Erst China, dann Frankreich, jetzt die Niederlande. Und auch in den USA sind die Kliniken voll mit Kindern, die eine Lungenentzündung haben. Auch in Europa ist derzeit ein Anstieg von Lungenentzündungen zu verzeichnen – besonders bei Kindern. Das steckt dahinter.
Die in Holland und Frankreich gemeldeten Symptome ähneln sich: Abgeschlagenheit, Fieber, hartnäckiger und starker Husten. Die ersten von den französischen und holländischen Gesundheitsbehörden gesammelten Informationen deuten auf Mycoplasma pneumoniae hin, ein Bakterium, das Ärzten wohlbekannt ist.
Der Erreger zirkulierte in den vergangenen Jahren während der Corona-Pandemie nur sehr wenig wegen der Corona-Maßnahmen, die zu einem Rückgang der Verbreitung zahlreicher anderer Atemwegserkrankungen geführt hatten.
Wissenschaftler warnten in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet, dass die Rückkehr zur Normalität nun für die Weltbevölkerung nicht nur dazu führen könnte, dass sich Menschen wieder mit altbekannten Viren und Bakterien anstecken, sondern auch, dass schwere Formen von bestimmten Infektionen zunehmen.
In Dänemark grassieren Keuchhusten-Infektionen. Wer demnächst eine Reise nach Dänemark plant, sollte sich schützen: Die Krankheit gilt als hochansteckend. Wie das Centrum für Reisemedizin (CRM) mitteilt, ist besonders die dänische Insel Fünen vom Keuchhusten-Ausbruch betroffen. In der Regel werden in Dänemark pro Monat etwa 80 bis 100 Keuchhusten-Infektionen gemeldet. Die Gesamtzahl für den Monat Oktober betrug laut den dänischen Gesundheitsbehörden allerdings bereits 1131 Fälle, für den Monat November wurden 1262 Fälle festgestellt. Allein in der 47. Kalenderwoche seien mindestens 373 Keuchhusten-Fälle registriert worden, hieß es.
Auch in Kroatien schlagen Gesundheitsbehörden angesichts eines massiven Anstiegs von Keuchhusten-Erkrankungen Alarm. Die meisten Fälle der besonders für Babys und ältere Menschen gefährlichen Krankheit traten laut dem staatlichen Institut für öffentliche Gesundheit in der Hauptstadt Zagreb und der bei Urlaubern beliebten Küstenstadt Split auf. Betroffen sind demnach vor allem Kinder zwischen sechs und 14 Jahren.
Nicht nur in China und Europa nehmen die Lungenkrankheiten zu, auch in den USA im Bundesstaat Ohio wurde ein Anstieg verzeichnet. 142 kranke Kinder. „Dies liegt nicht nur weit über dem Durchschnitt hier, sondern entspricht auch der Definition eines Ausbruchs“, teilten die Gesundheitsbehörden mit.
Corona und andere Atemwegsinfektionen nehmen zu – Personalprobleme
Die Zunahme an Corona-Fällen und anderen Atemwegsinfektionen macht besonders den Krankenhäusern in Deutschland zu schaffen. „Die Kliniken erleben einen spürbaren Anstieg an Patienten mit Atemwegserkrankungen, darunter sind auch zunehmend Patienten mit Corona“, sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Die Lage ist aber beherrschbar. Problematischer sind die Ausfälle unter der Mitarbeiterschaft wegen Corona- und anderen Erkrankungen“, führte er aus.
„In normalen Zeiten fehlen acht Prozent der Belegschaft, inzwischen sind es zehn bis zwölf Prozent“, sagte Gaß. „Das stellt die Kliniken vor große Herausforderungen.“

Schließungen wegen Personalmangels
Erste Stationen müssten ihren Betrieb aussetzen. „Einige Häuser schließen bereits wieder Betten oder Stationen, weil sie nicht mehr genug Personal haben“, schilderte Gaß. In der Vergangenheit hätten Kliniken saisonale Engpässe oft durch Leiharbeit ausgeglichen. Diese Aushilfskräfte seien aber „sehr teuer“. „Dafür haben viele Häuser nun kein Geld mehr“, sagte der DKG-Chef.
Er blickt mit Sorge auf die kommenden Monate. „Im Winter erwarten wir eine weitere Zunahme der Infektionen bei Patienten und Mitarbeitern“, sagt Gaß. Schließlich habe die Grippe-Welle „noch nicht einmal richtig begonnen“, sagte Gaß. Er warnte davor, die Grippe zu unterschätzen. So habe es 2018 in Deutschland 25.000 Tote durch Influenza gegeben.
„Um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, appellieren wir an die Bevölkerung, sich gemäß den Empfehlungen impfen zu lassen“, sagte Gaß. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Menschen ab 60 Jahre, Menschen mit Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinischem und Pflege-Personal eine jährliche Grippeschutzimpfung ebenso wie eine jährliche Corona-Auffrischungsimpfung. Beide Vakzine können gleichzeitig verabreicht werden. ■