Eigentlich sollte es bei den rund 3200 Weihnachtsmärkten in Deutschland nur um Winterzauber und die Vorfreude auf die Feiertage gehen – und natürlich um Glühwein. Doch was ein schönes Erlebnis sein sollte, wird leider überschattet von Terror-Angst. Kein Berliner wird wohl jemals mehr auf einen Weihnachtsmarkt gehen können, ohne zumindest kurz an den furchtbaren Anschlag auf dem Breitscheidplatz im Jahr 2016 denken zu müssen. 13 Menschen sind damals gestorben. Das war bedauerlicherweise auch nicht der einzige Vorfall in den vergangenen Jahren in Deutschland.
Zuletzt waren in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren festgenommen worden, die in dieser Saison einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt geplant haben sollen. Die Angst ist aktuell bei vielen präsent und die potenziell drohende Gefahr muss ernst genommen werden. Deshalb fordert die deutsche Polizei jetzt strengere Sicherheitsmaßnahmen für Weihnachtsmärkte.
Polizei fordert Videoüberwachung für Weihnachtsmärkte
Nach insgesamt drei Festnahmen wegen geplanter Terroranschläge rät der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, Weihnachtsmärkte häufiger per Video zu überwachen. „Videoüberwachung auf Weihnachtsmärkten ist ein hilfreiches Mittel, das intensiv unter dem Einsatz bester Technik genutzt werden sollte“, erklärt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das sei bislang nur vereinzelt der Fall, weil oftmals aufgrund des Datenschutzes eine präventive Videoüberwachung nicht möglich sei.
Polizei durch Weihnachtsmärkte überlastet
Die Polizei sei durch den Schutz der Weihnachtsmärkte personell stark gefordert, sagte Kopelke: „Die Präsenz wird durch Umstellung der Dienstpläne, Urlaubssperren und Überstunden erzwungen.“ Diese Extraschichten könnten nicht dauerhaft aufrechterhalten werden.
Auch der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sieht die Polizei stark belastet. „Zum einen sind Polizisten infolge des Gaza-Kriegs im Objektschutz jüdischer Einrichtungen tätig. Und zum anderen kann die Bundespolizei in den Bundesländern auf Weihnachtsmärkten nicht unterstützen, weil sie an der Grenze gebunden ist“, sagt er dem RND. Dort würden auch diejenigen abgefangen, die möglicherweise Gefährder seien oder werden könnten.
Verfassungsschutz sieht gestiegene Terrorgefahr
Weihnachtsmärkte sind erfahrungsgemäß leider ein beliebtes Ziel für Anschläge. Schon vor Bekanntwerden der jüngsten Festnahmen hatte der Verfassungsschutz gewarnt, dass vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts die Gefahr für mögliche Terroranschläge gegen jüdische und israelische Personen und Einrichtungen sowie gegen „den Westen“ deutlich zugenommen habe. Die größte Gefahr gehe demnach aber nicht von Anhängern der Hamas oder der proiranischen Hisbollah aus, sondern von Terrorgruppen wie Al-Kaida oder dem sogenannten Islamischen Staat (IS).
Sollte man aktuell Weihnachtsmärkte besuchen?
Wenn man sich die aktuelle Lage und Terrorgefahr so anhört, stellt man sich unweigerlich die Frage: „Sollte ich mir den Weihnachtsmarktbesuch in diesem Jahr vielleicht sparen?“ Am Ende muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, wie sicher er sich fühlt.
Abgesehen von der geforderten Videoüberwachung gibt es ja beispielsweise in Berlin bereits Sicherheitsvorkehrungen: Auf größeren Märkten sind Polizei und oder private Sicherheitsleute präsent. Seit dem Breitscheidplatz-Anschlag, bei dem der Terrorist Anis Amri mit einem Sattelzug in eine Menschenmenge gerast ist, werden robuste Rammschutz-Poller rund um die Veranstaltungsgelände aufgestellt.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes, Frank Hakelberg, beteuerte diesbezüglich in der Rheinischen Post: „Die 3200 Weihnachtsmärkte in Deutschland sind sicher. Die Menschen sollten zwar achtsam sein, aber keine Sorgen haben.“ ■