Deutsche unter den Opfern

UPDATE +++ Lissabon: Standseilbahn zerschellt an Hauswand – 17 Tote

Am Mittwochabend kam es zu einem dramatischen Vorfall in Lissabon: Ein Wagen einer berühmten Standseilbahn entgleiste.

Author - Florian Thalmann
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Die beliebte Standseilbahn Elevador da Gloria fiel am Mittwochabend einfach auseinander. Mehrere Menschen sind laut erster Informationen ums Leben gekommen.
Die beliebte Standseilbahn Elevador da Gloria fiel am Mittwochabend einfach auseinander. Mehrere Menschen sind laut erster Informationen ums Leben gekommen.Armando Franca/AP/dpa

Horror-Unfall in Lissabon: Am Abend ist in der Hauptstadt von Portugal ein Wagen der berühmten Glória-Standseilbahn entgleist. Das gelbe Gefährt prallte laut Augenzeugenberichten gegen ein Gebäude, fiel danach auseinander. Die verheerende Bilanz: 17 Menschen kamen bei dem Crash ums Leben. 18 weitere wurden verletzt.

Die bei Touristen sehr beliebte Standseilbahn war am Mittwochabend aus bisher ungeklärter Ursache entgleist und gegen ein Haus geprallt. Bild zitierte einen Experten, der sagte: „Ich war nicht vor Ort, aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wahrscheinlich das Zugseil gerissen ist. Oder die Verbindung zwischen dem Seil und der Bahn.“

Augenzeuge: Wagen der Standseilbahn fiel wie ein Pappkarton auseinander

Bis zu 43 Passagiere passen in den Aufzug, der in Lissabon eine beliebte Touristenattraktion ist. Der Unfall mit der Standseilbahn ereignete sich gegen 18 Uhr am Mittwochabend.

Zunächst war von 15 Toten berichtet worden. In der Nacht dann erlagen zwei weitere Personen ihren Verletzungen. 21 Menschen wurden demnach verletzt, darunter mindestens elf Ausländer: zwei Deutsche, zwei Spanier, eine Französin, ein Italiener, ein Schweizer sowie jeweils ein Mensch aus Kanada, Korea, Marokko und den Kap Verde.

Bei dem schweren Seilbahnunglück ist nach Angaben des Chefs der portugiesischen Kriminalpolizei, Luís Neves, „wahrscheinlich“ auch ein Deutscher ums Leben gekommen. Dasselbe gelte aufgrund „bereits gesammelter Informationen“ für zwei Kanadier, einen Ukrainer und einen Amerikaner, sagte Neves vor Journalisten in Lissabon. Sicher identifiziert seien zwei Todesopfer aus Südkorea und eines aus der Schweiz.

„Leider müssen wir davon ausgehen, dass sich auch deutsche Staatsangehörige unter den Betroffenen befinden“, hieß es am Donnerstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Zu ihrer Anzahl gebe es derzeit noch keine verlässlichen Angaben, die Lage sei noch „unübersichtlich“. Der Zivilschutz in Lissabon sprach von zwei Deutschen unter den Verletzten.

Den ganzen Abend und die Nacht hindurch, waren Einsatzkräfte vor Ort. Unter anderem suchten Ermittler nach der Ursache für das Unglück. Der Fernsehsender SIC berichtete unter Berufung auf eine Augenzeugin, die Standseilbahn sei „mit voller Geschwindigkeit“ die steile Straße hinabgerast und habe dabei ein Gebäude gerammt. „Sie prallte mit brutaler Wucht gegen ein Gebäude und fiel zusammen wie ein Pappkarton; sie hatte keine Bremsen“, sagte die Frau.

Rettungskräfte sind in Lissabon gerade mit der Bergung der Opfer beschäftigt.
Rettungskräfte sind in Lissabon gerade mit der Bergung der Opfer beschäftigt.Armando Franca/AP/dpa

Die genaue Ursache für den Unfall ist noch unklar. Das Portal „sapo.pt“ berichtet, der Crash sei  womöglich durch ein loses Aufzugskabel verursacht worden. „Nach dem, was wir auf den Bildern sehen können, ist höchstwahrscheinlich ein Zugseil gerissen“, sagte Ingenieur Fernando Nunes da Silva dem portugiesischen Nachrichtenportal SIC Notícias. „Und als es riss, funktionierten die Bremsen nicht, die in einer solchen Situation normalerweise funktionieren sollten.“ Die genaue Unfallursache muss nun ermittelt werden. Zunächst waren die Einsatzkräfte vor Ort damit beschäftigt, die Opfer aus den Trümmern der Seilbahn zu bergen.

Das Unternehmen Carris, das den Nahverkehr in Lissabon betreibt, erklärte, dass „alle Wartungsprotokolle“ eingehalten worden seien – insbesondere die alle vier Jahre vorgenommene Generalwartung, die 2022 vorgenommen worden sei, und die alle zwei Jahre vorgenommene Zwischenwartung, die zuletzt im vergangenen Jahr vorgenommen worden sei.

Augenzeugen berichten vom Seilbahn-Unfall in Lissabon

Zeugen berichteten, die Gondel der Standseilbahn sei außer Kontrolle geraten, dann mit voller Wucht in ein Gebäude gekracht. „Er ist mit brutaler Wucht gegen ein Gebäude geprallt und wie ein Pappkarton auseinandergefallen“, berichtete ein Augenzeuge über den Crash des Wagens. Die Wucht, mit der der Wagen das Haus rammte, sei beeindruckend gewesen. Das Gefährt war demnach überhaupt nicht mehr zu bremsen.

Die berühmte Standseilbahn „Elevador da Glória“ in Lissabon. Am Mittwochabend entgleiste sie, mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.
Die berühmte Standseilbahn „Elevador da Glória“ in Lissabon. Am Mittwochabend entgleiste sie, mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.Zoonar/imago

Zeuge hörte plötzlich einen lauten Knall, dann schrien Menschen

Ein Zeuge sagte, er habe einen lauten Knall gehört, dann hätten Menschen geschrien. „Die Polizei kam, dann kamen die Krankenwagen an und begannen, die Menschen wegzubringen. Ich konnte kein Blut sehen, aber viele Menschen bewegten sich nicht, sie waren wahrscheinlich bewusstlos.“ Der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. „Dies war ein tragischer Unfall. Es ist eine Tragödie, wie wir sie noch nie gesehen haben“, sagte Carlos Moedas, der Bürgermeister von Lissabon. Im ganzen Land gilt am Donnerstag ein von der Regierung ausgerufener Nationaler Trauerta

Die „Gloria“-Standseilbahn wurde 1885 in Betrieb genommen. (mit dpa, AFP)