Isaak bricht den Fluch

Schweiz gewinnt den ESC 2024! Auf welchem Platz landet Deutschland?

Das größte Musik-Event Europas ist Geschichte – und für Deutschland endete der Wettbewerb dieses Mal wesentlich besser als mit dem letzten Platz.

Teilen
Nemo aus der Schweiz hat den ESC 2024 gewonnen.
Nemo aus der Schweiz hat den ESC 2024 gewonnen.Jens Büttner/dpa

Das größte Musik-Event Europas – es ist schon wieder Geschichte! Am Abend stieg im schwedischen Malmö das Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest. Und das hatte es wirklich in sich: Schräge Auftritte, extravagante Bühnenshows und Musik, nicht für jedermanns Ohren gemacht, unterhielten Millionen Zuschauer auf dem gesamten Kontinent. Am Ende gab es zwei Überraschungen: Die Schweiz holte den Pokal – und Sänger Isaak brach für Deutschland den ESC-Fluch. Denn: Er bescherte uns mit „Always on the Run“ einen stabilen zwölften Platz.

Deutschland holt den 12. Platz beim Eurovision Song Contest

Das gab es lange nicht mehr: Mit dem Auftritt von Sänger Isaak schaffte es Deutschland in diesem Jahr beim Finale des Musik-Events in die vordere Hälfte der Tabelle. Für alle ESC-Fans in Deutschland fühlt sich dies eh wie ein Sieg an. Zuletzt war Deutschland zweimal Letzter. Die Wettbüros sahen Deutschland vermutlich auch aus dieser Gewohnheit heraus erneut als einen der Favoriten für den letzten Platz. Doch der Wettbewerb in der Malmö Arena lief für Isaak von Anfang an gut.

„Ich war voll bei mir“, berichtete Isaak kurz nach der Show. „Ich habe so abgeliefert, wie ich mir das erwartet habe.“ Besonders bei den Jurys aus den 37 Teilnehmerländern kam Isaak damit an und durfte sogar von einem Platz in den Top Ten träumen. Beim Publikum landete er hingegen bei den schwächeren Ländern. Neben einem Glücksbringer – einem Söckchen seines Sohnes – dürfte es die professionelle Inszenierung und vor allem auch die starke Stimme von Isaak gewesen sein, die die gute Platzierung sicherten. Isaak hatte in seiner Show ein großes Flammenmeer entzündet und damit zumindest einen gewissen Eindruck hinterlassen.

Isaak aus Deutschland mit „Always On The Run“ auf der Bühne beim Finale des Eurovision Song Contest 2024.
Isaak aus Deutschland mit „Always On The Run“ auf der Bühne beim Finale des Eurovision Song Contest 2024.Jens Büttner/dpa

Schon als Teenager stellte sich Isaak in die Mindener Innenstadt und machte Straßenmusik. Er sang und begleitete sich dabei selbst, das Rüstzeug holte er sich aus dem Internet. Das Internet sollte fortan zum Vehikel für seine Ambitionen werden. 2017 veröffentlichte er Pinks Hit „Who Knew“. Als der US-Superstar von einem Magazin seine Coverversion vorgespielt bekam, erhielt Isaak ein überragendes Lob. „Ich mag seine Stimme - der Junge kann singen“, sagte Pink. „Er ist besser als Ed Sheeran.“ Das große Kompliment sorgte allerdings nicht für den Durchbruch. Zwischendurch musste Isaak von Hartz IV leben. Neuen Schwung nahm seine Karriere erst durch „ShowYourTalent“ auf, ein Castingformat von Internetstar Knossi, bei dem Isaak 2021 gewann.

Danach nahm ihn das Label Universal unter Vertrag. Trotzdem stellte sich weiterhin noch nicht der große Erfolg ein. Womöglich auch deshalb klingt die erste Strophe seines ESC-Lieds „Always on the Run“ so pessimistisch: „Ich bin nicht mehr als durchschnittlich - auch wenn ich für manche besonders sein mag“, singt Isaak in dem Lied, das nach seinen Worten sehr persönlich gedacht ist und „sehr grob mein ganzes Leben“ beschreibt.

Für die Schweiz setzte sich Nemo beim ESC 2024 durch

Den Sieg beim ESC holte sich die Schweiz: Sänger Nemo setzte sich in der Nacht zu Sonntag mit 591 Punkten gegen den in den Wettbüros favorisierten Kroaten Baby Lasagna durch, der insgesamt 547 Punkte holte. Nemo ist der erste nichtbinäre Gewinner des zum 68. Mal ausgetragenen ESC, Nemo sagt von sich, sich weder als Mann noch als Frau zu fühlen. Der Schweizer erzählt mit „The Code“ auch seine eigene Geschichte. Die Inszenierung war bombastisch, das Lied gilt als eine Schweizer Variante des Welthits „Bohemian Rhapsody“ von Queen.

Extravagante Show: Windows95man aus Finnland mit dem Titel No rules.
Extravagante Show: Windows95man aus Finnland mit dem Titel No rules.Jens Büttner/dpa

Für die Schweiz ist es der dritte Sieg in dem Wettbewerb. Zuletzt gewann 1988 Céline Dion für die Eidgenossen, die nun Gastgeber des nächsten ESC werden. Nach dem Gewinn des gläsernen Mikrophons des Siegers zeigte sich Nemo „wirklich dankbar“. „Die ganze Erfahrung war wirklich intensiv.“ Die Begleitumstände mit der Diskussion um Israel hätten ihn allerdings „wirklich traurig“ gemacht. Auf der anderen Seite sei aber auch während der Tage in Malmö viel Liebe und positive Stimmung zu spüren gewesen. „Wir müssen einfach miteinander sprechen“, es sei Empathie nötig.

Die Musik geriet trotz zahlreicher starker Beiträge beim ESC allerdings fast in den Hintergrund wegen der Proteste gegen die Teilnahme Israels. Nachdem in den Tagen während des Wettbewerbs in Malmö schon wiederholt Menschen einen Ausschluss Israels vom ESC gefordert hatten, gingen auch am Samstag mehrere tausend Menschen auf einer pro-palästinensischen Demonstration auf die Straße. Vor der Malmö Arena riefen pro-palästinensische Demonstranten den Zuschauern beim Reingehen in die Halle „Shame on you“ - schämt euch - entgegen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Samstag berichtete. Zwischenzeitlich kam es auch immer wieder zum Gerangel zwischen Demonstranten und der Polizei. Die zu den Protestierenden zählende schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg wurde von der Polizei abgeführt. ■