Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, der weiß: Überall in Bussen und Zügen gibt es Regeln, die es zu beachten gilt. Da gilt mancherorts zum Beispiel ein Alkoholverbot – und jeder hat schon einmal das Schild gesehen, das es verbietet, während einer Fahrt mit dem Bus mit dem Fahrer zu sprechen. Doch DIESES Schild verwirrt Öffi-Fahrgäste in ganz Deutschland immer wieder, tauchte nun erneut in den sozialen Netzwerken auf. Ein blauer Sticker, befestigt offenbar in einer deutschen S-Bahn – er verbietet den Verzehr von tierischen Produkten in diesem Wagen. Was steckt dahinter?
Hinweisschild verbietet den Verzehr tierischer Produkte, um Veganer zu schützen
Erst vor ein paar Tagen wurde erneut ein Foto eines solchen Stickers auf Facebook veröffentlicht. „Heute in der Bahn entdeckt“, heißt es dort zu einem Foto eines Aufklebers, der an einer Trennschreibe in einem Wagon einer S-Bahn befestigt ist. Der Aufkleber verbietet Fleisch und Wurst: „Aus Gründen der Hygiene und aus Rücksichtnahme auf andere Fahrgäste ist der Verzehr tierischer Produkte in diesem Abteil nicht gestattet“, heißt es dort ganz schlicht. Darunter folgt der gleiche Hinweis noch einmal in englischer Sprache. Gedruckt ist der Hinweis in blauer Schrift auf weißem Grund. Damit wirkt der Aufkleber auf den ersten Blick wie ein echter Hinweis des Bahnunternehmens.
Aber: Was steckt dahinter? Ist der Verzehr von Fleisch, Wurst und Eiern in öffentlichen Verkehrsmitteln neuerdings verboten – und das, um Menschen zu schützen, die sich vegan ernähren? Nein, natürlich nicht. Schon mehrfach wurde darüber berichtet, dass es sich bei den Aufklebern um Hinweise handelt, die von Privatpersonen angebracht werden. Die Sticker gibt es in speziellen Online-Shops für rund einen Euro pro Stück. Sie würden, heißt es bei einem Händler, in einer linken Stickerdruckerei angefertigt. „Aus rechtlichen Gründen müssen wir darauf hinweisen, dass die Aufkleber nicht an fremdem Eigentum angebracht werden dürfen“, heißt. Hierfür müsse die Einwilligung des jeweiligen Eigentümers vorliegen.

Das dürfte bei den Veganer-Stickern unwahrscheinlich sein. In einem Bericht der WAZ hieß es sogar, bei der Bahn wisse man nichts von den falschen Aufklebern. Allerdings stellte eine Sprecherin der Bahn auf Nachfrage des Blattes klar: „In unseren 35.000 Zügen gibt es kein Speiseverbot. Man darf alles essen und trinken, sofern andere Fahrgäste nicht belästigt werden. Wie etwa, bei übermäßigem Alkoholgenuss.“ Auch in Berlin gibt es in den Zügen der BVG beispielsweise Hinweisschilder, die das Trinken von Alkohol verbieten.
Doch Wurst und Fleisch bleiben erlaubt – und das freut auch viele Nutzer, die sich im Netz über den Aufkleber und die ganze Aktion ordentlich aufregen. Allerdings stößt der Aufkleber, der auch schon in anderen Zügen fotografiert wurde, auch eine Debatte über das Essen in öffentlichen Verkehrsmitteln an. „Bin kein Veganer, aber mich nervt es auch, wenn einer mit seinem Döner in der Bahn sitzt“, schreibt etwa ein Nutzer. Eine Frau schreibt: „Ich esse selber Tierprodukte, aber nicht im Zug. Weil ich es nämlich selber unangenehm finde, wenn das ganze Abteil plötzlich nach Burger oder Döner oder Wurstbrot riecht. Rücksicht ist ne feine Sache.“
Eine andere Frau kommentiert, sie habe bereits gesehen, dass der Aufkleber ein Fake ist – doch sie finde es sehr unangenehm, wenn Menschen in der Bahn intensiv riechendes Essen auspacken. „Selbst Kaffeegeruch stört manche – mir wird immer übel davon“, schreibt sie. „Und erst der Müll, der danach oft liegen bleibt … Und oftmals klebt auch der Boden, weil jemand etwas zuckriges ausgekippt hat.“ Sie schlägt stattdessen vor, in Zügen Abteile abzutrennen, in denen nicht gegessen werden darf – oder Abteile zu schaffen, in denen alle nach Herzenslust futtern dürfen. Andere nehmen die ganze Debatte mit Humor. „Veganer sollten generell öffentliche Verkehrsmittel meiden, was da alles an Tieren in den Polstern der Sitze lebt …“, heißt es in einem Beitrag. Und ein anderer Nutzer fragt, warum man bei solchen Schildern im Bordbistro Bockwurst kaufen dürfe.