Polizei hat neue Spur

RAF-Terrorist: Wird sein wildes Liebesleben ihm jetzt zum Verhängnis?

Der Druck auf Burkhard Garweg (56) wächst. Jetzt meldete sich eine Frau namens Karin bei den Ermittlern. Hatte sie eine Beziehung zu dem RAF-Mann?  

Author - Michael Heun
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Das Bild aus dem Video soll laut den Behörden den RAF-Terroristen Burkhard Garweg zeigen.
Das Bild aus dem Video soll laut den Behörden den RAF-Terroristen Burkhard Garweg zeigen.LKA Niedersachsen

Neue Wendung im jahrzehntelangen Katz-und-Maus-Spiel um den früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg (56): Nachdem ein Handyvideo veröffentlicht wurde, das den flüchtigen Garweg zeigen soll, hat sich eine Frau namens Karin bei den Ermittlern gemeldet. Sie behauptet, die Frau zu sein, die im Video angesprochen wird. Eine Aussage, die den Fahndern neue Hoffnung gibt, endlich den Aufenthaltsort des RAF-Mitglieds ausfindig zu machen.

Das Video, das im September unter anderem in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ gezeigt wurde, sorgte bereits für großes Aufsehen. Darin ist ein Mann zu sehen, der laut den Ermittlern Burkhard Garweg sein könnte. Der Clip zeigt ihn in einem scheinbar alltäglichen Moment, wie er sich auf einem Gelände mit Fahrzeugen und Wohnwagen aufhält.

Auffällig: Der Mann spricht direkt in die Kamera und wünscht „Karin“ viel Erfolg bei einer bevorstehenden Prüfung. Nun, nachdem sich die vermeintliche „Karin“ gemeldet hat, prüfen die Ermittler intensiv ihre Angaben und hoffen auf weitere Frauen, die sich durch den öffentlichen Fahndungsaufruf zu Wort melden könnten. Denn: Die Ermittlungen deuten offenbar darauf hin, dass Garweg einige Beziehungen zu Frauen geführt hat – zum Teil offenbar mehrere gleichzeitig. 

Burkhard Garweg: War dieser Mann wirklich ein Frauenheld? 
Burkhard Garweg: War dieser Mann wirklich ein Frauenheld? Landeskriminalamt Niedersachsen/dpa

Garweg und seine Vergangenheit: Ein Leben auf der Flucht

Der Sprecher des niedersächsischen Landeskriminalamts bestätigte, dass „Karin“ ihre Identität gegenüber den Behörden offengelegt habe, doch Details dazu wurden bisher nicht veröffentlicht. Auch weitere Frauen, mit denen Garweg angeblich Beziehungen unterhalten haben soll, werden weiterhin gesucht. Derzeit liegen den Ermittlern mehr als 100 Hinweise aus der Bevölkerung vor, die nun gründlich ausgewertet werden.

Burkhard Garweg gehört zu den letzten Mitgliedern der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF), die zwischen den 70er und 90er Jahren mehr als 30 Menschen ermordete. Die RAF erklärte sich zwar 1998 offiziell für aufgelöst, doch Garweg, zusammen mit Daniela Klette (65) und Ernst-Volker Staub (70), blieb weiterhin aktiv und tauchte unter.

Zwischen 1999 und 2016 verübte das Trio zahlreiche Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Erlöse dieser Raubüberfälle sollen ihnen das Leben im Untergrund finanziert haben. Anders als die früheren Taten der RAF hatten diese Überfälle jedoch keinen terroristischen Hintergrund, sondern dienten ausschließlich der persönlichen Bereicherung.

Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette nach ihrer Festnahme.
Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette nach ihrer Festnahme.Uli Deck/dpa

Garweg als Charmeur? Einblicke in sein Leben im Untergrund

Laut Recherchen der „Zeit“ soll Garweg in seiner Zeit in Berlin-Neukölln im Jahr 2008 gleich mehrere Verhältnisse mit Frauen gleichzeitig gehabt haben. Er sei nicht nur als gesuchter Terrorist aktiv gewesen, sondern habe in seinem Umfeld auch eine „fast seelsorgerische Rolle“ eingenommen. Mehrere Frauen aus der linken Szene, die rund zehn bis 15 Jahre jünger waren als er, suchten regelmäßig das Gespräch mit ihm. Diese Treffen endeten laut dem Bericht nicht selten „im Bett“. Der ehemalige Terrorist soll in einem Bauwagen in Berlin gelebt haben und sich dort, trotz seines Doppellebens, offenbar in linken Kreisen wohlgefühlt haben.

Trotz der offenen und intensiven Ermittlungen bleibt Garweg bis heute verschwunden. Seine langjährige Komplizin Daniela Klette wurde jedoch Anfang des Jahres in Berlin verhaftet und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Nun hoffen die Behörden, dass durch die neuesten Entwicklungen – insbesondere die Aussage von „Karin“ – vielleicht auch Garwegs Spur endlich greifbar wird.

Die Hinweise aus der Bevölkerung werden nun systematisch bearbeitet und priorisiert, so ein Sprecher des Landeskriminalamts. Der Druck auf den flüchtigen Garweg, der nun seit Jahrzehnten gesucht wird, scheint zu steigen. Ob er sich weiter verstecken kann oder ob seine Vergangenheit ihn doch noch einholt, bleibt jedoch abzuwarten. Klar ist nur: Die Behörden lassen nicht locker, und die jüngsten Hinweise könnten der Schlüssel zur Ergreifung des einstigen RAF-Mitglieds sein. ■