Filmkritik

„Killers Of The Flower Moon“: Ich will meine dreieinhalb Stunden zurück

Es gibt durchaus Filme mit Überlänge, die bis zum Schluss packend sind – der neue Streifen von Martin Scorsese gehört aber leider nicht dazu.

Author - Sharone Treskow
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Robert De Niro (links) und Leonardo DiCaprio (rechts) in ihrem neuen Kinofilm „Killers Of The Flower Moon“
Robert De Niro (links) und Leonardo DiCaprio (rechts) in ihrem neuen Kinofilm „Killers Of The Flower Moon“Paramount/dpa

Vor ein paar Tagen ist „Killers Of The Flower Moon“ in den deutschen Kinos erschienen. Den konnte ich mir als Cineastin natürlich nicht entgehen lassen! Immerhin ist die Kombination von Regisseur Martin Scorsese und den beiden Hauptdarstellern Leonardo DiCaprio und Robert De Niro fast schon ein Erfolgsversprechen!

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Auch die Laufzeit von geschlagenen 206 Minuten – also rund dreieinhalb Stunden – hat mich erst mal nicht abgeschreckt. Ein Film mit Überlänge muss nicht zwingend eine schlechte Erfahrung sein (wie die „Herr der Ringe“-Saga oder „The Green Mile“ beweisen). In diesem Fall hat sich Martin Scorsese aber keinen Gefallen getan.

Kurz zum Inhalt: „Killers Of The Flower Moon“ erzählt die ernüchternde Geschichte, wie in den frühen 1920er-Jahren mehrere reiche Angehörige des Indianerstammes der Osage im Reservat Osage County in Oklahoma ermordet wurden, nachdem große Ölvorkommen unter ihrem Land entdeckt worden sind. Die Story basiert auf wahren Ereignissen – und auf dem gleichnamigen Sachbuch über die Osage-Morde von David Grann.

+++ Achtung, ab hier folgen Spoiler! +++

Im Film verkörpert DiCaprio den einfach gestrickten, jungen Kriegsrückkehrer Ernest Burkhart, der bei seinem Onkel William Hale (Robert De Niro) unterkommt. Oscar-Preisträger DiCaprio spielt zwar überzeugend – und das Wildwest-Ensemble steht ihm auch wirklich hervorragend –, doch seine naive Rolle hat mich über die Dauer des Films hinweg immer mehr genervt. Scheinbar ohne Sinn und Verstand folgt er den Anweisungen seines verschlagenen Onkels, ohne sich dabei auch nur einmal auf eigene Faust zu wehren: So richtet er systematisch die Familienmitglieder seiner Frau Mollie hin, um so an ihr Erbe zu kommen. Und das, obwohl völlig klar ist, dass die Kohle am Ende ohnehin bei seinem Onkel landen wird.

JaNae Collins, Lily Gladstone und Cara Jade Myers in „Killers Of The Flower Moon“
JaNae Collins, Lily Gladstone und Cara Jade Myers in „Killers Of The Flower Moon“Melinda Sue Gordon/Apple TV+ via AP

Die Liebesgeschichte der beiden hingegen ist wirklich spannend und romantisch: Wenn auch durch die Kuppelei seines Onkels, verliebt sich Ernest schwer in seine spätere Frau Mollie. Trotzdem lässt er sich schließlich dazu überreden, sie langsam mit tödlicher „Medizin“ umzubringen. Die wunderschöne Angehörige des Osage-Stammes gehört mit ihrer starken, ruhigen Art übrigens zu den wenigen Highlights von „Killers Of The Flower Moon“ – und hat den Film für mich zumindest eine Zeit lang erträglich gemacht. Doch ungefähr genauso gequält wie die schließlich von ihrem Mann vergiftete Mollie, habe ich mich irgendwann im Kinosaal gefühlt.

Nach etwa zwei Stunden habe ich mich – wie das restliche, unruhige Publikum – gefragt, wann der Streifen denn langsam mal zum Ende kommt. Beim Blick auf die Uhr wurde mir dann ganz anders: Was soll denn bitte jetzt noch alles passieren? Zum Schluss hat sich „Killers Of The Flower Moon“ furchtbar in die Länge gezogen ... und war gespickt von unnötig langen Dialogen. Vor allem den langweilig umgesetzten Prozess gegen DiCaprios und De Niros Rollen hätte man sich getrost sparen können. Dass die Männer am Ende bekommen haben, was sie verdienen, hat mich nach dreieinhalb Stunden Quälerei – und der verzweifelten Suche nach der letzten bequemen Sitzposition – auch nicht mehr glücklich gemacht.

Lily Gladstone und Leonardo DiCaprio in „Killers Of The Flower Moon“
Lily Gladstone und Leonardo DiCaprio in „Killers Of The Flower Moon“Melinda Sue Gordon/Apple TV+ via AP

Mein Fazit? „Killers Of The Flower Moon“ enthält gute Elemente, ist schön anzusehen und punktet mit einem tollen Cast. Es gibt auch einen seltenen Cameo-Auftritt von Regisseur Scorsese. Der Film hat die Geschichte der Osage-Morde wohl angemessen wiedergegeben – aber die extrem deprimierende und ernüchternde Story waren einfach keine gute Kombination mit den dreieinhalb Stunden Laufzeit des Films. Zum Schluss will ich mir folgendes Urteil anmaßen: Man hätte hier ordentlich Szenen streichen müssen, um ein erträglicheres Kino-Erlebnis zu schaffen. ■