Obdachlos in Berlin

Bitterkalte Nacht – Notunterkünfte in Berlin voll

Die BVG bietet keine Kältebahnhöfe an, es fehlen  400 Plätze für Obdachlose. 

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Ein Obdachloser mit Sammelbecher auf der Bahnbrücke am Bahnhof Friedrichstraße. 
Ein Obdachloser mit Sammelbecher auf der Bahnbrücke am Bahnhof Friedrichstraße. epd

Wer in dieser Nacht draußen unterwegs war, war dick eingemummelt und freute sich, wieder ins Warme zu kommen. Doch was, wenn es kein warmes Zuhause gibt?  Bei eisigen Temperaturen herrscht für Obdachlose im Winter auf der Straße Lebensgefahr. Notunterkünfte sollen die Menschen von der Straße holen. Doch in Berlin wird es bereits eng. 

Ein Zelt unter dem Viadukt an der Eberswalder Straße ist leer. Andere, am Alexanderplatz etwa, sind so dick mit Planen und Decken verhängt, dass man nicht sehen kann, ob dort in diesen eisigen Tagen jemand ausharrt. Wer an diesen kärglichen Behausungen vorbeikommt, wünscht sich unweigerlich ein besser ausgebautes Hilfenetz für Obdachlose im Winter.  

Doch in den Notunterkünften der Berliner Kältehilfe für Obdachlose herrscht Platzmangel. „Seit ein paar Tagen laufen die Einrichtungen richtig voll“, sagte Ursula Schoen von der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Am Mittwoch sei die durchschnittliche Auslastung auf 97 Prozent gestiegen. Die Woche zuvor lag die Auslastung der rund 1080 Plätze den Angaben zufolge bei durchschnittlich etwa 93 Prozent.

Spenden für Obdachlose benötigt

Wegen des Platzmangels müssen Unterkünfte immer wieder überbelegt werden - einige bis zu 20 Prozent. In der Notübernachtung Lehrter Straße der Berliner Stadtmission etwa schlafen zum Teil bis zu 170 Menschen, obwohl es eigentlich nur 125 Schlafplätze gibt, wie Liga-Sprecher Sebastian Peters sagte. „Praktisch ist in den Bettenzimmern kein Platz für mehr Betten. Also bleiben die Obdachlosen nach dem Abendessen im Speisesaal und machen es sich auf Boden und Bänken so bequem wie möglich“, schilderte Peters die Lage. Decken seien in der Regel vorhanden, Schlafsäcke seien Mangelware. Alle Einrichtungen der Kältehilfe bräuchten daher dringend Spenden.

Laut Schoen fehlen 400 Plätze. „Wir können nur hoffen, dass für die längeren Frostperioden im Januar weitere Plätze geschaffen werden können.“

Seit Anfang November seien jeweils ein bis zwei Kältebusse der diakonischen Stadtmission und Wärmebusse des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unterwegs. In den ersten drei Novemberwochen seien bei den Bussen der Berliner Stadtmission rund 600 Anrufe eingegangen. Mittlerweile seien es 100 Anrufe pro Nacht. Ab Mitternacht werde es besonders schwierig, hilfsbedürftige Menschen unterzubringen. „Insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen werden kaum Unterkünfte gefunden“, sagte Schoen. Sie müssten häufig mit Tee und Schlafsäcken auf der Straße versorgt werden.

Berliner, schaut, ob jemand Hilfe braucht

Alle Berlinerinnen und Berliner seien dringend darum gebeten, auf Obdachlose zu achten. „Schauen Sie, ob die Personen ansprechbar sind, ob sie etwas brauchen. Rufen Sie die Kälte- oder Wärmebusse und im Notfall die Feuerwehr“, bat Schoen.

Unter dem Viadukt in der Schönhauser Allee leben Obdachlose in Zelten.
Unter dem Viadukt in der Schönhauser Allee leben Obdachlose in Zelten.Sabine Gudath

Wegen der anhaltenden Kälte hatte der Sozialstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Oliver Nöll, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Freitag dazu aufgefordert, ausgewählte U-Bahnhöfe offenzuhalten. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte die BVG mit, dass es keine sogenannten Kältebahnhöfe geben werde. Wegen Zugverkehr und Starkstrom im Gleisbereich könne nicht für die notwendige Sicherheit gesorgt werden. Außerdem gebe es keine sanitären Anlagen.

Wenn Sie vermuten, dass eine obdachlose Person unter den Witterungsbedingungen leidet, sprechen Sie sie höflich an und fragen, ob sie etwas braucht oder Hilfe annehmen will. Bitte handeln Sie, wenn Sie eine Gefährdung der Person befürchten!

Hilfe Hotline für obdachlose Menschen:
0157 80 59 78 70 (Montag - Freitag 9 - 17 Uhr)

Kältehilfetelefon der GEBEWO pro gGmbH:
030 34 39 71 40 von Okt. bis April täglich von 19 bis 23 Uhr

Kältebus der Berliner Stadtmission:
030 690 333 690 von Nov. bis März täglich von 20 bis 02 Uhr

Wärmebus des DRK-Landesverbands:
030 600 300 1010 von Nov. bis März täglich von 18 bis 24 Uhr

KARUNA Sub – Buslinie für Obdachlose:
0157 86 60 50 80 Montag - Freitag von 08 bis 16 Uhr