Keine Entspannung

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Liveticker zum Mega-Hochwasser: Alarmstufe 3 an Elbe in Brandenburg

Das Hochwasser in Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien wird immer dramatischer. Nun rollt die Flut auf Ostdeutschland zu. Alle News und Infos.

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Die Anleger für die Schiffe der Sächsischen Dampfschifffahrt sind vom Hochwasser der Elbe umspült. Im Hintergrund ist die Altstadtkulisse und die teilweise eingestürzte Carolabrücke zu sehen.
Die Anleger für die Schiffe der Sächsischen Dampfschifffahrt sind vom Hochwasser der Elbe umspült. Im Hintergrund ist die Altstadtkulisse und die teilweise eingestürzte Carolabrücke zu sehen.Robert Michael/dpa

In den Hochwassergebieten in Mittel- und Osteuropa ist die Lage hochdramatisch: In Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien kamen bis Montag mindestens 23 Menschen in den Fluten ums Leben. Deutschland bot den betroffenen Ländern technische Unterstützung an - doch nun droht auch in Ostdeutschland Hochwasser. In einigen Orten gehen die Fluten bereits zurück, aber damit wird auch das Chaos sichtbar, das sie verursacht haben. Alle Entwicklungen im Liveticker.

Alarmstufe 3 an der Brandenburger Elbe

Der Messpunkt in Mühlberg (Elbe) im Süden Brandenburgs hat den Pegel von 7,20 Metern erreicht. Damit hat die dortige Bürgermeisterin die dritte Alarmstufe ausgerufen. Der Hochwasserscheitel der Elbe ist nach Angaben des Landeshochwasserzentrums am sächsischen Flussabschnitt angekommen. Am ersten Pegel Schöna an der Grenze zu Tschechien lag der Wert am frühen Nachmittag bei 6,54 Metern, bei langsam fallender Tendenz. Normal sind dort 1,58 Meter. Gebannt ist die Gefahr noch nicht.

Ab jetzt gibt es in Frankfurt/Oder eine Hochwasser-Hotline

Frankfurt/Oder hat eine Hotline (0335 565-3705) geschaltet, bei der Betroffene täglich von 8 bis 20 Uhr anrufen können. In der Oderstadt wurde eine Spundwand aufgestellt. Oberbürgermeister René Wilke (parteilos) sagte mit Blick auf noch stark schwankende Prognosen im RBB: „Wir bereiten uns auf das vor, was eine Stufe höher ist als zu dem, was wir momentan wissen, um lieber präventiv besser aufgestellt zu sein.“

Hochwasser in Brandenburg: Pegel in Brandenburg steigen weiter

Das Hochwasser ist nun auch in einigen Oder-Regionen in Brandenburg angekommen - die Lage soll in den nächsten Tagen noch ernster werden. Für Abschnitte des Grenzflusses bei Ratzdorf bis Eisenhüttenstadt wurde am Nachmittag Hochwasseralarm der Stufe 1 ausgerufen. Es sei mit einer beginnenden Überflutung von Auen und ufernahen Wiesen zu rechnen, teilte das Landesamt für Umwelt am Nachmittag mit.

Der Pegelstand lag heute bei Ratzdorf, unweit vom Zusammenfluss von Neiße und Oder, bei über 4 Meter. Die Behörde riet unter anderem, Autos aus hochwassergefährdeten Bereichen zu entfernen und sich vom Fluss fernzuhalten. Alarmstufe 3 beginnt am Pegel Ratzdorf bei 5,60 Metern.

Ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt sagte, ein Erreichen der höchsten Alarmstufe 4 sei nach wie vor zwischen Ratzdorf und Frankfurt (Oder) wahrscheinlich. Die Prognose, wann sie eintreten soll, ist laut Behörde aber mit Unsicherheiten behaftet. Auch die Flüsse Neiße und Elbe sind angeschwollen.

Von der Leyen besucht Flutgebiet in Breslau

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will sich am Donnerstag in Polen ein Bild von den Flutschäden machen. Auf Einladung des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk reist sie nach Breslau, wo auch der österreichische Kanzler Karl Nehammer sowie die Regierungschefs der Slowakei und Tschechiens, Robert Fico und Petr Fiala, erwartet werden. Sie wollen über das Vorgehen gegen die Überschwemmungen beraten.

Brandenburg: Jetzt suchen sie an der Oder Deichläufer

Deichläufer an der Oder nahe dem Ort Aurith
Deichläufer an der Oder nahe dem Ort AurithKau Horstmann/imago

Die Kommunen entlang der Oder organisieren wegen der erwarteten Hochwassergefahr inzwischen einen Wachdienst. Ehrenamtliche Deichläufer werden gesucht. Bislang war die Lage aber noch entspannt, auch die Wetterprognosen sagen für Brandenburg vorerst keinen Regen voraus. Dennoch rüsten sich die Regionen an den Flüssen für weitere steigende Wasserstände und die drohende Oder-Flut aus Polen.

Ab Alarmstufe 3 müssen die Deichläufer ständig die Kilometer langen Schutzanlagen abgehen, um mögliche Schäden zu finden. Im Landkreis Märkisch-Oderland etwa seien 204 Deichläufer für den insgesamt 78 Kilometer langen Damm nötig. Die Verwaltung im Kreis sucht für den Wachdienst noch Freiwillige, die gut zu Fuß sind, ebenso die Stadt Frankfurt (Oder). „Die Aufgabe besteht hierin, den Deich auf Undichtigkeit zu überprüfen, um rechtzeitig Schäden erkennen und eingreifen zu können“, teilte die Oderstadt mit.

Brandenburg rüstet sich für ein Hochwasser an der Oder

Einwohner von Lebus befüllen Sandsäcke gegen das drohende Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder. In Lebus gibt es keinen Deich, der die Häuser vor Hochwasser schützt. 
Einwohner von Lebus befüllen Sandsäcke gegen das drohende Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder. In Lebus gibt es keinen Deich, der die Häuser vor Hochwasser schützt. Patrick Pleul/dpa

In Sachsen steigen die Pegelstände entlang der Elbe, Brandenburg rüstet sich für ein Hochwasser an der Oder: In Dresden erreichte die Elbe am Mittwoch die Sechs-Meter-Marke. Die Elbwiesen der Landeshauptstadt sind überflutet. In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich geben die Behörden noch keine Entwarnung. An einigen Orten steigt das Wasser der Flüsse noch. Insgesamt kamen bislang mehr als 20 Menschen in Mittel- und Osteuropa ums Leben.

In Sachsen geht das Hochwasser bis auf die Elbe stetig zurück. Die Situation in den Flüssen entspannt sich - in Spree, Lausitzer Neiße und Schwarzer Elster werden nach Angaben des Landeshochwasserzentrums rückläufige Wasserstände beobachtet.

In Brandenburg sind Krisenstäbe in Alarmbereitschaft. Menschen sind im Einsatz, um ihre Häuser vor möglichen Schäden infolge des drohenden Hochwassers an der Oder zu bewahren. Nach der Prognose des Landesamtes für Umwelt soll im kleinen Ort Ratzdorf, wo die Oder zuerst brandenburgisches Gebiet erreicht, wohl am Montag die höchste Alarmstufe 4 mit einem Wasserstand von um die 6 Meter erreicht werden.

Entspannung in Sachsens Flussgebieten – Elbe nimmt noch zu

Bis auf die Elbe geht das Hochwasser in Sachsen stetig zurück. Die Situation in den Flüssen entspannt sich, in Spree, Lausitzer Neiße und Schwarzer Elster werden nach Angaben des Landeshochwasserzentrums (LHWZ) rückläufige Wasserstände beobachtet. „Aufgrund der niederschlagsarmen Witterung in den kommenden Tagen wird die Wasserführung überall weiter zurückgehen.“

An den Elbepegeln erwarten die Hydrologen in den nächsten Tagen weiterhin einen leichten Anstieg, aber „die Richtwerte der Alarmstufe 4 werden an keinem sächsischen Elbepegel erreicht“. Für die Nacht zum Donnerstag rechnen sie mit der Ankunft „eines sehr langgestreckten Hochwasserscheitels“.

Bahnstrecke Wien-München nach Hochwasser wieder befahrbar

Österreichs wichtigste Bahnstrecke von Wien Richtung Westen ist nach den schweren Unwettern der vergangenen Tage wieder befahrbar. Somit sind Zugfahrten zwischen der Hauptstadt und Zielen wie Salzburg und München wieder möglich. 

Die regulären Fahrpläne werden aber nur eingeschränkt bedient. Hochwasser und Erdrutsche haben auf der Weststrecke erhebliche Schäden angerichtet. „Die Schadenevaluierungen und Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren“, hieß es von der Österreichischen Bundesbahn.

Pegelstand der Elbe in Dresden kurz vor nächster Alarmstufe

Die Pegelstände der Elbe in Dresden und Schöna (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) steigen weiter langsam an. Die Alarmstufe 3 ist in Dresden bislang nicht erreicht worden. Am frühen Mittwochmorgen wurden dort 5,98 Meter gemessen. Damit liegt der Wert knapp vor der Sechs-Meter-Marke, die die dritte Alarmstufe einleitet. Laut der aktuellen Vorhersage soll der Wasserstand aber noch am Morgen den Richtwert erreichen. Am Pegel Schöna wurde der Richtwert für Stufe 3 bereits überschritten. Am frühen Morgen lag der Wasserstand bei 6,54 Metern. Nach aktuellen Vorhersagen soll der Pegel im Laufe des Tages weiter steigen, bevor er in der Nacht auf Donnerstag wieder leicht sinkt. Demnach wird nicht erwartet, dass die höchste Alarmstufe ab sieben Metern erreicht wird.

Frankfurt/Oder baut Schutzwände und Sandsäcke auf

In Frankfurt (Oder) werden Schutzwänden und Sandsäcken zum Schutz der Stadt vor Hochwasser aufgebaut. Die Arbeiten sollen am Donnerstag abgeschlossen sein. Außerdem werden vorsorglich zwei Wahllokale ins Rathaus verlegt. Am Sonntag, wenn in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt wird, soll nach der bisherigen Prognose Alarmstufe 2 herrschen, ab Montag möglicherweise Stufe 3. Der Pegelstand, der stetig steigt, zeigte in der Oderstadt am Dienstagnachmittag um die 2,40 Meter an. Am Sonntagabend sollen nach bisheriger Prognose um die 4,30 Meter erreicht werden.

Hochwasser-Alarm in Brandenburg: Neiße, Elbe und Spree über Ufer getreten

Der deutsch-polnische Grenzfluss Neiße ist an einigen Stellen über die Ufer getreten.
Der deutsch-polnische Grenzfluss Neiße ist an einigen Stellen über die Ufer getreten.Patrick Pleul/dpa

Die Lage wird in Brandenburg ernst: Angesichts steigender Wasserstände sind die Flüsse Lausitzer Neiße, Elbe und Spree in Brandenburg über die Ufer getreten. Es gilt bislang Hochwasser-Alarmstufe 1 am Pegel der Spree in Spremberg, bei Klein Bademeusel (Spree-Neiße-Kreis) und der Elbe-Stadt-Mühlberg (Kreis Elbe-Elster), wie aus dem Hochwasserportal des Landes hervorgeht. 

Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer übers Ufer zu treten. Tiere und Maschinen sollen aus Überschwemmungsgebieten gebracht und Hochwasserschutzanlagen überprüft werden. Die Regionen treffen erste Vorkehrungen, Krisenstäbe tagten. In Spremberg wurden etwa Fahrrad- und Fußgängerunterführungen an einigen Stellen gesperrt, wie eine Sprecherin mitteilte. Vorsorglich ist in der Stadt Wittenberge an der Elbe die Baustelle der neuen A14-Brücke gesichert worden.

Für Sonntag wird an der Oder in Brandenburg mit der höchsten Alarmstufe 4 gerechnet

Brandenburg ist nach Einschätzung des Technischen Hilfswerks (THW) gut vorbereitet auf das anstehende Hochwasser. Ab Mitte der Woche mache ein Anstieg des Wassers in der Oder die größte Sorge, sagte Sebastian Gold vom THW. Die Lage sei aber noch unklar, man richte sich auf alles ein. In Frankfurt/Oder tritt am Dienstag ein Krisenstab zusammen. Wichtig sei es, vor die Lage zu kommen, also gemeinschaftlich von den Hilfsorganisationen und der Politik rechtzeitig alles einzuplanen, sagte Gold. Mit Starkregen sei in Brandenburg aber nicht zu rechnen, das Hochwasser komme aus Gebieten südöstlich von Deutschland. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt (LfU) wird in Brandenburg für einige Oder-Regionen wie in Ratzdorf, Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder ab Mittwoch oder Donnerstag voraussichtlich die Hochwasser-Alarmstufe 1 ausgerufen. Die Wasserstände steigen stark an, sodass am Sonntag etwa am Pegel Ratzdorf mit der höchsten Alarmstufe 4 gerechnet wird. Ab Alarmstufe 3 können Grundstücke, Straßen oder Keller überflutet werden.

Aufatmen: Dresden kommt wohl um das Schlimmste herum

An der Elbe in Dresden nähert sich der Pegelstand in langsamen Schritten der Sechs-Meter-Marke. Das Wasser stand am Dienstagmorgen bei 5,86 Metern (Stand 07.00 Uhr). Demnach könnte noch die Alarmstufe 3 erreicht werden, die an dem Pegel ab gut sechs Metern Wasserstand gilt - normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter. Derzeit gilt Alarmstufe 2. Bereits am Montag hatte sich ein weniger drastischer Verlauf des Hochwassers an der Elbe abgezeichnet als ursprünglich befürchtet. Hydrologen hatten eingeschätzt, dass die Elbe den Richtwert der Alarmstufe 4 weder am Pegel Schöna noch am Pegel Dresden erreichen wird. In Schöna, nahe der tschechischen Grenze galt am Dienstagmorgen weiter Alarmstufe 3, das Wasser stand dort bei 6,31 Metern (Stand: 07.00 Uhr).

Passau in Bayern ruft Warnstufe 3 aus

In Passau überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Mehrere Straßen, Fußwege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die Warnstufe 3 erreicht.

Tschechien beschließt Einsatz der Armee

Die Regierung in Tschechien hat den Einsatz der Armee beschlossen. Bis zu 2.000 Soldaten sollen mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende Oktober unterstützen, teilte Verteidigungsministerin Jana Cernochova auf X mit. Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. Zudem sollen Soldaten bei den Aufräumarbeiten nach der Flut helfen.

Millionen-Hilfen für die Flutopfer

Polens Regierungschef Donald Tusk kündigte für die Hochwasseropfer im Südwesten des Landes die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von einer Milliarde Zloty (rund 240 Millionen Euro) an. In Österreich stehen nach Angaben von Kanzler Karl Nehammer aus dem Katastrophenfonds zunächst 300 Millionen Euro zur Beseitigung der Schäden zur Verfügung. Der Hilfstopf könne bei Bedarf noch aufgestockt werden.

Olawa könnte von Neun-Meter-Welle erfasst werden

Die Kleinstadt Olawa in Schlesien könnte von einer neun Meter hohen Flutwelle erfasst werden. Die Kleinstadt mit rund 33.000 Einwohner liegt an den Flüssen Olawa und Oder. Laut Schätzungen der Behörden der Region könnte der dortige Pegel rund 8,80 Meter erreichen. Evakuierungen laufen bereits und sollen. Brücken und betroffene Straßen sollen rechtzeitig gesperrt werden. Zudem wurden bereits Notunterkünfte eingerichtet. In den sozialen Medien posten Helfer Videos von Unterstützungsmaßnahmen von Freiwilligen.

Todeszahlen in betroffenen Ländern steigen

In den Hochwassergebieten in Polen stieg die Zahl der Todesopfer auf vier. „Wir haben vier Todesfälle im Katastrophengebiet“, sagte Polizeisprecherin Katarzyna Nowak am Montag. Einen ersten Todesfall hatten die polnischen Behörden bereits am Sonntag bestätigt. Auch in Tschechien verzeichnete die Polizei am Montag ein weiteres Todesopfer. In der Nähe von Bruntal im Nordosten des Landes sei ein Mensch im Fluss Krasovka ertrunken, sagte Polizeichef Martin Vondrasek. Sieben Menschen würden noch vermisst. In Rumänien sind durch Starkregen und Überschwemmungen bisher mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. In Österreich sind bisher mindestens drei Menschen bei dem Hochwasser gestorben.

Kreuzfahrtschiff steckt in Wien fest

In Wien saßen 102 Passagiere eines Flusskreuzfahrtschiffes fest. Das Schiff konnte wegen der Sperre der Donau für die Schifffahrt nicht wie geplant nach Budapest fahren. Es konnte aber auch niemand von Bord gehen, weil der Steg zum Pier überflutet war. Insgesamt waren 70 Schiffe und Boote gezwungen, ihre Reise zu unterbrechen und in Wien anzulegen.

Klodzko sieht aus wie nach Bombenexplosion

In der Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) sieht ein Teil der Fußgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. In den Läden im Erdgeschoss sind Schaufenster und Türen herausgerissen. Drinnen sind Regale umgestürzt, lose Kabel hängen herum. Zertrümmerte Rohre liegen in einer Pfütze aus trübem Wasser. Dort war die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.

Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses eindrang, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Insgesamt 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere. Am späten Nachmittag kam es in der Stadt zu einer dramatischen Zuspitzung, obwohl die Lage zunächst unter Kontrolle schien. Die Entwicklung könne „in die schlimmste Richtung gehen“, warnte der Bürgermeister vor der Gefahr eines Deichbruchs. Im polnischen Fernsehen waren lange Autoschlangen auf den Brücken der Stadt zu sehen.

Die Oder trat auch bei Ostava in Mähren über die Ufer.
Die Oder trat auch bei Ostava in Mähren über die Ufer.Jaroslav Ozana/CTK Photo/Imago

Jahrhunderthochwasser in Tschechien

Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach schon von einem Jahrhunderthochwasser an vielen Flüssen im Osten des Landes. Das ist ein Hochwasser, wie es statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vorkommt.

In der drittgrößten Stadt Ostrava, wo Oder und andere Flüsse zusammenfließen, ist die Lage kritisch: „In mehreren Stadtteilen ist es offensichtlich zu Deichbrüchen gekommen“, sagte Umweltminister Petr Hladik nach einer Krisensitzung. Die Bewohner wurden teilweise mit Schlauchbooten und Hubschraubern in Sicherheit gebracht. Katastrophenhelfer versuchten, die Bruchstellen in den Deichen mit Steinen aufzufüllen. Die Bergbau- und Industriestadt knapp 280 Kilometer östlich von Prag hat rund 285.000 Einwohner.

Mann ertrinkt, Frau schreit stundenlang um Hilfe

Aus Niederösterreich wurde indes ein besonders dramatischer Todesfall bekannt. Dort wurde ein Haus eines Ehepaares von den Fluten erfasst. Während sich die Frau gerade noch in den ersten Stock retten konnte, wurde ihr Mann vom Wasser umspült und ertrank. Die Frau konnte sich auf einem Kleiderschrank zusammenkauern und schrie stundenlang um Hilfe, während die Leiche ihres Mannes ein Stockwerk tiefer im Wasser trieb. Mehr zu dem Flut-Drama hier im Artikel.

Kommen die Elbanrainer in Deutschland glimpflich davon?

Anders als in Tschechien, Polen und Österreich trifft die aktuelle Hochwasserkatastrophe Sachsen offenbar weniger schlimm als zunächst befürchtet. Die höchste Alarmstufe 4 werde voraussichtlich in keiner sächsischen Region erreicht, teilte das Landeshochwasserzentrum Sachsen am Montag in Dresden mit. In Dresden werde der Hochwasserscheitel an der Elbe am Mittwoch bei einem Pegelstand von gut sechs Metern erwartet. Er liege damit leicht oberhalb der Alarmstufe 3.

Vergangene Woche war die Carolabrücke in Dresden zum Teil eingestürzt. Dresden könnte immerhin bei dem kommenden Hochwasser vergleichsweise glimpflich davonkommen.
Vergangene Woche war die Carolabrücke in Dresden zum Teil eingestürzt. Dresden könnte immerhin bei dem kommenden Hochwasser vergleichsweise glimpflich davonkommen.Robert Michael/dpa

Ösi-Bahn: Keine unnötigen Bahnreisen antreten!

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) verlängerten ihre seit Freitag geltende Reisewarnung noch bis Donnerstag. Die Bahn bat Fahrgäste am Sonntagabend „eindringlich“ darum, „von nicht unbedingt notwendigen Reisen abzusehen“. In weiten Teilen Niederösterreichs ist der Bahnverkehr weiter massiv eingeschränkt, weil etwa 40 Strecken unter anderem von und nach Wien wegen des Hochwassers gesperrt sind. Auch sämtliche Nightjet-Verbindungen fallen aus.

THW will in Polen und Tschechien helfen, beobachtet Oder und Elbe

Die Bundesregierung bot Polen und den anderen von Hochwasser betroffenen Ländern in der Nachbarschaft Deutschlands technische Unterstützung an. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) in Deutschland stünden „bereit, um sofort zu unterstützen, wenn Hilfe angefordert wird“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Das THW beobachte auch die Lage an Elbe und Oder und sei „einsatzbereit, bei Hochwasserlagen in Deutschland zu unterstützen“.