Seit fast drei Jahren fehlt in Neuseeland von Ember (8), Maverick (9) und Jayda (11) jede Spur. Viele hatten die Hoffnung schon aufgegeben, die drei Geschwister jemals lebend wiederzusehen. Doch nun entdeckten Teenager auf einem Wanderausflug die vermissten Kinder in der Wildnis – alle gut ausgerüstet und mit Tarnkleidung.
Nach 1000 qualvollen Tagen endlich ein Lebenszeichen: Zwei 16-jährige Teenager, die in einem Wald an der Westküste der neuseeländischen Nordinsel unterwegs war, um Wildschweine zu jagen, stieß auf die drei Kinder. Sie waren mit ihrem Vater Tom P. unterwegs. Ihm wird vorgeworfen, die Kinder entführt zu haben. P. hat kein Sorgerecht und wird per Haftbefehl gesucht.
Was war passiert? P. war kurz vor Weihnachten 2021 nach einem Streit mit der Mutter der Kinder mit diesen in die Wildnis geflüchtet. Die Polizei glaubt, dass sich P. von Zeit zu Zeit in der Zivilisation gezeigt hat. Letzten November soll er angeblich ein Quad Bike von einem ländlichen Grundstück gestohlen haben und in ein Geschäft eingebrochen sein. CCTV-Aufnahmen zeigten zwei Gestalten auf einer Straße, bei denen es sich vermutlich um ihn und eines der Kinder handelte.

Entführungsfall erschüttert Neuseeland
Die beiden Jugendlichen, die auf dem Gelände einer Farm in der Nähe von Marokopa auf Tom P. und die Kinder stießen, konnten sogar einige Worte mit den Kindern austauschen. Laut des neuseeländischen Nachrichtenportals „Stuff“ sprach einer der Jugendlichen mit Jayda, der ältesten Tochter: „Ich sagte: ‚Das ist ein privates Grundstück‘, und sie meinte: ‚Ja ... klar.‘ Dann fragte ich: ‚Weiß irgendjemand, dass ihr hier seid?‘, und sie sagte: ‚Nein, nur ihr.‘“
Die Kinder haben ruhig gewirkt und die vier Personen, die große Rucksäcke und Tarnkleidung trugen, seien schließlich weitergezogen. Der Vater, der kein Wort gesagt hatte, sei mit einem Gewehr bewaffnet. Er gilt als ausgezeichneter Jäger und Outdoor-Spezialist.
Wie die lokale Tageszeitung „New Zealand Herald“ berichtete, soll die Mutter ihre Kinder auf den Aufnahme sofort erkannt haben. „Ich bin so erleichtert, alle drei meiner Babys zu sehen“, sagte sie. Auch die Großmutter der Kinder, die Mutter von P., sei frohdarüber, die drei „gesund und munter“ zu sehen. Julia P. wäre glücklich, „wenn sie nach Hause kämen“.

Militärhubschrauber mit Nachtsichtgerät im Einsatz
Noch am selben Abend begann die Suche nach P. und seinen drei Kindern. In der Nacht seien zwei Hubschrauber, darunter ein Militärhubschrauber mit Nachtsichtgerät, aufgebrochen, berichten neuseeländische Medien. Am nächsten Morgen habe die Polizei zudem eine Suchaktion am Boden gestartet. Doch ihre Suche blieb erfolglos.
Das Familiendrama hält seit drei Jahren die über fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Landes in Atem. Bereits ims September 2021 wurden P. und die Kinder zum ersten Mal als vermisst gemeldet. Damals wurde sein Boot verlassen aufgefunden, die Behörden suchten in einer großangelegten Aktion zunächst zu Land und zu Wasser nach den Vermissten.
Knapp drei Wochen später kehrten P. und die drei Kinder wohlbehalten in das Bauernhaus seiner P.s Eltern zurück. Er behauptete, er habe seine Kinder auf einen längeren Campingausflug mitgenommen. Einige Monate später verschwand der Vater dann erneut mit ihnen. Als er auch zu einem Gerichtstermin nicht erschien, wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Die Geschweister wurden schon einmal entführt
Die Ermittler hatten während der groß angelegten, aber bisher immer erfolglosen Suchaktionen immer wieder deutlich gemacht, dass sie annehmen, jemand unterstütze und helfe Phillips und die Kinder. Sie richteten wiederholt einen Appell an die mutmaßlichen Komplizen, das „Richtige zu tun“ und der Polizei mitzuteilen, was sie wissen. Auch die Mutter der Kinder veröffentlichte einen Brief, den P. ihr einige Monate nach seinem Verschwinden geschickt hatte und in dem er schrieb, dass er „ein gutes Herz hat und es gut meint“. Und weiter: „Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll, um dir zu helfen, mir zu vergeben.“
Während ganz Neuseeland hofft, dass P. gefasst und die Kinder befreit werden, glaubt die leitende klinische Psychologin Dr. Sarah Watson von Totally Psyched in Auckland nicht, dass sie unglücklich sind oder ihren Vater negativ sehen. Sie führt das Stockholm-Syndrom an, das etwa bei Geiseln auftritt, die nach einiger Zeit mit ihren Entführern sympathisieren: „Wenn wir vom Stockholm-Syndrom sprechen, dann meinen wir, dass wir uns anpassen, und diese Kinder mussten sich zweifellos an ihren Vater anpassen.“ ■