Brandkatastrophe

Hongkong: Horror-Feuer fordert 44 Tote – 280 Bewohner immer noch vermisst

Verheerender Brand in Hongkong: Die Löscharbeiten dauern  an, immer noch sind Menschen im Haus. Polizei nimmt Bauunternehmer fest.

Author - Stefan Henseke
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Rauch steigt auf, während Feuerwehrleute auch am Morgen noch mit den Löscharbeiten in den Gebäuden im Wang Fuk Court beschäftigt sind.
Rauch steigt auf, während Feuerwehrleute auch am Morgen noch mit den Löscharbeiten in den Gebäuden im Wang Fuk Court beschäftigt sind.Vernon Yuen/Nexpher via ZUMA/dpa

Über den Hochhäusern der Wohnanlage Wang Fuk Court hängen noch immer dichte Rauchschwaden. Hongkong steht nach dem schlimmsten Brand seit Jahrzehnten unter Schock. Mindestens 44 Menschen kamen ums Leben, darunter auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der bewusstlos am Einsatzort gefunden wurde und später im Krankenhaus starb. Noch immer gelten rund 280 Menschen als vermisst. In den umliegenden Kliniken werden 29 Verletzte behandelt, sieben von ihnen befinden sich in kritischem Zustand.

Die Feuerwehr kämpfte auch am Donnerstagmorgen weiter gegen die Flammen. In drei der sieben betroffenen Hochhausblöcke lodert das Feuer noch immer. 888 Einsatzkräfte sind im Dienst, sie arbeiten unter extremen Temperaturen und schwierigen Bedingungen.

Die Polizei nahm drei Männer einer Baufirma fest

Fernsehaufnahmen zeigen, wie Helfer immer noch Überlebende aus den Gebäuden retten – darunter eine ältere Frau auf einer Trage. Auch mehrere Katzen und Hunde brachten die Helfer aus den Häusern. Mehr als 900 Menschen mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen.

Feuerwehrleute bringen am Donnerstagmorgen eine gerade gerettete, verletzte Person u einem Krankenwagen. Foto: Uncredited/kyodo/dpa
Feuerwehrleute bringen am Donnerstagmorgen eine gerade gerettete, verletzte Person u einem Krankenwagen. Foto: Uncredited/kyodo/dpakyodo

Die Polizei nahm drei Männer einer Baufirma fest – zwei Geschäftsführer und einen Ingenieur im Alter zwischen 52 und 68 Jahren. Ihnen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Beamte durchsuchten zudem die Büroräume des Unternehmens, das die Renovierungsarbeiten an der Wohnanlage durchführte. Sicherheitsminister Chris Tang bezeichnete die rasante Ausbreitung des Feuers als „verdächtig“. Feuerwehrchef Andy Yeung Yan-kin berichtete, dass Einsatzkräfte brennendes Styropor entdeckt hätten. Laut South China Morning Post waren Fenster mit dem Material abgedichtet, was die Flammen zusätzlich beschleunigte.

Das Feuer war am Mittwoch aus bislang ungeklärter Ursache ausgebrochen und hatte sich rasch über mehrere eingerüstete Hochhäuser ausgebreitet. Die Wohnanlage stammt aus den 80er Jahren und war für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Ermittler prüfen nun die Sicherheitsstandards der traditionellen Bambusgerüste und Schutznetze, mit denen die Gebäude verkleidet waren.

Hongkong: Rettungsarbeiten dauern bis zum Abend

Zudem fanden sie Polystyrolplatten, ein leicht entflammbarer Kunststoff, der als Dämmmaterial verwendet wird, sowie mutmaßlich minderwertige Baustoffe. Beides könnte zur schnellen Ausbreitung beigetragen haben.

Die dramatischen Bilder des Großbrandes der höchsten Kategorie 5 gingen um die Welt. Aus dem Ausland trafen erste Beileidsbekundungen ein: Das britische Generalkonsulat, die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, der EU und der USA drückten ihre Anteilnahme aus. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zeigte sich betroffen und sagte Unterstützung aus Peking zu.

900 Bewohner des brennenden Hochhauskomplexes verbrachten die Nacht in Notunterkünften.
900 Bewohner des brennenden Hochhauskomplexes verbrachten die Nacht in Notunterkünften.Zhu Wei/Xinhu/dpa

Die Flammen griffen durch den Wind auf sieben der acht Gebäude über, die jeweils mehr als 30 Stockwerke hoch sind. In der Anlage befinden sich fast 2000 Wohnungen. Die Behörden rechnen damit, dass die Rettungsarbeiten mindestens bis zum Abend andauern werden.