effektiv das Wetter beeinflussen kann, ist umstritten. Eine israelische Studie bescheinigte der Methode eine geringe Wirksamkeit. Andere Studien lieferten ähnliche Ergebnisse.

Die VAE spielten Regenmacher durch „Wolkenimpfen“
Laut des Nachrichtendienstes Bloomberg haben die VAE mit ihrem Cloud Seeding direkt zu den heftigen Regenfällen in dieser Woche beigetragen. Ahmed Habib, ein Fachmeteorologe am Nationalen Zentrum für Meteorologie der VAE (NCM), sagte der Zeitung vor einigen Tagen, dass zwei Flugzeuge am Montag und Dienstag Wolkenimpfungen durchführten und dass in den letzten zwei Tagen sieben Einsätze durchgeführt wurden. „Für jede Wolke, die sich über den VAE eignet, wird eine Operation durchgeführt“, sagte Habib zu Bloomberg.
Trotz der Warnung an die Bürger, während des starken Regens zu Hause zu bleiben, sprach die Pressestelle der VAE-Regierung von einem „Regen des Guten“, da das Land mit einem Anstieg hitzebedingter Krankheiten und Todesfälle zu kämpfen hat, von denen einige hoffen, dass sie durch vermehrte Regenfälle gelindert werden können.

Rekordregen ist Folge des Klimawandels
Andere Experten dagegen schließen einen merklichen Einfluss von möglichem Cloud Seeding im Fall der Regenfälle auf der arabischen Halbinsel aus. „Die Intensität des Regens war rekordverdächtig, aber das steht im Einklang mit einem sich erwärmenden Klima“, sagte Richard Allan, Professor für Klimawissenschaften an der Universität in Reading, der britischen Rundfunkanstalt BBC. Es entstehe zwangsläufig mehr Feuchtigkeit, wodurch Überschwemmungen und Starkregenereignisse immer heftiger würden.
Nach den schweren Unwettern ruderte auch das Nationale Zentrum für Meteorologie der Vereinigten Arabischen Emirate (NCM) zurück. Die emiratische Zeitung „The National“ zitierte die Erklärung eines Sprechers des Zentrums: „Das NCM hat während dieses Ereignisses keine Operationen zum Wolkenimpfen durchgeführt.“

Schwerste Niederschläge seit Jahrzehnten
Laut NCM waren es die schwersten Niederschläge in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit 75 Jahren. Auch der Flughafen in Dubai - einer der größten der Welt – war von den Wassermassen überfordert. Die Betreiber sprachen von einer „erheblichen Störung“ und einer „sehr herausfordernden Situation“. Nachdem einige Flüge umgeleitet und verschoben worden waren, teilte der Airport am Donnerstagnachmittag mit, dass der Betrieb innerhalb von 24 Stunden wieder normal laufen werde.
Im benachbarten Oman starben infolge der Regenfälle mindestens 20 Menschen. In den Emiraten gab es Berichten zufolge einen Toten – ein älterer Mann starb, als sein Fahrzeug vom Wasser weggeschwemmt wurde. Die Emirate waren 2023 in Dubai Gastgeber der Weltklimakonferenz COP28. ■