Blut, Wunden und Sex auf der Bühne – das wurde einigen Zuschauern dann doch zu viel. Dabei waren sie gewarnt. Dass es bei der Performance „Sancta“ in Stuttgart ziemlich brutal zugeht, darauf weist das Opernhaus in aller Deutlichkeit hin. Nichts für sehr zart Besaitete und Altersfreigabe ab 18 Jahren. Dennoch klappten einige Besucher zusammen.
Rund um die ersten beiden Vorstellungen der Inszenierung habe sich der Besucherservice um insgesamt 18 Menschen gekümmert, die zum Teil über Übelkeit geklagt hätten, sagte der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling. Sogar ein Arzt musste geholt werden, um drei Zuschauer zu behandeln.
„Sancta“ ist eine Inszenierung der österreichischen Choreografin und Performancekünstlerin Florentina Holzinger. Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut und auch vor Trash nicht zurückschreckt, sorgt die 38-Jährige seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. In „Sancta“ bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an.
Nonnen, nackte Stunts und Lesben-Sex

„Grenzen auszuloten und lustvoll zu überschreiten war von jeher eine zentrale Aufgabe der Kunst“, sagt Intendant Viktor Schoner. Das Opernhaus Stuttgart warnt aber auch auf seiner Homepage ausdrücklich, die Aufführung der skandalumwitterten Aktionskünstlerin zeige explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen auch von sexueller Gewalt. Auch seien echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und eine Verwundung zu sehen. Stroboskopeffekte, Lautstärke und Weihrauch würden ebenfalls eingesetzt.
Die Oper empfiehlt die Performance Zuschauern, die „wagemutig auf der Suche nach neuen Theatererfahrungen sind“, wie es auf der Homepage heißt. Allerdings sei Performancekunst neben dem Einsatz einiger Theatermittel eben „kein Fake, sondern echt“, sagte Sprecher Sebastian Ebling. Im Fall der in „Sancta“ gezeigten, auch sexuellen Gewalt warnt das Haus daher auch explizit vor Retraumatisierungen.
Bei den weiteren noch geplanten fünf „Sancta“-Abenden solle nichts geändert werden, informiert Ebling. Auch kämen Übelkeit und Ohnmacht immer wieder vor, sagte er. Die Premiere sei umjubelt gewesen. Er sei überzeugt, es seien im Wesentlichen Menschen in den Besucherreihen gewesen, „die wussten, auf was sie sich einlassen“. ■