Es gibt Geschichten, die einfach zu schön sind – und die uns allen neues lehren und uns zugleich ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich habe erst am Freitag eine dieser Geschichten gelesen und mich so darüber gefreut, dass ich sie gern mit Ihnen teilen möchte. In dieser Geschichte geht es um etwas, das jeder kennt, der schonmal einen Karnevalsumzug besucht hat: die kleinen, seit Jahrzehnten exakt gleich eingepackten Kaubonbons mit Fruchtgeschmack. Sie werden vor allem im Westen Deutschlands, wo man ganz vernarrt in den Karneval ist, von den bunten Festwagen geworfen. Aber: Wussten Sie, dass das Faschings-Kaubonbon in Wirklichkeit ein Ossi ist?
Kaubonbons zum Karneval: Fruchtkaramellen werden seit Jahren in Sachsen hergestellt
Sie haben richtig gelesen: Die kleinen Kaubonbons mit bunten Rändern, glänzender Folie und Fruchtgeschmack sind ein Ostprodukt. Ich gebe offen zu: Das habe ich nicht gewusst – und ich hätte es auch nicht gedacht. Wenn mich jemand gefragt hätte, wäre ich fest davon überzeugt gewesen, dass der Westen die Karnevals-Süßigkeit selbst produziert, um sie vom Wagen zu schmeißen. Was vermutlich daran liegt, dass die Süßigkeit eine ist, über die man sich im Allgemeinen nie viel Gedanken macht. Die Fruchtbonbons waren einfach immer da, sehen immer gleich aus – da überrascht die geheime Ost-Identität dann doch.
Die kleinen Kaubonbons sind Kult – doch nur wenige hätten gedacht, dass sie aus den Werken des bekannten Unternehmens Halloren in Sachsen kommen. Richtig, wir reden von dem Unternehmen, das auch die köstlichen Halloren-Kugeln produziert, die wir alle so gern naschen. Es handelt sich bei den Bonbons um sogenannte Böhme Fruchtkaramellen, in aller Kürze werden sie auch „Frukas“ genannt. Doch auch das wissen nicht viele Menschen. „Jeder kennt es, doch keiner weiß, wie es heißt“, sagt Gerrit Sachs vom Halloren-Vertrieb in einem Interview.

Böhme Fruchtkaramellen: 300 Millionen Bonbons werden jedes Jahr hergestellt
Erfunden wurden sie, das muss man zugeben, in der Karnevals-Region Nordrhein-Westfalen. Das war schon in den 50er-Jahren. Doch seit den 90er-Jahren werden sie in Delitzsch in Sachsen produziert. Und das in extremen Mengen: Jährlich werden von den rund 20 Mitarbeitern, die an der Produktion beteiligt sind, rund 1000 Tonnen „Frukas“ hergestellt. Laut Berichten sind das 300 Millionen Bonbons. 300 Millionen!
Die gehen natürlich nicht alle an den Karneval, aber: Man kann davon ausgehen, dass bei manchem Karnevalsumzug mehr Ossis auf den Festwagen unterwegs sind als Karnevalisten aus dem Westen. Für den Privatgebrauch gibt's übrigens Beutel mit 250 Gramm für 1,99 Euro und Säcke mit 2,2 Kilo für 12,49 Euro. Die Sorten: Kirsche, Himbeere, Apfelsine und Zitrone.

Das Gewicht der Karamellen, die jedes Jahr hergestellt werden, liegt übrigens bei dem Gewicht von 200 Elefanten, wobei jedes einzelne Kaubonbon nur exakt 2,8 Gramm auf die Waage bringt. Würde man sie aufeinanderstapeln, wäre der Turm 3500 Kilometer hoch. Auch das finde ich unglaublich – und es macht mich stolz. Denn natürlich gibt es viele Erfolgsgeschichten aus dem Osten. Viele Produkte, die die Wende überlebten, die wir noch heute lieben. Aber dass es mit den Frukas ein weiteres Ost-Schätzchen gibt, das so viele Menschen glücklich macht und von dessen wahrer Identität nun noch mehr Menschen erfahren, macht mich froh.
Mögen Sie Bambina, Knusperflocken, Bautzner Senf und Rotkäppchen-Sekt? Welches sind Ihre liebsten Ostprodukte? Und: Wussten Sie, dass wir mit den Frukas einen echten Star beim Karneval haben? Schreiben Sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com – ich freue mich, von Ihren liebsten Ostprodukten zu lesen! Traurig macht mich nur, dass die kleinen Bonbons so lange ein Nischendasein pflegten. Doch das ändert sich jetzt glücklicherweise. Erzählen Sie es weiter. Und wenn Sie das nächste Mal bei einem Karnevalsumzug ein Kaubonbon im typischen Fruka-Design fangen: Genießen Sie es! ■