Beute von unschätzbarem Wert

Vier Minuten, Roller, Motorsäge: So lief der irre Überfall auf den Louvre!

Am Sonntag verschafften sich unbekannte Täter Zugang zum Louvre in Paris, klauten Napoleons Schmuck. Der Ablauf liest sich wie ein Krimi-Drehbuch.

Author - Florian Thalmann
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Über einen Lastenaufzug verschafften sich die Täter Zugang zum Louvre. Kleines Foto: Solch wertvoller Schmuck lagerte in den Vitrinen der Galerie, in die die Einbrecher einstiegen. Die Beute sei von unschätzbarem Wert, hieß es.
Über einen Lastenaufzug verschafften sich die Täter Zugang zum Louvre. Kleines Foto: Solch wertvoller Schmuck lagerte in den Vitrinen der Galerie, in die die Einbrecher einstiegen. Die Beute sei von unschätzbarem Wert, hieß es.Alexander Turnbull/AP/dpa, Dimitar Dilkoff/AFP

Frankreich und die Kunst-Welt sind in Schockstarre: Am Sonntag verschaffte sich eine Diebesbande Zugang zum Louvre in Paris, dem berühmtesten Kunstmuseum der Welt. Innerhalb von wenigen Minuten brachen sie in die Ausstellungsräume ein, zerstörten Vitrinen, verschwanden mit wertvollem Schmuck, der einst Napoleon gehörte. Immer mehr Informationen über den irren Jahrhundert-Überfall kommen ans Licht. Die Rekonstruktion: Wie lief der Überfall in Paris ab?

Täter kamen mit Rollern und Motorsägen zum Louvre

Frankreichs Kunstministerin hatte für die Diebe, die Napoleons Schmuck aus dem Louvre klauten, fast anerkennende Worte übrig.  Die Täter hätten keine Gewalt angewendet, für ihren Beutezug nur vier Minuten benötigt, sagte sie dem französischen Fernsehsender TF1. Die Diebe seien Profis, das habe sie auch auf den Überwachungsaufnahmen gesehen. „Sie greifen niemanden an, sie gehen ganz ruhig hinein. In vier Minuten zerstören sie natürlich Vitrinen, nehmen ihre Beute und verschwinden ohne jegliche Gewaltanwendung.“

Der Ablauf des Museumseinbruchs klingt wie aus einem Hollywoodfilm: Nach ersten Erkenntnissen sollen sich die Täter schon am frühen Morgen zwischen 9.30 Uhr und 9.40 Uhr Zugang zum Museum verschafft haben. Die unbekannten Täter kamen offenbar mit einem Roller zum Tatort. Sie hielten an einer Seite des Gebäudes, die der Seine zugewandt ist – hier finden aktuell Bauarbeiten statt. Hier fanden sie auch das wohl wichtigste Hilfsmittel für den Museumsdiebstahl: einen Lastenaufzug, der eigentlich zum Transport von Baumaterial genutzt wird. Besonders clever: Offenbar tarnten sich die Täter sogar als Bauarbeiter, damit Zeugen keinen Verdacht schöpften. Laut Ermittlern sollen sie Warnwesten getragen haben.

Über diesen Lastenaufzug verschafften sich die Täter Zugang zum Louvre, oben stiegen sie über den Balkon mithilfe von Motorsägen in das Gebäude ein.
Über diesen Lastenaufzug verschafften sich die Täter Zugang zum Louvre, oben stiegen sie über den Balkon mithilfe von Motorsägen in das Gebäude ein.Dimitar Dilkoff/imago

Irrer Diebstahl: Täter räumten im Louvre die Vitrinen leer

Über diesen gelangten sie zu einer der höher gelegenen Etagen des Gebäudes. Im ersten Stock verschafften sie sich über einen Balkon Zugang zum Haus – laut Ermittlern sollen sie dafür Motorsägen verwendet haben. Drinnen ging es dann zügig zu den Vitrinen mit Napoleons Schmuck in der „Galerie d’Apollon“. Auch hier sollen sie die Sägen genutzt haben, um die Vitrinen zu öffnen. Dann räumten sie die Schmuckstücke heraus, packten alles ein – und verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren. Als Fluchtfahrzeug sollen erneut Motorroller gedient haben.

Louvre musste nach dem Zwischenfall evakuiert werden

Das Museum wurde nach dem Zwischenfall evakuiert und geschlossen – auch, um Spuren und Hinweise für die Ermittlungen sichern zu können. Zwar sei im Moment des Überfalls Panik ausgebrochen, berichten französische Medien. Doch danach konnten die Besucher das Museum geordnet verlassen. Verletzte gab es laut ersten Berichten nicht. Unklar ist momentan auch, welchen Wert die Beute hat, die aus den Vitrinen entwendet wurde. Laut Kulturministerium wurden Schmuckstücke erbeutet, die über ihren Marktwert hinaus „einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert“ haben, hieß es in Berichten.

Die Krone der Kaiserin Eugénie wurde gestohlen, doch die Täter verloren sie auf der Flucht. Das Stück ist von unschätzbarem Wert.
Die Krone der Kaiserin Eugénie wurde gestohlen, doch die Täter verloren sie auf der Flucht. Das Stück ist von unschätzbarem Wert.Stephanie de Sakutin/AFP

Schmuckstück nach der Tat in der Nähe des Louvre gefunden

Immerhin: Eines der Schmuckstücke wurde am Sonntag schon kurz nach dem Vorfall in der Nähe gefunden. Der Fund werde nun genau untersucht. „Kunstobjekte sind heutzutage im Visier der organisierten Kriminalität“, fügte die Ministerin hinzu. „Museen sind zu Zielen geworden.“ In Berichten hieß es, die Täter hätten das Schmuckstück möglicherweise verloren. Laut Zeitung „Parisien“ handelt es sich um die Krone der Kaiserin Eugénie, die von unschätzbarem Wert ist. Sie wurde beschädigt. Aktuell wird eine Liste aller gestohlenen Gegenstände erstellt.

Die Staatsanwaltschaft in Paris leitete am Sonntag Ermittlungen wegen „organisierten Bandendiebstahls“ und „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ein. Es ist nicht der erste Überfall auf ein französisches Museums in diesem Jahr: Vor einem Monat waren Diebe in das Naturkundemuseum in Paris eingedrungen und hatten Goldexponate im Wert von 600.000 Euro gestohlen. Anfang September waren Einbrecher in das Porzellan-Museum von Limoges eingedrungen und hatten drei als nationale Schätze eingestufte Objekte im Wert von mehreren Millionen Euro gestohlen.