Wir erklären die Technik

Papst Franziskus aufgebahrt: Wie macht man die Leiche haltbar?

Gläubige aus aller Welt können den verstorbenen Papst Franziskus drei Tage lang besuchen. Wurde er einbalsamiert? Wie bleibt der Leichnam frisch?

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Der Leichnam von Papst Franziskus wurde im Petersdom aufgebahrt, kann dort nun von Menschen aus aller Welt besichtigt werden. Wurde der Papst dafür einbalsamiert?
Der Leichnam von Papst Franziskus wurde im Petersdom aufgebahrt, kann dort nun von Menschen aus aller Welt besichtigt werden. Wurde der Papst dafür einbalsamiert?Stefano Spaziani/ipa-agency.net/imago, Vatican Media/imago

Die Trauer um den verstorbenen Papst Franziskus – sie ist am Mittwoch in die nächste Runde gegangen: Der Leichnam des Oberhauptes der katholischen Kirche wurde von der Kapelle des vatikanischen Gästehauses in den Petersdom im Vatikan überführt, wird dort nun öffentlich zu sehen sein. Die Fotos gehen um die Welt: Die Leiche des 88-Jährigen liegt im Sarg, die Haut scheint schon etwas grauer als noch am Tag zuvor. Da fragen sich viele: Würde der Papst einbalsamiert? Und wie macht man die Leiche eigentlich haltbar?

Toter Franziskus im Petersdom: Wurde der Papst einbalsamiert?

Es ist ein feierlicher Anblick, der aber auch etwas gruselig scheint: Die Leiche von Papst Franziskus liegt in einem Sarg im Petersdom, kann von Trauernden besucht und betrachtet werden. Er trägt seine spitze Bischofsmütze und ein rotes Gewand, in den Händen hält er den Rosenkranz, an einem Finger steckt ein Ring aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires in Argentinien. Doch die edle Kleidung kann nicht darüber hinwegtäuschen: Es handelt sich um eine Leiche, die hier öffentlich ausgestellt wird. Nur: Wie sorgt man dafür, dass sie nicht sofort verwest? Wie wird der Leichnam von Papst Franziskus haltbar gemacht?

Berichten zufolge werden auch beim Leichnam des Papstes gängige Methoden der Thanatopraxie angewandt – Techniken, die bei vielen Verstorbenen genutzt werden, um den Verwesungsprozess zu verzögern. Normalerweise werden Leichen zunächst entkleidet und dann gründlich desinfiziert, was die Geruchsentwicklung verhindern soll. Außerdem werden medizinische Geräte wie Katheter und Herzschrittmacher entfernt.

Am Mittwoch wurde die Leiche von Papst Franziskus in den Petersdom überführt. Kardinäle erweisen ihm die letzte Ehre.
Am Mittwoch wurde die Leiche von Papst Franziskus in den Petersdom überführt. Kardinäle erweisen ihm die letzte Ehre.Andrew Medichini/AP Pool/dpa

Zudem werden die Körperöffnungen mit Watte verschlossen – das soll verhindern, dass Flüssigkeiten austreten können. Außerdem wird der Mund verschlossen, damit dieser nicht aufklappt, schließlich erschlaffen im Tod auch die Muskeln. Der Verstorbene wird dann wieder angekleidet und kosmetisch behandelt – denn auch eine Leiche soll mit Würde präsentiert werden. Beim Papst wunderten sich viele dennoch über die großen Flecken, die auf einer Seite seines Gesichts zu sehen sind, die beinahe an Blutergüsse erinnern. Gerüchte entstanden, Franziskus sei vor seinem Tod gestürzt. Doch vermutlich handelt es sich um Leichenflecken, die entstanden, weil er auf eben jener linken Gesichtshälfte lag, als er starb.

Toter Papst: Leichen werden mit einer Konservierungsflüssigkeit behandelt

Soweit die gängigen Methoden. Beim Papst geht man noch etwas weiter – schließlich soll er drei Tage lang im Petersdom liegen, damit Gläubige aus aller Welt zu ihm reisen und sich verabschieden können. Die Leiche des Papstes wird deshalb auch mit einer Konservierungsflüssigkeit behandelt, die direkt in den toten Körper gespritzt wird. Das sagte Andrea Fantozzi, Gründer des Italienischen Nationalinstituts für Thanatopraxie. Das ganze Verfahren diene dazu, den Verwesungsprozess zu verlangsamen. Mehrere Stunden dauere es, bis die Behandlung abgeschlossen ist – und sie halte zehn Tage an.

Der Leichnam von Papst Franziskus wird im offenen Sarg über den Petersplatz zum Petersdom überführt. Dort soll er nun drei Tage zu sehen sein.
Der Leichnam von Papst Franziskus wird im offenen Sarg über den Petersplatz zum Petersdom überführt. Dort soll er nun drei Tage zu sehen sein.Christoph Reichwein/dpa

Blut raus, Flüssigkeit rein: So wird ein toter Papst haltbar gemacht

Unklar ist, wer die Einbalsamierung übernimmt. Laut einem Bericht von „ntv“ war über mehrere Generationen eine Familie namens Signarocci für die Einbalsamierung der Päpste zuständig. Als im Jahr 2005 Papst Johannes Paul II.starb, erklärte Massimo Signoracci in einem Interview mit dem „Spiegel“, wie genau die Methode funktioniert. Demnach werden die Arterien am Hals und in der Schenkelbeuge geöffnet, das Blut wird aus dem Kreislaufsystem gezogen. „Man injiziert gleichzeitig über die Venen eine präparierende Flüssigkeit, eine 15-prozentige Formalinlösung“, sagte er. Das Verfahren laufe seit Jahrzehnten ab – deshalb ist es wahrscheinlich, dass auch Franziskus mit der Methode behandelt wurde.

In den kommenden Tagen können Gläubige aus aller Welt den Papst nun besuchen. Am Mittwoch um 11 Uhr öffnete der Petersdom, die Pforten bleiben bis Mitternacht offen. Am Donnerstag ist die Leichenbeschau zwischen 7 Uhr und Mitternacht möglich, am Freitag zwischen 7 und 19 Uhr. Es gibt vor Ort natürlich verschärfte Sicherheitskontrollen, deshalb rechnen Experten mit langen Wartezeiten, auch durch den großen Ansturm.