Über den Hochhäusern der Wohnanlage Wang Fuk Court hängen noch immer dichte Rauchschwaden. Hongkong steht nach dem schlimmsten Brand seit Jahrzehnten unter Schock. Mindestens 44 Menschen kamen ums Leben, darunter auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der bewusstlos am Einsatzort gefunden wurde und später im Krankenhaus starb. Noch immer gelten rund 280 Menschen als vermisst. In den umliegenden Kliniken werden 29 Verletzte behandelt, sieben von ihnen befinden sich in kritischem Zustand.
Die Feuerwehr kämpfte auch am Donnerstagmorgen weiter gegen die Flammen. In drei der sieben betroffenen Hochhausblöcke lodert das Feuer noch immer. 888 Einsatzkräfte sind im Dienst, sie arbeiten unter extremen Temperaturen und schwierigen Bedingungen.
Die Polizei nahm drei Männer einer Baufirma fest
Fernsehaufnahmen zeigen, wie Helfer immer noch Überlebende aus den Gebäuden retten – darunter eine ältere Frau auf einer Trage. Auch mehrere Katzen und Hunde brachten die Helfer aus den Häusern. Mehr als 900 Menschen mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen.

Die Polizei nahm drei Männer einer Baufirma fest – zwei Geschäftsführer und einen Ingenieur im Alter zwischen 52 und 68 Jahren. Ihnen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Beamte durchsuchten zudem die Büroräume des Unternehmens, das die Renovierungsarbeiten an der Wohnanlage durchführte. Sicherheitsminister Chris Tang bezeichnete die rasante Ausbreitung des Feuers als „verdächtig“. Feuerwehrchef Andy Yeung Yan-kin berichtete, dass Einsatzkräfte brennendes Styropor entdeckt hätten. Laut South China Morning Post waren Fenster mit dem Material abgedichtet, was die Flammen zusätzlich beschleunigte.
Das Feuer war am Mittwoch aus bislang ungeklärter Ursache ausgebrochen und hatte sich rasch über mehrere eingerüstete Hochhäuser ausgebreitet. Die Wohnanlage stammt aus den 80er Jahren und war für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Ermittler prüfen nun die Sicherheitsstandards der traditionellen Bambusgerüste und Schutznetze, mit denen die Gebäude verkleidet waren.
Hongkong: Rettungsarbeiten dauern bis zum Abend
Zudem fanden sie Polystyrolplatten, ein leicht entflammbarer Kunststoff, der als Dämmmaterial verwendet wird, sowie mutmaßlich minderwertige Baustoffe. Beides könnte zur schnellen Ausbreitung beigetragen haben.
Die dramatischen Bilder des Großbrandes der höchsten Kategorie 5 gingen um die Welt. Aus dem Ausland trafen erste Beileidsbekundungen ein: Das britische Generalkonsulat, die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, der EU und der USA drückten ihre Anteilnahme aus. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zeigte sich betroffen und sagte Unterstützung aus Peking zu.



