Gen Z will mehr Freizeit

„Leben verkackt!“ Nur 30 Tage Urlaub: Junge Frau rechnet mit Arbeit ab

Immer wieder wird über unsere Arbeitswelt diskutiert - vor allem junge Menschen wollen mehr Freizeit. Nun schlägt ein neues Video Wellen.

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In einem Video auf Tiktok rechnet die junge Frau mit der Arbeitswelt ab - 30 Tage Urlaub im Jahr seien, gerechnet auf das Arbeitsleben, einfach zu wenig.
In einem Video auf Tiktok rechnet die junge Frau mit der Arbeitswelt ab - 30 Tage Urlaub im Jahr seien, gerechnet auf das Arbeitsleben, einfach zu wenig.lisa.klingeling/Tiktok

Immer wieder wird in den vergangenen Jahren über die aktuelle Arbeitswelt diskutiert – Homeoffice während der Corona-Pandemie und die Debatte über die Vier-Tage-Woche sorgen bei vielen für Gedanken-Experimente, wie sich die Zukunft der Arbeit gestalten könnte. Und: Auch junge Menschen aus der Gen Z heizen die Diskussion mit ihren Beiträgen immer wieder an. Aktuell sorgt ein Video auf Tiktok für Furore, in dem eine junge Frau kritisiert, dass Arbeitnehmer nur 30 Tage Urlaub haben. Sie macht eine heftige Rechnung auf – und stellt klar, dass sie selbst ihr Leben auf gar keinen Fall so gestalten will.

Nur 30 Tage Urlaub im Jahr? Junge Frau rechnet in einem Video mit Arbeit ab!

Die junge Frau, die sich auf dem Video-Portal Tiktok Lisa Klingeling nennt, rechnet in dem Video ihre wahre Lebenszeit aus – die, die sie fernab der Arbeit verbringt. Als Grundlage dienen die Urlaubstage, die Arbeitnehmern zustehen. „Wenn du 50 Jahre lang arbeitest und dabei nur 30 Tage frei hast, dann hast du nur vier Jahre frei. Für 50 Jahre Arbeit hast du nur vier Jahre frei“, rechnet sie vor. Die Rechnung hinter diesem Gedankenspiel ist simpel: 50 Jahre mal 30 Urlaubstage, die den meisten Arbeitnehmern zustehen, sind 1500 Tage.

Geteilt durch 365, die Anzahl der Tage eines Jahres, ergibt das eine Zeitspanne von etwas mehr als vier Jahren. Das Urteil, das die junge Frau dazu fällt, fällt vernichtend aus. „Dein Leben ist verkackt, Alter“, sagt sie. „Du arbeitest 50 Jahre, hast nur vier Jahre frei in deinem ganzen Arbeitsleben. Danach ist eh alles Scheiße! Nach der Arbeit bist du, keine Ahnung, 67. Was willst du da noch reißen?“ Ihre Bilanz: „Wir werden nur verarscht!“, sagt Lisa Klingeling. „Ich mache das auf gar keinen Fall!“ Wie sie ihr Arbeitsleben sonst verbringen will – dazu gibt Lisa Klingeling in ihrem Video allerdings keine Antwort.

Lisa Klingeling will ihr Arbeitsleben auf gar keinen Fall so verbringen, erklärt sie in ihrem Tiktok-Video.
Lisa Klingeling will ihr Arbeitsleben auf gar keinen Fall so verbringen, erklärt sie in ihrem Tiktok-Video.lisa.klingeling/Tiktok

Sie ist nicht die erste junge Frau aus der sogenannten „Generation Z“ (Gen Z), die sich über die Arbeitswelt aufregt. Zu wenig Freizeit, zu viel Arbeit, zu wenig Zeit für Selbstverwirklichung, zu wenig Geld: In ähnlichen Videos auf Plattformen wie Tiktok werden immer wieder die gleichen Probleme thematisiert. Eine Frau berichtete in einem Clip davon, dass sie auf keinen Fall vor Beginn ihrer Arbeitszeit am Arbeitsplatz auftauchen werde. „Wenn ich für zehn Minuten bezahlt werde, stelle ich mich auch zehn Minuten früher in diesen Scheißladen. Ich werde niemals irgendwo arbeiten, länger arbeiten oder früher arbeiten, wenn ich dafür nicht bezahlt werde.“

Junge Frau aus der Gen Z bricht nach ihrem ersten Arbeitstag in Tränen aus

Eine andere junge Frau berichtete in einem Clip von ihrem ersten Acht-Stunden-Job – und brach dabei in Tränen aus.  „Ich habe keine Zeit mehr für irgendwas! Ich will nur noch duschen, etwas essen und ins Bett. Ich habe nicht einmal mehr Zeit oder Energie, mir überhaupt Abendessen zu kochen“, berichtete sie. Und auch für Hobbys reiche die Kraft nicht mehr. „Ich habe keine Energie für mein Workout – es regt mich so auf!“ Ein Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr sei „einfach verrückt“.

@lisa.klingeling Einfach Marionetten im System 🤡 #arbeit #rente #urlaub #system #deutschland #selbstständigkeit #rausausdemhamsterrad #auswandern #auswandernausdeutschland ♬ Originalton - lisa.klingeling

Die Rechnung von Lisa Klingeling löst auf Tiktok gemischte Reaktionen aus. Während die einen der jungen Frau zustimmen, weisen andere darauf hin, dass die Rechnung eigentlich nicht ganz stimmt. Denn: Wochenenden und Feiertage kommen in der Kalkulation nicht vor. Würde man diese einberechnen, kommen zu den 30 Urlaubstagen nämlich 104 freie Tage. Hinzu kommen die Feiertage, die nicht auf Wochenenden fallen.

Somit hat ein Arbeitnehmer in einer Arbeitszeit von 50 Jahren insgesamt etwas mehr als 19Jahre frei.  Andere widersprechen diesem Ansatz. „Leute hört auf die Wochenenden und Feiertage mit zu berechnen!“, heißt es in einem Kommentar. „Da kannst du nicht viel unternehmen, dient lediglich zur Erholung von der Arbeitswoche.“ Und wieder andere nehmen es mit Humor. „Nicht vergessen mit 67 musst du danach weiter arbeiten, weil du als Rentner nichts mehr bekommst“, schreibt ein Nutzer mit einem Augenzwinkern.

Wie finden Sie das Verhältnis aus Urlaub und Arbeitszeit? Hat die junge Frau auf Tiktok recht – oder haben Sie eine andere Meinung? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!