Nach dem Horror-Unfall mit einem Flixbus auf der A9 droht dem Fahrer Knast! Nach dem schweren Busunglück bei Leipzig ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Busfahrer. Der Vorwurf gegen den 62-jährigen Tschechen lautet auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung, wie ein Sprecher der Behörde am Donnerstag sagte.
Der Doppelstock-Flixbus mit 54 Menschen an Bord, inklusive der beiden Fahrer, war am Mittwochmorgen von der Fahrbahn abgekommen, über den Grünstreifen gerast und auf die Seite gekippt. Auch Bäume soll er gestreift haben. Das Busunternehmen hatte zuvor von 55 Menschen in dem Bus gesprochen. Die Polizei berichtete von 4 Toten, 6 Schwerverletzten und 29 Menschen mit leichten Verletzungen.
Fahrer soll mit Kollegen lautstark diskutiert haben
Wie Medien berichteten, hatten Zeugen angegeben, dass der Fahrer abgelenkt gewesen sein könnte. Er soll mit seinem slowakischen Kollegen lautstark diskutiert haben, wie eine Zeugin gegenüber der Leipziger Volkszeitung angab (KURIER berichtete). Der Fahrer hatte aus bisher ungeklärter Ursache die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Laut Augenzeugenberichten hatte er sich in Berlin bereits verfahren.
Für die Ermittler steht die Ursachenforschung derzeit im Vordergrund. So sollen auch alle Verletzten, die in einem Krankenhaus behandelt werden, befragt werden, sofern es deren Gesundheitszustand zulässt, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig am Donnerstag sagte. Laut Staatsanwaltschaft wird zudem ein unfallanalytisches Gutachten von dem Bus in Auftrag gegeben. Mit ersten Ergebnissen sei wohl erst in einigen Wochen zu rechnen, betonte der Behördensprecher.
Verwirrung um vermisste Fahrgäste
Die Feuerwehr gab am Donnerstag bekannt, dass drei Menschen, die angeblich im Bus gesessen hatten, bislang nicht gefunden wurden. „Die Einsatzleitung entschied sich, mehrere Suchtrupps mit Wärmebildkameras in die angrenzende Flächen/Wald und Vegetationsflächen zu schicken um die Vermissten zu sichten“, schrieb die Feuerwehr im Einsatzbericht. Weiter wurde ein Helikopter zur weiteren Suche eingesetzt sowie die eine Drohne. „Bis zum Schluss konnte nicht geklärt werden, ob die vermissten Personen überhaupt in den Bus gestiegen waren.“ Gefunden wurde also niemand.
Drei Opfer identifiziert
Am Donnerstagnachmittag hat die Polizei Informationen zur Identität der Todesopfer veröffentlicht. Demnach handelt es sich bei den vier Getöteten um Frauen. Bei dem Unfall starben eine 47-jährige Polin, eine 20-jährige Indonesierin mit Wohnsitz in Berlin sowie eine 19-Jährige aus Bayern. Die Identität der vierten Frau konnte bislang noch nicht zweifelsfrei geklärt werden.
Der Reisebus war auf dem Weg von Berlin nach Zürich verunglückt. Um 8.00 Uhr war er gestartet, gegen 9.45 Uhr passierte der Unfall zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz. Nach ersten Erkenntnissen war wohl kein anderes Fahrzeug daran beteiligt. Der Fahrer des Busses soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. „An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr“, hieß es. Die A9, eine wichtige Nord-Süd-Strecke zwischen Berlin und München, war rund um die Unfallstelle zwölf Stunden lang gesperrt.
Feuerwehrleute halfen bei Bergung
Noch vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte hatte ein nachfolgender Bus an der Unfallstelle angehalten. Darin hatten nach Angaben der „Saarbrücker Zeitung“ zahlreiche Feuerwehrleute aus Saarbrücken gesessen, die sofort zu dem verunglückten Reisebus geeilt waren. Demnach hatte sie ohne professionelle Ausrüstung Verletzte aus den Trümmern geholt und versorgt.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den relativ sicheren Verkehrsmitteln. Der Unfallstatistik zufolge sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert.
Der ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. „Ob und wie die einzelnen Unternehmen kontrollieren, ob Insassen angeschnallt sind, ist nicht nachzuvollziehen“, sagte der Sprecher. Busreisenden werde grundsätzlich empfohlen, sich anzuschnallen. ■