Mary Jane Kelly, Catherine Eddowes und Annie Chapman sind nur drei der insgesamt elf Opfer von „Jack the Ripper“, eines der berüchtigtsten Serienkiller der Geschichte. Seine grausame Mordserie versetzte das Londoner East End im Herbst 1888 in Angst und Schrecken. Er schlitzte seinen Opfern die Kehle auf, entnahm ihnen Eingeweide und verstümmelte sie. Doch gefasst wurde der Ripper von London nie. Bis heute – mehr als 130 Jahre nach den Morden – bewegt das Mysterium um „Jack the Ripper“ die Menschen.
Zwischen dem 31. August und dem 10. November 1888 tötete Jack the Ripper mindestens fünf Frauen im Londoner Stadtteil Whitechapel. Das erste Opfer war die Prostituierte Mary Ann Nichols. Ein anonymer Schreiber bekannte sich als Mörder und nannte sich „Jack the Ripper“. Diese Morde, die auch als „Kanonische Fünf“ bekannt sind, zeichneten sich durch besonders brutale Vorgehensweisen aus. Den Opfern, überwiegend Prostituierte, wurde die Kehle aufgeschlitzt und brutal verstümmelt.
Dreien der Opfer wurden sogar innere Organe, wie Niere und Gebärmutter, entfernt. Das ließ die Ermittler vermuten, dass der Täter möglicherweise über anatomische und chirurgische Kenntnisse verfügte. Neben diesen fünf eindeutig zugeordneten Opfern wurden im Zusammenhang mit den „Whitechapel-Morden“ zwischen 1888 und 1891 insgesamt elf Frauen brutal ermordet. Doch die wahre Identität des Täters blieb bis heute ein Rätsel – bis jetzt.

Forscher gelingt Durchbruch: Identität von „Jack the Ripper“ aufgedeckt
Wie die britische Zeitung Mirror berichtet, will Forscher Russell Edwards, der den Fall seit fast 30 Jahren untersucht, den Ripper von London identifiziert haben. Bereits 2014 wurde von ihm ein Seidenschal, der am Tatort des vierten Opfers, Catherine Eddowes, gefunden wurde, untersucht. Mit den auf dem Schal gefundenen Blut- und und Spermaspuren ließ Edwards umfassende DNA-Tests durchführen.
Die sollen den 23-jährigen Friseur Aaron Kosminski, einen polnischen Einwanderer, als brutalen Serienmörder identifiziert haben, schreibt die britische Zeitung Daily Mail. Die Blutflecken stammten von Eddowes, die DNA-Spuren des Spermas sollen mit einem Nachfahren von Aaron Kosminski übereinstimmen, so Edwards. Der polnische Einwanderer war bereits kurz nach den Taten als möglicher Verdächtiger ins Visier der Ermittler geraten, doch er wurde nie verhaftet.
Einige Wissenschaftler, darunter der britische Genetiker Adam Rutherford, stehen der DNA-Analyse zu „Jack the Ripper“ allerdings skeptisch gegenüber. Es sei nicht einmal sicher, dass Eddowes den Schal zum Zeitpunkt des Mordes überhaupt getragen habe. „Selbst falls das der Fall war, und der Schal im Gegensatz zu allen anderen Kleidungsstücken auch noch ungewaschen aufgehoben wurde, ist eine DNA-Analyse heute hochproblematisch“, erklärte Rutherford.

Forscher identifiziert Aaron Kosminski als „Jack the Ripper“
Und doch ist sich Russell Edwards sich, dass Aaron Kosminski „Jack the Ripper“ ist. Er ließ sogar mithilfe der Nachfahren von Kosminski ein Bild vom Serienmörder anfertigen. Er nutzte dazu eine neue Technologie zur Gesichtsumgestaltung, um ein CGI-Schwarzweißbild zu erstellen, das zeigt, wie der Mörder zur damaligen Zeit ausgesehen haben könnte.
Aaron Kosminski wurde am 11. September 1865 als jüngstes von sieben Geschwistern im polnischen Klodawa geboren. Sein Vater starb, als Aaron acht Jahre alt war. Nachdem er von seinem Stiefvater sexuell missbraucht worden sein soll, floh seine Familie 1882, sechs Jahre vor den Morden, nach London. Sie suchten Zuflucht vor den zunehmenden antisemitischen Unruhen in Osteuropa, die nach dem Tod von Zar Alexander II. an Intensität gewannen.
Kosminski, der als psychisch labil galt, wurde während der Ermittlungen von Dr. Robert Anderson, dem damaligen Leiter der Londoner Kriminalpolizei, als Hauptverdächtiger betrachtet. Obwohl die Ermittler in vertraulichen Berichten von einem „großen Hass auf Frauen, insbesondere auf Prostituierte“, sowie von seinen „ausgeprägten mörderischen Neigungen“ berichteten, lagen zu jener Zeit keine ausreichenden Beweise für eine Verhaftung des damals 23-Jährigen vor.

Neben der Analyse der DNA, die Kosminski als Täter überführen soll, glaubt Edwards auch die möglichen Motive und Gründe gefunden haben, warum Kosminski der Justiz entkommen konnte. So sei Kosminskis älterer Bruder Isaac, ein angesehener Schneider, Mitglied der Freimaurerloge „Lodge of Israel“ gewesen, einer Gemeinschaft, die speziell für jüdische Einwanderer gegründet wurde. Edwards vermutet, dass es diese Verbindungen waren, die Kosminski möglicherweise vor einer Verhaftung schützten, schreibt der„ Mirror“ weiter.
Zusätzlich entdeckte Edwards Hinweise darauf, dass die brutalen Verstümmelungen der Opfer möglicherweise mit alten freimaurerischen Ritualen in Verbindung stehen könnten. Besonders die Entweihungen der Leichen, wie das Entfernen von Organen, das Herausreißen von Zungen und das Aufschlitzen der Kehlen, erinnern an Beschreibungen in freimaurerischen Blut-Eiden.
Edwards ist davon überzeugt, dass der Ripper kein zufälliger Verstümmler war, sondern die Anweisungen der Freimaurer ausführte. Diesen Beweis soll auch eine mysteriöse Botschaft stützen, die in der Nähe des Tatorts von Catherine Eddowes gefunden wurde. Auf eine Mauer war mit Kreide „The Juwes are the men that will not be blamed for nothing“ (übersetzt: „Juden wollen keine Verantwortung für irgendetwas übernehmen“) gekritzelt. Edwards ist überzeugt, dass die Verwendung des Wortes „Juwes“ ein direkter Hinweis auf die freimaurerische Verbindung ist, da es in dieser Schreibweise nur in freimaurerischen Texten vorkommt.
Und doch wurde Aaron Kosminski nie für die Whitechapel-Morde verantwortlich gemacht. 1890 erlitt er einen schweren psychischen Zusammenbruch, bei dem er seine Schwester mit einem Messer bedrohte. Er wurde daraufhin in die Irrenanstalt Colney Hatch eingewiesen. Er verbrachte dort den Rest seines Lebens, bis er 1919 starb. ■