Rheinland-Pfalz, Kusel: Polizeibeamte sperren die Zufahrt zum Tatort, wo zwei Polizeibeamte bei einer Verkehrskontrolle erschossen wurden.
Rheinland-Pfalz, Kusel: Polizeibeamte sperren die Zufahrt zum Tatort, wo zwei Polizeibeamte bei einer Verkehrskontrolle erschossen wurden. dpa/Thomas Frey

Die schnelle Festnahme zweier Verdächtiger, die zwei junge Polizisten bei einer Verkehrskontrolle im Kreis Kusel (Westpfalz) erschossen haben sollen, wurde möglich, weil einer der mutmaßlichen Täter (38) seinen Führerschein und seinen Personalausweis am Tatort verloren hatte. Die unter dem Verdacht des gemeinschaftlichen Mordes festgenommenen Saarländer bekamen am Dienstag Haftbefehl und sitzen in Untersuchungshaft. Das Motiv dürfte sein, dass die Männer „verdecken“ wollten, dass sie gewildert hatten. 

Polizisten-Mord von Rheinland-Pfalz: Suche nach Verdächtigen dauerte nicht mal einen Tag

Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Polizeibeamte waren uniformiert in einem Zivilfahrzeug im Einsatz, um im Verein mit zwei Funkwagen nach einem in der Gegend tätigen Einbrecher zu suchen.

Am Montag nach 4.19 Uhr funkten sie, sie hätten ein Auto auf der Kreisstraße 22 bei Ulmet mit „dubiosen Personen“  und einem Kofferraum voller erlegter Wildtiere festgestellt. Unklar ist, ob sie das Auto gestoppt hatten oder ob es schon stand. Das Team erbat Unterstützung.

Heiner Schmolzi vom Polizeipräsidium Westpfalz berichtete, dass nach 4.20 Uhr gefunkt wurde: „Kommt schnell, die schießen, die schießen, kommt schnell“.  Es war noch ein Schuss zu hören, dann herrschte Stille.

Zehn Minuten später kamen die Kollegen, fanden die Polizistin tot vor dem Zivilfahrzeug, neben ihr den Führerschein und Ausweis eines der jetzt inhaftierten Männer. Ihr Kollege lag sterbend und nicht mehr ansprechbar hinter dem Auto an einer Böschung.

Polizisten bringen einen der Tatverdächtigen nach dem Haftprüfungstermin am Landgericht Kaiserslautern aus dem Justizgebäude.
Polizisten bringen einen der Tatverdächtigen nach dem Haftprüfungstermin am Landgericht Kaiserslautern aus dem Justizgebäude. dpa/Harald Tittel

Beide Verdächtigen sollen geschossen haben

Beide Männer sollten geschossen haben: Einer soll die Frau mit einem Schrotschuss in den Kopf getötet haben, der andere mit einem Jagdgewehr gefeuert haben, bei dem nach jedem Schuss eine neue Patrone nachgeladen wird. Der Polizist wurde viermal getroffen, davon einmal in den Kopf. Die Schutzwesten der beiden Opfer nutzten nichts daher nichts.

Mutmaßlich hatten die Täter angefangen zu schießen, während die Polizistin schon während der Kontrolle die Papiere des Fahrers in der Hand hatte.

Die mutmaßlichen Täter konnten noch am Montag gefasst werden. Die Polizei hatte den ganzen Tag lang mit Hubschrauber, Spürhunden und Spezialkräften nach dem Mann gesucht, dessen Papiere gefunden worden waren. Am Montagnachmittag veröffentlichten Polizei und Staatsanwaltschaft zudem ein Foto des gesuchten Mannes. So soll es sich bei dem Schützen um den 38-jährigen Saarländer Andreas S. aus Spiesen-Elversberg handeln. Er war er in der Vergangenheit wegen Wilderei und Unfallflucht aufgefallen.

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Andreas S., ein Wildhändler und Bäckereibesitzer aus dem Saarland, sitzt unter Mordverdacht  in Untersuchungshaft.
Andreas S., ein Wildhändler und Bäckereibesitzer aus dem Saarland, sitzt unter Mordverdacht  in Untersuchungshaft. Polizei Rheinland-Pfalz

Am späten Montagnachmittag wurde der Mann festgenommen. Er habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei dann vor einem Haus im saarländischen Sulzbach von Spezialkräften festgenommen worden, hieß es. In dem Haus wurde kurz darauf ein weiterer Verdächtiger (32) festgenommen, der Polizei weiß bei ihm von Betrugsdelikten.

Dieser zweite Mann hat unterdessen die Wilderei zugegeben und die Kontrolle durch die Polizisten geschildert. Er habe aber nicht geschossen. Der ältere Verdächtige schweigt.

Stefan Orthen, Oberstaatsanwalt in Kaiserslautern: „Nach den bisherigen Erkenntnissen war festzustellen, dass ihre wirtschaftlichen Verhältnisse alles andere als geordnet und ihre sozialen Verhältnisse eher brüchig sind.“

Polizisten sichern eine Straßensperre in der Nähe des Tatortes.
Polizisten sichern eine Straßensperre in der Nähe des Tatortes. AP/Michael Probst

Polizisten-Mord von Rheinland-Pfalz: Der Polizist gab noch Schüsse ab

Bei einer Pressekonferenz am Dienstag gab die Polizei noch bekannt, dass der später gestorbene Beamte noch alle 14 Patronen seiner Pistole abgefeuert und den Kastenwagen getroffen habe. Die Waffe seiner Kollegin kam nicht zum Einsatz, ihre Pistole steckte noch im Holster.

Die Frau stand am Ende ihres Fachhochschulstudiums, hätte es im Mai abgeschlossen. Laut Polizei hatte sie alle Trainings absolviert und war praktisch voll ausgebildet.

Die Polizei fahndet mit schwerbewaffneten Einheiten nach den Tätern.
Die Polizei fahndet mit schwerbewaffneten Einheiten nach den Tätern. AP/Michael Probst

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landesinnenminister Roger Lewentz zeigten sich „zutiefst schockiert“ über die tödlichen Schüsse. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, hieß es in einer Mitteilung der beiden SPD-Politiker in Mainz. Die Ministerpräsidentin ordnete Trauerbeflaggung im Land an. Für alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich angesichts der Tat „tief erschüttert und voller Trauer“. „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Liebsten der durch eine Gewalttat im Dienst verstorbenen Kollegen“, erklärte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek am Montag. Nach diesem „schrecklichen Ereignis“ habe es nun höchste Priorität, den Täter dingfest zu machen, um weitere Gefahren für andere zu vermeiden.