Kennen Sie die Bedeutung?

Rassismus-Zoff um Kakao mit Schuss: „Lumumba“ soll umbenannt werden!

Auf vielen Weihnachtsmärkten wird Kakao mit Rum unter dem Begriff „Lumumba“ angeboten. In einer Stadt wird jetzt aber durchgegriffen.

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Im Winter geht nichts über eine heiße Schokolade mit Rum, die auf dem Weihnachtsmarkt oft als Lumumba angeboten wird. Ist diese Bezeichnung rassistisch?
Im Winter geht nichts über eine heiße Schokolade mit Rum, die auf dem Weihnachtsmarkt oft als Lumumba angeboten wird. Ist diese Bezeichnung rassistisch?MiS/imago

Advent, Advent, das erste Lichtlein brennt – und mit dem Beginn der Adventszeit kommt auch eine Debatte an die Oberfläche, die Deutschland bereits im vergangenen Jahr beschäftigte: Muss der Kakao mit Schuss, der auf zahlreichen Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland unter dem Namen „Lumumba“ angeboten wird, umbenannt werden? Bereits 2023 wurde darüber diskutiert, weil die Bezeichnung als rassistisch verstanden werden kann. Nun wird in einer Stadt durchgegriffen: Auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt sollen die Betreiber der Stände den Namen des Getränks ändern. Was steckt dahinter?

Kakao mit Schuss auf dem Weihnachtsmarkt: Warum ist der Begriff Lumumba rassistisch?

Den Grund sollten spätestens seit der Debatte im vergangenen Jahr die meisten Weihnachtsmarkt-Besucher kennen: Bei Patrice Emery Lumumba handelte es sich um einen Politiker aus dem Kongo, der von 1925 bis 1961 lebte. Er spielte als Premierminister des Kongo eine wichtige Rolle bei der Befreiung des Landes aus der belgischen Kolonialherrschaft. Allerdings wurde er, als die Kongokrise das Land ergriff, abgesetzt und auf Befehl seines Nachfolgers erst festgenommen und später durch ein Erschießungskommando hingerichtet. Wohl deshalb wurde der Kakao mit Schuss nach dem Politiker benannt – und bekam den Namen „Lumumba“.

Angestoßen wurde die Debatte von der Historikerin und Grünen-Stadträtin Annalena Schmitz aus Bautzen. Sie veröffentlichte beim Kurznachrichtendienst X einen Post, schrieb dort, dass die Bezeichnung „Lumumba“ rassistisch sei. „Er wurde erschossen! Und ihr benennt ,Kakao mit Schuss‘ nach ihm!“ Die Reaktionen auf ihren Beitrag fielen gemischt aus. Während einige kritisierten, warum das Getränk nicht einfach „Kakao mit Rum“ genannt wird, kritisieren andere die Debatte. „Weil er erschossen wurde, ist das rassistisch? Da fällt mir jetzt auch nichts mehr ein. Außer, dass ich es großartig finde, ein Getränk nach einem bedeutenden Mann zu benennen“, schrieb ein Nutzer.

Patrice Emery Lumumba war ein Politiker aus dem Kongo - er wurde hingerichtet.
Patrice Emery Lumumba war ein Politiker aus dem Kongo - er wurde hingerichtet.Bridgeman Images/imago

Nun bekommt die Debatte um den „Lumumba“ neues Feuer – in Frankfurt wurden die Standbetreiber auf Weihnachtsmärkten angehalten, den süffigen Kakao umzubenennen. Laut eine Bericht schrieb die Tourismus und Congress GmbH, die den Markt veranstaltet, an die Händler: „Sollten Sie ein Getränk im Angebot haben, welches Sie als Lumumba bezeichnen, möchten wir Sie eindringlich bitten, den Namen zu ändern und es auf Menükarten/Getränkekarten/Schildern unkenntlich zu machen.“ Auch Alternativen werden mitgeliefert: Man könne das Getränk auch „Kakao mit Schuss“ oder „Heiße Schokolade mit Rum“ nennen.

Die heiße Schokolade mit Rum und Sahne gehört auf vielen Weihnachtsmärkten zum Standart-Angebot.
Die heiße Schokolade mit Rum und Sahne gehört auf vielen Weihnachtsmärkten zum Standart-Angebot.Zoonar/imago

Der Grund: Bei der Herleitung des Begriffes gebe es eine Variante, die man als rassistisch betrachten könne. Der Vorstoß löst gemischte Reaktionen aus. Zwar haben viele Händler laut einem Bericht der „hessenschau“ den Namen geändert oder gestrichen, durch alternative Bezeichnungen ersetzt. Trotzdem herrscht Unverständnis über den Schritt. „Ich kenne den Hintergrund, finde es aber übertrieben“, sagt etwa ein Betreiber eines Getränkestandes. Er äußerte Zweifel daran, dass der Kakao wirklich nach Patrice Emery Lumumba benannt wurde. Und falls doch? „Ich finde, das könnte doch auch eine Ehrung des Mannes sein.“

Übrigens: Auch einen anderen Begriff für den Kakao mit Rum gibt es – in einigen Regionen wird das schmackhafte Heißgetränk als „Tote Tante“ bezeichnet. Der Grund dafür: Es handelt sich um eine Legende von der Insel Föhr. Dort wird erzählt, dass eine Inselbewohnerin während einer Reise starb, die Urne mit ihrer Asche wurde später in einer Kakaokiste zurück auf die Insel transportiert. Ob sie die Tanten dieser Welt an dem Begriff stoßen, ist allerdings nicht bekannt. Und Sie? Was halten Sie von der Debatte um den Lumumba – finden Sie, dass Händler den Namen des Getränks ändern sollten oder ist der Vorstoß in Frankfurt übertrieben? Schicken Sie uns Ihre Meinung an wirvonhier@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften! ■