Aufgebahrt im Petersdom

Toter Papst Franziskus: Warum stinkt seine Leiche eigentlich nicht?

Seit drei Tagen lieben die sterblichen Überreste von Papst Franziskus im Petersdom. Warum klagen Pilger und Wachen nicht über den Geruch des Todes?

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Die Leiche von Papst Franziskus konnte auch am Freitag noch besichtigt werden. Aber: Warum verwest der Leichnam nicht - und fängt an zu stinken?
Die Leiche von Papst Franziskus konnte auch am Freitag noch besichtigt werden. Aber: Warum verwest der Leichnam nicht - und fängt an zu stinken?Michael Kappeler/dpa

Der Freitag ist der dritte Tag der Trauerfeierlichkeiten im Vatikan – der dritte Tag, an dem die aufgebahrte Leiche von Papst Franziskus im Petersdom besichtigt werden kann. Am Mittwoch wurde der Leichnam von Franziskus in den Dom gebracht, seitdem werden die sterblichen Überreste der Öffentlichkeit präsentiert. Tausende Menschen sind gekommen, um den Papst zu sehen, standen teils stundenlang in der Schlange, schritten am Sarg vorbei. Das wirft eine Frage auf: Warum stinkt die Leiche von Papst Franziskus eigentlich nicht – obwohl er bereits seit fünf Tagen tot ist?

Geruch nach Verwesung? Warum stinkt die Leiche von Papst Franziskus nicht?

Was passiert, wenn ein Mensch gestorben ist, weiß jeder: Schon nach kurzer Zeit setzt die Verwesung ein. Wer schonmal erlebt hat, wie es riechen kann, wenn im eigenen Haus ein Mensch stirbt, der kennt den Geruch des Todes, der oft schon nach wenigen Tagen alles beherrscht. Nun ist Papst Franziskus bereits am Ostermontag verstorben, seit Mittwoch liegt sein Leichnam im Petersdom im Vatikan. Wie kommt es, dass der Verwesungsgeruch nicht bereits den ganzen Dom eingenommen hat? Warum stinkt die Leiche nicht?

Die Erklärung ist einfach: Zwar hat sich der Vatikan bisher nicht offiziell dazu geäußert, wie die Leiche des Papstes vor der Zurschaustellung behandelt wurde. Es dürfte allerdings klar sein, dass der Leichnam mithilfe gängiger Techniken einbalsamiert wurde. „Bei einem speziellen chemischen Verfahren wird Flüssigkeit in den Körper injiziert, um die Verwesungsprozesse aufzuhalten“, sagte Alexander Helbach von Aeternitas e.V., der Verbraucherinitiative Bestattungskultur, gegenüber RTL. Heißt: Es wird eine Konservierungsflüssigkeit in die Leiche gespritzt, die dafür sorgt, dass die sterblichen Überreste langsamer verwesen.

Die Leiche von Papst Franziskus liegt seit Mittwoch aufgebahrt im Petersdom. In den Händen hält der verstorbene Papst seinen Rosenkranz.
Die Leiche von Papst Franziskus liegt seit Mittwoch aufgebahrt im Petersdom. In den Händen hält der verstorbene Papst seinen Rosenkranz.Michael Kappeler/dpa

Wie funktioniert diese Technik genau? Laut Berichten wird der Leichnam an mehreren Stellen geöffnet. Dann wird das Blut aus dem Kreislaufsystem gezogen und durch eine Flüssigkeit ersetzt, in der Formaldehyd enthalten ist. Sie konserviert den Körper und sorgt dafür, dass die Verwesung nur verlangsamt beginnt. Die Prozedur kann sich Stunden hinziehen: Je nach Einbalsamierung kann es zwischen zwei und sechs Stunden dauern, bis der Austausch des Blutes stattgefunden hat. Ob die Technik auch bei der Leiche von Papst Franziskus eingesetzt wurde, ist unklar. Es ist aber davon auszugehen – sonst hätte die Verwesung bereits begonnen. Die Folgen wären zu sehen und im Umkreis sicherlich auch deutlich zu riechen.

Die Leiche von Lenin im Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau sieht auch nach Jahren noch frisch aus.
Die Leiche von Lenin im Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau sieht auch nach Jahren noch frisch aus.ITAR-TASS/imago

Leiche von Wladimir Iljitsch Lenin wird alle zwei Jahre neu einbalsamiert

Doch die Methode ist effektiv! Wie effektiv, das ist im berühmten Moskauer Leninmausoleum auf dem Roten Platz zu sehen. Hier liegt die konservierte Leiche des im Januar 1924 verstorbenen Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Lenin – und das bereits seit Jahrzehnten. Der Grund: die Leiche ist nicht nur einbalsamiert, sondern das Mausoleum wird alle zwei Jahre für jeweils zwei Monate geschlossen, um Arbeiten am den sterblichen Überresten Lenins durchzuführen. Die Leiche wird dann neu präpariert und gekleidet. Außerdem wird die Apparatur getestet, die im Mausoleum dafür sorgt, dass immer die gleiche Temperatur und die gleiche Luftfeuchtigkeit herrschen. Etwa 1,5 Millionen Dollar kostet die Pflege der Leiche pro Jahr.

Zum Vorbereiten einer Leiche für die Aufbahrung gehören übrigens noch weitere Maßnahmen: Leichen, die in offenen Särgen gezeigt werden sollen, werden entkleidet und gründlich desinfiziert. Außerdem werden Körperöffnungen mit Watte verschlossen – so wird sichergestellt, dass keine Körperflüssigkeiten austreten können. Außerdem werden Mund und Augen geschlossen. Die Leiche wird dann wieder angekleidet und kosmetisch behandelt. Die Leiche von Papst Franziskus hat die Zeit jedenfalls überstanden: Nach dem letzten Besichtigungstag am Freitag sollte der Sarg des Oberhauptes der Katholischen Kirche geschlossen werden. Am Samstag findet dann eine Trauerfeier statt, anschließend wird der Papst beigesetzt. Wichtige Persönlichkeiten aus aller Welt werden zur Zeremonie erwartet. ■