Das Hochwasser in Europa fordert immer mehr Opfer. Mindestens 17 Menschen kamen in den Fluten in Rumänien, Österreich, Polen und Tschechien ums Leben. Und in Deutschland kommt die Katastrophe immer näher. Die Pegel der Elbe in Sachsen steigen, Oder und Neiße führen mehr Wasser als sonst. In Brandenburg wurden jetzt die ersten Hochwasserwarnungen ausgesprochen.
Der Dauerregen in Polen und Tschechien und die Niederschläge am Montag im Osten haben für den Anstieg der Flüsse gesorgt. In Dresden wurde am Sonntagabend die Hochwasserwarnstufe 2 ausgerufen. Am Montagmittag erreichte der Elbpegel dort 5,64 Meter. Normal sind 1,42 Meter, bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
Der Richtwert der Alarmstufe 3, der bei sechs Metern liegt, könnte laut Hochwasserzentrale am Dienstagabend in Dresden überschritten werden. In der Stadt wurden bereits an einigen Stellen mobile Hochwasserschutzwände aufgebaut, um zu verhindern, dass Hochwasser in die Altstadt fließt.

Hochwasser: Die Pegel an der Elbe steigen
Am Pegel im sächsischen Schöna überschritt der Wasserstand der Elbe am Montagmorgen den Richtwert der Alarmstufe 3. In Dresden und Schöna wird mit einem sehr langgestreckten Hochwasserscheitel ab Donnerstag gerechnet. Die dritthöchste Alarmstufe gilt auch noch im ostsächsischen Görlitz. Nach dem Höchststand des Neißepegels am Montag sank aber der Wasserstand wieder.
In Görlitz kam am Sonntagabend eine Frau (46), die den Pegelstand kontrollieren wollte, zu nah an die Hochwasser führende Neiße heran und stürzte in den Fluss. Die Fluten rissen sie knapp einen Kilometer mit sich, bis sich die Frau an einem Wehr festhalten und ans Ufer retten konnte.
In Brandenburg wurden bereits vier Hochwasserwarnungen ausgesprochen. Laut dem Internetwarnportal des Landes Brandenburg wird etwa für den Elbe-Pegel Torgau (Elbe-Elster-Kreis) für Nacht zum Dienstag ein Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe 1 erwartet (5,80 Meter). Ein Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe 2 (6,60 Meter) wird für Mittwoch vorhergesagt.
Hochwasser in Brandenburg: Erste Oder-Flutwelle soll Mittwoch kommen

Das Umweltministerium rechnet voraussichtlich ab Mittwoch mit Hochwasser an der Oder. In Frankfurt ist der Fluss-Pegel am vergangenen Wochenende um 50 Zentimeter gestiegen. Aktuell liegt er bei 1,73 Meter. Beim Oderhochwasser 1997 lag der Rekordwert bei 6,56 Meter. Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke erklärte, dass die Stadt auf ein Hochwasser gut vorbereitet sei.
Das Augenmerk ist vor allem auf die Lage in Ratzdorf im Oder-Spree-Kreis gerichtet. Die aus Polen kommende Oder erreicht dort zuerst brandenburgisches Gebiet. Die Alarmstufe 3 und 4 ist laut Umweltamt nicht ausgeschlossen. Die Ratzdorfer hatten im Juli 1997 eine verheerende Flutkatastrophe erlebt.

Mittwoch ist mit einem spürbaren Wasseranstieg der Oder zu rechnen, sagt ein Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums. Dann werde am Pegel Ratzdorf die Alarmstufe 1 erreicht.
Zunächst werden in der Regel Wiesen in Flussnähe überschwemmt, Landwirte sollen dann ihre Tiere in Sicherheit bringen. Bei der Alarmstufe 3 ist von einer Überflutung von Grundstücken, Straßen und Kellern auszugehen. Bei Alarmstufe 4 muss mit einer Gefährdung für Menschen gerechnet werden.
Hochwasser Brandenburg: 2,6 Millionen Sandsäcke stehen bereit
Seit dem Wochenende hat Brandenburg einen Krisenstab eingerichtet. Das Technische Hilfswerk (THW), die Feuerwehr und die Bundeswehr sind für eventuell notwendige Hilfemaßnahmen vorbereitet. 2,6 Millionen Sandsäcke sind in Brandenburg vorrätig.
THW)-Abteilungsleiter Fritz-Helge Voss erklärte im ZDF: „Wir stellen uns halt darauf ein, dass wir größere Kräfte an die Elbe und an die Oder verlegen können.“ Er riet Menschen, sich vom Wasser fernzuhalten. So sollten Menschen bei Hochwassersituationen besser nicht mehr in den Keller gehen, weil sie sonst womöglich nicht mehr hinauskämen.

Wie ernst die Lage ist, sieht man in anderen Ländern, in denen die Hochwasserkatastrophe für mindestens elf Tote sorgte. In Österreich kamen laut Polizei zwei weitere Menschen ums Leben. In Tschechien sei ein Mensch in dem Fluss Krasovka im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken. Bislang waren acht Todesfälle in Österreich, Rumänien, Polen und Tschechien bekannt. In Tschechien sprachen die Behörden zudem von mindestens sieben Vermissten.
Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach bereits von einem sogenannten Jahrhunderthochwasser. Die Flutwelle an der March (Morava) erreichte Litovel, knapp 200 Kilometer östlich von Prag. Dort standen Straßenzüge unter Wasser. Auch an vielen anderen Orten stiegen die Pegelstände noch an.
Hochwasser Österreich: „Es besteht höchste Dammbruchgefahr“

Kritisch ist die Lage in Österreich. „Es besteht höchste Dammbruchgefahr“, hieß es von den Behörden. Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Über 200 Straßen in Niederösterreich sind gesperrt, 1800 Gebäude geräumt, viele Schüler und Kinder seien zu Hause geblieben. Über 3500 Haushalte waren am Vormittag ohne Strom.
In Niederösterreich wurden ein 70-Jähriger und ein 80-Jähriger tot in ihren Häusern gefunden. Die Männer ertranken in den Wassermassen im Innern der Gebäude. Bereits am Sonntag starb ein Feuerwehrmann beim Auspumpen eines Kellers.
Hochwasser Polen: Katastrophenzustand ausgerufen

Auch in Polen spitzt sich die Lage zu. Regierungschef Donald Tusk hat den Katastrophenzustand ausgerufen. Vom Hochwasser hart getroffen ist die niederschlesische Kleinstadt Klodzko, hier gab es auch ein Todesopfer. Insgesamt starben vier Menschen in Polen durch das Hochwasser.