Am 17. Oktober startet „The Apprentice“ in den deutschen Kinos. Das Team des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump drohte in den USA mit rechtlichen Schritten gegen diesen Film – doch einen Kinostart von „The Apprentice“ vor den Wahlen konnte es nicht verhindern. Der Film des iranisch-dänischen Regisseurs Ali Abbasi handelt vom Aufstieg Trumps in den 1970er-Jahren. Er zeichnet den Politiker und Unternehmer in keinem guten Licht.
„Die in diesem Film dargestellten Ereignisse und Personen basieren auf realen Ereignissen und Personen, aber einige Ereignisse und Namen von realen Personen wurden aus dramaturgischen Gründen fiktionalisiert“, heißt es zu Beginn des Films. Welche Ereignisse aus „The Apprentice“ sich tatsächlich so zugetragen haben, wissen wohl nur die Beteiligten.
Skrupellosigkeit, Geldgier und eine Vergewaltigung

„The Apprentice“ trägt denselben Namen wie Trumps einstige Reality-Show und schildert dessen Aufstieg zur Macht im New Yorker Immobiliengeschäft. Der Film erzählt von Trumps Freundschaft mit dem Juristen Roy Cohn, der ihm einst wohl ein wichtiger Mentor war, später aber von ihm verstoßen worden sein soll.
Trump, gespielt vom rumänisch-amerikanischen Schauspieler Sebastian Stan, wird im Film als gieriger, skrupelloser Typ gezeichnet, dem alle Wege recht sind, um Macht zu erlangen. Im Film, der in den 70er- und 80er-Jahren spielt, wird Trump auch dabei gezeigt, wie er seine damalige Frau Ivana vergewaltigt.
In ihrer Scheidungsakte hatte Ivana Trump tatsächlich erklärt, von Trump vergewaltigt worden zu sein. Später gab sie an, dies sei nicht wörtlich gemeint gewesen, sondern habe vielmehr ausdrücken sollen, dass sie sich misshandelt gefühlt habe.
Ein Trump, der sich Fett absaugen lässt
Das Filmpublikum sieht außerdem einen Trump, der sich Fett absaugen und seine Kopfhaut straffen lässt und der vermeintliche Diätpillen schluckt, die sich als Amphetamine herausstellen. Seinen heimlich schwulen Mentor Roy Cohn – der ihm maßgeblich zum Erfolg verhalf – lässt er im Film fallen, nachdem bekannt wurde, dass dieser an Aids erkrankt ist.

Trumps Sprecher Steven Cheung nannte den Film im Mai eine reine Erfindung und kündigte eine Klage an, „um gegen die offenkundig falschen Behauptungen dieser angeblichen Filmemacher vorzugehen. Dieser Müll ist reine Fiktion, der Lügen, die schon lange entlarvt wurden, sensationell aufbauscht.“
Der amerikanische Drehbuchautor und Journalist Gabriel Sherman sagte in Cannes, dass er sich bei seiner Darstellung Trumps auf reale Begebenheiten gestützt habe. Viele Produzenten hätten nichts von der Filmidee gehalten. In Hollywood wäre es aus seiner Sicht nicht möglich gewesen, den Film zu realisieren. „The Apprentice“ wurde in Kanada gedreht.
Trumps Haltung: Angreifen, angreifen, angreifen
Der Darstellung des Films zufolge ist der Einfluss, den der skrupellose Anwalt Cohn auf Trump hatte, nicht zu unterschätzen. Gleich zu Beginn des Films bringt er dem jungen Millionärssohn seine „drei Regeln des Gewinnens“ bei. Erstens: Angreifen, angreifen, angreifen. Zweitens: Nie etwas zugeben, alles abstreiten. Drittens: Den Sieg für sich beanspruchen und niemals eine Niederlage zugeben.
„Es gibt keine Wahrheit. Sie ist ein Konstrukt“, gibt Cohn Trump außerdem mit. Man erkennt gewisse Parallelen zu Trumps tatsächlichem Politikstil. Drehbuchautor Sherman führte im Laufe seines journalistischen Lebens mehrere Interviews mit Trump. Für den Film sprach er demnach obendrein mit Quellen im Weißen Haus, Menschen aus dem Umfeld von Trump, ehemaligen Berufskollegen von Cohn.
„Die Leute denken bei Trump an diese ‚Maschine der Empörung‘, an diese hasserfüllte, spaltende Figur, und in vielerlei Hinsicht ist er wie ein Schauspieler, der eine Rolle spielt – allerdings spielt er sie schon so lange, dass sie zu seiner Identität geworden ist“, sagt Sherman.
Empathie für den jungen Trump
„The Apprentice“ zeigt den jungen Trump aber nicht ohne Empathie. Sebastian Stan – der Trumps Mimik wie etwa seine schürzenden Lippen erstaunlich gut imitieren kann – zeichnet ihn als ehrgeizigen, aber auch unsicheren Mann, der sich nach Bestätigung und Anerkennung durch seinen Vater und sein Umfeld sehnt.
Cohn – von Jeremy Strong („Succession“) auf diabolisch-ausdruckslose Weise verkörpert – kreiert im Film Trumps spätere Person erst. Und verliert dann die Kontrolle über seine Schöpfung, die ein schauriges Eigenleben annimmt.
Lange Zeit war nicht klar, wann der Film in den USA herauskommt. Die großen Filmstudios wollten „The Apprentice“ nicht vertreiben. Letztlich fand sich mit Briarcliff Entertainment ein amerikanischer Vertrieb und der Kinostart wurde eine Woche früher als in Deutschland angesetzt.
Es wird interessant sein zu sehen, welche Auswirkungen der Film auf den verbleibenden Wahlkampf bis zum 5. November haben wird. Und ob er überhaupt welche haben wird. In jedem Fall ist Abbasi mit „The Apprentice“ eine sehr unterhaltsame Fiktion gelungen, die Lust darauf macht, mehr über ein besonderes Kapitel in Trumps Leben zu erfahren. ■